Erich Teichmann

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Nachruf für Erich Teichmann

Es war vor ungefähr 6 Jahren, als die Allmende vom Haus der Geschichte in Stuttgart einen Anruf bekam: bei ihnen hätte sich ein Mann aus Rommelshausen gemeldet und ihnen Unterlagen aus der NS-Zeit zukommen lassen. Ob wir den kennen würden? Nein, wir kannten ihn noch nicht, haben uns aber umgehend mit ihm in Verbindung gesetzt. Es handelte sich um Erich Teichmann aus der Beinsteiner Straße, Jahrgang 1930. 1933 war sein Vater verhaftet und im Hotel Silber, der späteren Gestapozentrale, verhört und anschließend ins KZ Heuberg eingeliefert worden. Die ganze Familie Teichmann war im Widerstand gegen die NS-Diktatur, half französischen Kriegsgefangenen, sowjetischen Zwangsarbeiterinnen und jüdischen Kollegen und Nachbarinnen. Die Teichmanns waren „lesende Arbeiter“, Teil einer solidarisch handelnden Arbeiterbewegung, die antifaschistisch, antimilitaristisch und allseitig gebildet war. Diese Kultur ist heute weitgehend verschwunden. Als Lehre aus den Erfahrungen mit Diktatur und Krieg engagierte sich Erich Teichmann in den 1970er Jahren beim Aufbau der Partnerschaftsgesellschaft mit St. Rambert d’Albon und der deutsch-französischen Versöhnung und Freundschaft. Bei zahlreichen Gesprächen hat er dann über sein Leben berichtet und wir besuchten mit ihm die damaligen „Tatorte“. Daraus entstand zuerst im September 2014 eine Veranstaltung bei den Naturfreunden in Fellbach, wo Erich und seine Frau Christa ein Leben lang aktiv waren. Und in diesem Jahr schließlich der Film „Die Teichmanns – Ein Leben für die Menschlichkeit“, der – in seinem Beisein - am 10. März im Bürgerhaus in Rommelshausen uraufgeführt wurde.

Erich Teichmann starb am 18. November 2018 im Alter von 88 Jahren. Mit ihm verlieren wir eine beeindruckende und vorbildhafte Persönlichkeit.

Ausschnitte aus unseren Gesprächen über die NS-Zeit sind in der Dauerausstellung im vor kurzem eröffneten Lern- und Gedenkort „Hotel Silber“ in der Dorotheenstraße in Stuttgart zu hören. Der Film „Die Teichmanns“ wird am 20. Februar 2019 um 19 Uhr im Hotel Silber gezeigt.


Film: Die Teichmanns – Ein Leben für die Menschlichkeit

- 20.02. Hotel Silber, Dorotheenstr. 10, Stuttgart===


„Es war einmal ein Handwerker, ein gelernter Nähmaschinenschlosser, Kurt Teichmann, Jahrgang 1904, der auf der Walz seine spätere Frau Dorothea „Dorle“ Seubert, Jahrgang 1906, kennenlernte und heiratete“. So beginnt der jüngste Film aus dem „Projekt Dorfgedächtnis“ der Allmende Stetten. Es handelt sich jedoch um kein Märchen, die Geschichte hat sich so zugetragen.

Das junge Paar zog 1927 nach Stuttgart, auf den Weißenhof. Dort geriet Kurt 1933 als Sozialdemokrat und Gewerkschafter ins Visier der Nazi-Polizei, wurde verhaftet, im Hotel Silber verhört, später ins KZ Heuberg eingeliefert. Dies hielt die beiden aber nicht davon ab, auch nach seiner Entlassung aus der Haft weiterhin im antifaschistischen Widerstand aktiv zu sein. Sie halfen französischen Kriegsgefangenen, sowjetischen Zwangsarbeiterinnen und jüdischen Kollegen und Nachbarinnen. Akte der Menschlichkeit in einer dunklen Zeit.

Ihre Taten und Erlebnisse leben wieder auf in den Erzählungen ihres Sohnes Erich, Jahrgang 1930, der die NS-Diktatur als Kind und Jugendlicher miterlebte

Erich Teichmann zog in den 1950er Jahren in die Beinsteiner Straße nach Rommelshausen, wo er heute noch lebt. Als Konsequenz aus den Kriegserlebnissen gehörte er in den 1970er Jahren zu den aktiven Gründern der Partnerschaftsgesellschaft mit dem französischen St. Rambert d’Albon.

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