Ingeborg Bachmann

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30 Jahre hielt die Familie von Ingeborg Bachmann ihre Korrespondenz mit Max Frisch unter Verschluss. Nun ist ein über 1000 Seiten starkes Buch mit diesen Briefen erschienen, das die große Liebe der beiden Literaten und den gegenseitigen Einfluss auf ihre Werke enthüllt. Ab heute lesen Johanna Wokalek und Matthias Brandt immer montags bis freitags ab 8:30 Uhr in "Am Morgen vorgelesen" aus diesen Briefen vor. ndr.de/kultur/briefwechsel124.html

060123 via fb

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Inhaltsverzeichnis

ingeborg-bachmann-goes-onb

http://karldietz.blogspot.com/2018/07/ingeborg-bachmann-goes-onb.html


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NZZ: Neue Dokumente öffnen den Blick in das Universum der jungen Ingeborg Bachmann

http://www.univie.ac.at/voeb/blog/?p=46693

26. Juli 2018 um 10:20

In Berlin wurde ein umfangreiches handschriftliches Konvolut der Dichterin verkauft. Zum Glück hat es die Österreichische Nationalbibliothek erworben. Damit steht es der Forschung weiterhin zur Verfügung. ... Siehe https://www.nzz.ch/feuilleton/neue-dokumente-oeffnen-den-blick-in-das-universum-der-ingeborg-bachmann-ld.1398213

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gedicht und fotos. smile.


Ingeborg Bachmann - Alle Tage (Aufnahme 1952)

www.youtube.com ‎1952 gelesen von Ingeborg Bachmann

Der Krieg wird nicht mehr erklärt, sondern fortgesetzt. Das Unerhörte ist alltäglich geworden. Der Held bleibt den Kämpfen...


Ingeborg Bachmann: Es könnte viel bedeuten

Es könnte viel bedeuten: wir vergehen, >>>>>>> wir kommen ungefragt und müssen weichen. >>>>>>> Doch daß wir sprechen und uns nicht verstehen >>>>>>> und keinen Augenblick des andern Hand erreichen, >>>>>>> zerschlägt so viel: wir werden nicht bestehen. >>>>>>> Schon den Versuch bedrohen fremde Zeichen, >>>>>>> und das Verlangen, tief uns anzusehen, >>>>>>> durchtrennt ein Kreuz, uns einsam auszustreichen.


Ingeborg Bachmann: Entfremdung

In den Bäumen kann ich keine Bäume mehr sehen. Die Äste haben nicht die Blätter, die sie in den Wind halten. Die Früchte sind süß, aber ohne Liebe. Sie sättigen nicht einmal. Was soll nur werden? Vor meinen Augen flieht der Wald, vor meinem Ohr schließen die Vögel den Mund, für mich wird keine Weise zum Bett. Ich bin satt vor der Zeit und hungre nach ihr. Was soll nur werden?

Auf den Bergen werden nachts die Feuer brennen. Soll ich mich aufmachen, mich allem wieder nähern?

Ich kann in keinem Weg mehr einen Weg sehen.

Ingeborg Bachmann


Die gestundete Zeit

Es kommen härtere Tage. Die auf Widerruf gestundete Zeit wird sichtbar am Horizont. Bald mußt du den Schuh schnüren und die Hunde zurückjagen in die Marschhöfe. Denn die Eingeweide der Fische sind kalt geworden im Wind. Ärmlich brennt das Licht der Lupinen. Dein Blick spurt im Nebel: die auf Widerruf gestundete Zeit wird sichtbar am Horizont. Drüben versinkt dir die Geliebte im Sand, er steigt um ihr wehendes Haar, er fällt ihr ins Wort, er befiehlt ihr zu schweigen, er findet sie sterblich und willig dem Abschied nach jeder Umarmung. Sieh dich nicht um. Schnür deinen Schuh. Jag die Hunde zurück. Wirf die Fische ins Meer. Lösch die Lupinen! Es kommen härtere Tage.


Erklär mir, Liebe

Dein Hut lüftet sich leis, grüßt, schwebt im Wind, dein unbedeckter Kopf hat’s Wolken angetan, dein Herz hat anderswo zu tun, dein Mund verleibt sich neue Sprachen ein, das Zittergras im Land nimmt überhand, Sternblumen bläst der Sommer an und aus, von Flocken blind erhebst du dein Gesicht, du lachst und weinst und gehst an dir zugrund, was soll dir noch geschehen – Erklär mir, Liebe! Der Pfau, in feierlichem Staunen, schlägt sein Rad, die Taube schlägt den Federkragen hoch, vom Gurren überfüllt, dehnt sich die Luft, der Entrich schreit, vom wilden Honig nimmt das ganze Land, auch im gesetzten Park hat jedes Beet ein goldner Staub umsäumt. Der Fisch errötet, überholt den Schwarm und stürzt durch Grotten ins Korallenbett. Zur Silbersandmusik tanzt scheu der Skorpion. Der Käfer riecht die Herrlichste von weit; hätt ich nur seinen Sinn, ich fühlte auch, daß Flügel unter ihrem Panzer schimmern, und nähm den Weg zum fernen Erdbeerstrauch! Erklär mir, Liebe! Wasser weiß zu reden, die Welle nimmt die Welle an der Hand, im Weinberg schwillt die Traube, springt und fällt. So arglos tritt die Schnecke aus dem Haus! Ein Stein weiß einen andern zu erweichen! Erklär mir, Liebe, was ich nicht erklären kann: sollt ich die kurze schauerliche Zeit nur mit Gedanken Umgang haben und allein nichts Liebes kennen und nichts Liebes tun? Muß einer denken? Wird er nicht vermißt? Du sagst: es zählt ein andrer Geist auf ihn ... Erklär mir nichts. Ich seh den Salamander durch jedes Feuer gehen. Kein Schauer jagt ihn, und es schmerzt ihn nichts.

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