Oskar Maria Graf

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Verbrennt mich

>>>> > Zwei Tage nach der Bücherverbrennung, am 12. Mai 1933, >>>> > veröffentlichte Graf diesen Artikel in der Wiener Arbeiterzeitung:

>>>> > "Verbrennt mich >>>> > >>>> > Wie fast alle links gerichteten, entschieden sozialistischen >>>> > Geistigen in Deutschland, habe auch ich etliche Segnungen des >>>> > neuen Regimes zu spüren bekommen: Während meiner zufälligen >>>> > Abwesenheit aus München erschien die Polizei in meiner dortigen >>>> > Wohnung, um mich zu verhaften. Sie beschlagnahmte einen >>>> > großen Teil unwiederbringlicher Manuskripte, mühsam >>>> > zusammengetragenes Quellenstudien- Material, meine sämtlichen >>>> > Geschäftspapiere und einen großen Teil meiner Bücher. Das alles >>>> > harrt nun der wahrscheinlichen Verbrennung. >>>> > >>>> > Ich habe also mein Heim, meine Arbeit und - was am Schlimmsten >>>> > ist - die heimatliche Erde verlassen müssen, um dem >>>> > Konzentrationslager zu entgehen. Die schönste Überraschung aber >>>> > ist mir erst jetzt zuteil geworden: Laut "Berliner Börsencourier" >>>> > stehe ich auf der "weißen Autorenliste" des neuen Deutschlands, >>>> > und alle meine Bücher, mit Ausnahme meines Hauptwerkes "Wir >>>> > sind Gefangene", werden empfohlen: Ich bin also dazu berufen, >>>> > einer der Exponenten des "neuen" deutschen Geistes zu sein! >>>> > >>>> > Vergebens frage ich mich: Womit habe ich diese Schmach >>>> > verdient? Das "Dritte Reich" hat fast das ganze deutsche >>>> > Schrifttum von Bedeutung ausgestoßen, hat sich losgesagt von der >>>> > wirklichen deutschen Dichtung, hat die größte Zahl seiner >>>> > wesentlichsten Schriftsteller ins Exil gejagt und das Erscheinen >>>> > ihrer Werke in Deutschland unmöglich gemacht. Die >>>> > Ahnungslosigkeit einiger wichtigtuerischer Konjunkturschreiber und >>>> > der hemmungslose Vandalismus der augenblicklich herrschenden >>>> > Gewalthaber versuchen all das, was von unserer Dichtung und >>>> > Kunst Weltgeltung hat, auszurotten und den Begriff "deutsch" >>>> > durch engstirnigsten Nationalismus zu ersetzen. >>>> > >>>> > Ein Nationalismus, auf dessen Eingebung selbst die geringste >>>> > freiheitliche Regung unterdrückt wird, ein Nationalismus, auf >>>> > dessen Befehl alle meine aufrechten sozialistischen Freunde >>>> > verfolgt, eingekerkert, gefoltert, ermordet oder aus Verzweiflung in >>>> > den Freitod getrieben werden. Und die Vertreter dieses >>>> > barbarischen Nationalismus, der mit Deutschsein nichts, aber auch >>>> > rein gar nichts zu tun hat, unterstehen sich, mich als einen ihrer >>>> > "Geistigen" zu beanspruchen, mich auf ihre sogenannte "weiße >>>> > Liste" zu setzen, die vor dem Weltgewissen nur eine schwarze >>>> > Liste sein kann! >>>> > >>>> > Diese Unehre habe ich nicht verdient! Nach meinem ganzen Leben >>>> > und nach meinem ganzen Schreiben habe ich das Recht, zu >>>> > verlangen, dass meine Bücher der reinen Flamme des >>>> > Scheiterhaufens überantwortet werden und nicht in die blutigen >>>> > Hände und die verdorbenen Hirne der braunen Mordbande >>>> > gelangen. Verbrennt die Werke des deutschen Geistes! Er selber >>>> > wird unauslöschlich sein wie eure Schmach! Alle anständigen >>>> > Zeitungen werden um Abdruck dieses Protestes ersucht."

http://karldietz.blogspot.de/2013/05/oskar-maria-graf-verbrennt-mich-1933.html


Bert Brecht - Die Bücherverbrennung

Als das Regime befahl, Bücher mit schädlichem Wissen
Öffentlich zu verbrennen, und allenthalben
Ochsen gezwungen wurden, Karren mit Büchern
Zu den Scheiterhaufen zu ziehen, entdeckte
Ein verjagter Dichter, einer der besten, die Liste der
Verbrannten studierend, entsetzt, daß seine
Bücher vergessen waren. Er eilte zum Schreibtisch
Zornbeflügelt, und schrieb einen Brief an die Machthaber. 
Verbrennt mich! schrieb er mit fliegender Feder, verbrennt mich! 
Tut mir das nicht an! Laßt mich nicht übrig! Habe ich nicht
Immer die Wahrheit berichtet in meinen Büchern? Und jetzt
Werd ich von euch wie ein Lügner behandelt! Ich befehle euch, 
Verbrennt mich!
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