Stadtbücherei Stuttgart

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Dr. Gustav Rottacker
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Stadtbücherei Stuttgart
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Frank Hintrager
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Gertraud Voss-Krueger
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Bald heißt es "Wilhelmspalais, ade". Nach 46 Jahren bekommt die [[Stadtbücherei Stuttgart]] ein neues Domizil. Ingrid Bussmann, die Bibliotheksdirektorin, ist überzeugt von den Qualitäten des Würfels hinter dem Hauptbahnhof und sagt: "Das ist kein Bücherknast!"
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Die Stadtbücherei Stuttgart zieht um: Im Sommer werden mehrere Hunderttausend Bücher und digitale Medien in die Bibliothek 21 hinter dem Hauptbahnhof transportiert. Dass der neue Bau nicht jedem gefällt, trägt Ingrid Bussmann mit Fassung.
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Frau Bussmann, haben Sie schon Bücherkisten gepackt?
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Wir haben sie noch nicht gepackt, planen aber gerade ganz intensiv, wie der Umzug vom Wilhelmspalais in die neue Bibliothek ablaufen wird. Ende Oktober wollen wir die Eröffnung feiern.
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Werden die Nutzer im Wilhelmspalais bald merken, dass sich etwas verändert?
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Wir wollen versuchen, den Betrieb bis Ende August - leider schaffen wir es nicht ohne zweimonatige Schließung - möglichst uneingeschränkt aufrechtzuerhalten. Das gilt für die Zentralbücherei, die Musikbücherei und die Mediothek, die bereits Mitte August schließen wird.
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Was wird anders in der neuen Bibliothek, was erwartet die Besucher dort?
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Eine ganz andere Atmosphäre, sehr viel mehr Platz, mehr Medien als bisher, viel mehr Möglichkeiten der Computernutzung. Wir werden insgesamt etwa 200 Computerarbeitsplätze haben, wobei der größte Teil Netbooks und Laptops sind, die man an einem Platz im Haus, an dem man gern arbeiten möchte, nutzen kann. Wir haben den Bestand jetzt schon stark aufgestockt. Der Bereich fremdsprachige Literatur wird größer, es gibt einen neuen Schwerpunkt Film, wir werden wesentlich mehr DVDs anbieten und kooperieren auch mit anderen Institutionen in der Stadt. Wir werden zudem ein ganz anderes Ausstellungskonzept haben: Im Erdgeschoss können wir 16 große Bildschirme mit eigenen digitalen Angeboten und mit Netzkunst bespielen. Schon zur Eröffnung wird dort Literatur sichtbar sein. Und wir werden die vermutlich längsten Öffnungszeiten einer kommunalen Bibliothek in Deutschland haben, von Montag bis Samstag neun Uhr morgens bis neun Uhr abends.
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Vorher müssen Sie die Leute aber erst einmal in das neue Haus hineinbekommen. Haben Sie keine Angst, dass die Besucher, die den zentralen Standort am Charlottenplatz gewöhnt sind, sich schwertun mit einem Neubau, der ein ganzes Stück von der Innenstadt entfernt ist?
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Die größte Hürde ist im Kopf. Mir ist bewusst, dass viele Menschen das Gefühl haben, das neue Haus sei weiter weg. Real sind es von der Eingangstür der neuen Bibliothek bis zum Wilhelmspalais mit der Straßenbahn ab Türlenstraße sechs bis acht Minuten. Man fährt, wenn man von Süden kommt, drei Haltestellen weiter. Diejenigen, die von Norden kommen, sparen sogar fünf Minuten. Von der Haltestelle Türlenstraße wird es einen direkten Zugang zum Haus über einen breiten Steg geben. Das sind etwa 75 Meter. Man ist wirklich ganz schnell da.
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Mancher tut sich mit dem Gebäude schwer. Die Visualisierung des Architekturbüros zeigt einen leuchtenden Würfel mit spiegelnder Wasserfläche, das Bild der Webcam einen düsteren Kubus in einer Baustellenbrache. Können Sie verstehen, dass manche den Neubau als "Bücherknast" verspotten?
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Ich kann akzeptieren, wenn Leute sagen, das ist nicht mein Bild von Architektur. Ein Begriff wie "Bücherknast" aber ist dem Architekten gegenüber absolut ungerecht. Hinter diesem Haus steht eine architektonische Idee: die klaren Formen, die bewusst introvertierte Fassade, hinter der sich das Haus nach innen öffnet zu den verschiedenen Bereichen. Über den Galeriesaal im vierten Obergeschoss sagen jetzt schon viele, das wird das Alleinstellungsmerkmal des neuen Hauses. Und abgesehen davon, dass Bücher etwas Befreiendes, Beflügelndes sind, besteht diese Bibliothek ja nicht aus Fassade, aus Räumen und Gestaltung, sondern aus dem, was inhaltlich angeboten wird. Wir haben mehr Medien und mehr Beratung, wir haben neue Räume, in denen sich Lerngruppen treffen können. Dieses Haus ist zutiefst demokratisch und bietet den Bürgern der Stadt jede Möglichkeit, es frei zu nutzen. In einen Knast kann ich nicht frei reingehen.
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Der Wettbewerb um den Neubau der Stadtbücherei Stuttgart ist 1999 entschieden worden. Hat die ins Land gegangene Zeit dem Entwurf von Eun Young Yi geschadet?
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Ich würde sagen, nein. Er hat das als Statement für die Architektur der Zukunft abgegeben. Schon 1999 hat die Jury geschrieben, das ist ein Haus mit Charakter, an dem man sich reiben wird.
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Wie sind Ihre Erfahrungen bei den Baustellenführungen fürs interessierte Publikum?
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Sehr positiv. Die Führungen sind bis Juni ausgebucht. Wenn die Leute sich mal auf das Haus einlassen, gehen sogar die härtesten Gegner, wie sich in den Gesprächen zeigt, mit dem Gefühl raus, es sei doch nicht so schlecht. Und zwei Drittel sind richtiggehend begeistert. Ich gebe zu, dass das Problem des nicht bebauten Umfelds uns noch eine Weile beschäftigen wird.
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Wenn man über die Bibliothek, die ja nicht mehr Bibliothek 21 heißt, spricht, kommt man um das Thema Stuttgart 21 nicht herum. Handelt es sich hier nicht womöglich um einen Fall von Instrumentalisierung nach dem Motto, "Wenn im neuen Quartier erst mal der Kulturwürfel steht, stört sich keiner mehr an Shoppingmall- und anderer Investorenarchitektur"?
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Als das ganze Projekt 1997 entstand, brauchten wir größere Räume, und die Stadt hat die Chance gesehen, dass eine neue Bibliothek zur Belebung des Stadtgebiets beitragen kann. Und das gilt noch heute. In Hamburg ist die Bibliothek in ein umstrittenes Areal gezogen, und in kurzer Zeit hat sich das Umfeld verändert, weil die Bibliothek eine starke Ausstrahlung hat. In Wien war das ähnlich. Da ist der Standort zwar direkt an einer U-Bahn-Haltestelle, aber das Haus liegt an einer großen Durchgangsstraße. Auch da hat die Bibliothek das Quartier positiv beeinflusst. Wenn die Bibliothek positive Signale in die Umgebung sendet, ist das keine Instrumentalisierung.
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Hinter dem Bahnhof haben Sie ja noch viel Spielraum für positiven Einfluss . . .
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Das kann man hoffen.
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Frau Bussmann, Sie leiten die Stadtbücherei seit zehn Jahren, die Planungen für die neue Bibliothek haben Sie die ganze Zeit begleitet, seit zwei Jahren wird gebaut. Wenn Sie eingezogen sein werden, machen Sie dann drei Kreuze? Oder fängt die Arbeit erst an?
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Sicher machen wir erst mal drei Kreuze, wenn wir alles geschafft haben. Aber natürlich kann eine Bibliothek nie stillstehen. Die ganze digitale Entwicklung etwa geht ja weiter. Gleichzeitig bleibt die Bewahrung der Buchkultur ein ganz wichtiges Thema. 2012 müssen wir uns auch wieder um die Weiterentwicklung der Stadtteilbüchereien kümmern. Wir legen bestimmt nicht die Beine hoch.
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Das Wilhelmspalais hat künftig als Stadtbücherei ausgedient. Gibt es beim Auszug auch ein weinendes Auge?
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Natürlich. Wir alle haben eine starke Bindung an das Haus. Wir spüren jeden Tag, dass hier der Platz nicht reicht, aber es ist eben gemeinsame Geschichte. Und ich finde es schön, dass das Stadtmuseum, das hier einzieht, diese Geschichte thematisieren kann, dass die Spuren nicht verloren gehen. Seit 1965 war die Bücherei hier drin, das sind fast fünfzig Jahre. Auch im neuen Haus, das haben wir immer gesagt, geht es um Tradition und Innovation.
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Das Gespräch führte Julia Schröder.

Version vom 1. April 2020, 12:00 Uhr



Inhaltsverzeichnis

Stadtbücherei Stuttgart im Wilhelmspalais

AKI-termine

063 26.04.1972

Führung === durch die Stadtbücherei Stuttgart im Wilhelmspalais Dr. Gustav Rottacker Stadtbücherei Stuttgart 18 tln.

.

179 14.04.1988

Aktive Videoarbeit === in der Stadtbücherei Stuttgart Frank Hintrager Stadtbücherei Stuttgart Aussenstelle und Schulbibliothek Neugereut 5 tln

.

334 26.11.1991

Zwischen Beharrung und Aufbruch=== Stadtbücherei Stuttgart die grossstädtische Zentralbibliothek Hannelore Jouly Prof. Wolfram Henning Stuttgart 20

.

396 02.02.1993

Kunst und Bibliothek - die Graphothek === der Stadtbücherei Stuttgart stellt sich vor Hannelore Jouly

.

438 02.12.1993

Think big, start small: Library goes electronic === Jessica Berger Sigrid Bolzmann

.

502 19.05.1995

Giovanni Salucci - eine Ausstellung === in der Stadtbücherei Stuttgart im Wilhelmspalais

.

523 14.11.1995

Führung durch die neue Musikbücherei am Wilhelmspalais === Gertraud Voss-Krueger Stadtbücherei Stuttgart

.

Bibliothek21 in Stuttgart

Vortrag 30.11.2004 Ingrid Bußmann===

.

03.11.2009 - Infobaustein zur neuen Bibliothek

...

29.04.2011 ... Führung Neue Bibliothek mit Christine Brunner

+ 18.12.2018==


2012 ... Gemeinsamer Besuch Neue Bibliothek

Fokus Internet

Mediothek bis 12.08.2011

Neue Bibliothek ==

Bibliothek21 ==


Stadtbibliothek Stuttgart

Offen ab 24.10.2011

Onleihe ab 29.08.2011

s.a. E-Books


Rechercheportal ==

CHILIAS ==


Dieses Haus ist zutiefst demokratisch - STZ vom 23.02.2011

Interview

Bald heißt es "Wilhelmspalais, ade". Nach 46 Jahren bekommt die Stadtbücherei Stuttgart ein neues Domizil. Ingrid Bussmann, die Bibliotheksdirektorin, ist überzeugt von den Qualitäten des Würfels hinter dem Hauptbahnhof und sagt: "Das ist kein Bücherknast!"

Die Stadtbücherei Stuttgart zieht um: Im Sommer werden mehrere Hunderttausend Bücher und digitale Medien in die Bibliothek 21 hinter dem Hauptbahnhof transportiert. Dass der neue Bau nicht jedem gefällt, trägt Ingrid Bussmann mit Fassung.

Frau Bussmann, haben Sie schon Bücherkisten gepackt?

Wir haben sie noch nicht gepackt, planen aber gerade ganz intensiv, wie der Umzug vom Wilhelmspalais in die neue Bibliothek ablaufen wird. Ende Oktober wollen wir die Eröffnung feiern.

Werden die Nutzer im Wilhelmspalais bald merken, dass sich etwas verändert?

Wir wollen versuchen, den Betrieb bis Ende August - leider schaffen wir es nicht ohne zweimonatige Schließung - möglichst uneingeschränkt aufrechtzuerhalten. Das gilt für die Zentralbücherei, die Musikbücherei und die Mediothek, die bereits Mitte August schließen wird.

Was wird anders in der neuen Bibliothek, was erwartet die Besucher dort?

Eine ganz andere Atmosphäre, sehr viel mehr Platz, mehr Medien als bisher, viel mehr Möglichkeiten der Computernutzung. Wir werden insgesamt etwa 200 Computerarbeitsplätze haben, wobei der größte Teil Netbooks und Laptops sind, die man an einem Platz im Haus, an dem man gern arbeiten möchte, nutzen kann. Wir haben den Bestand jetzt schon stark aufgestockt. Der Bereich fremdsprachige Literatur wird größer, es gibt einen neuen Schwerpunkt Film, wir werden wesentlich mehr DVDs anbieten und kooperieren auch mit anderen Institutionen in der Stadt. Wir werden zudem ein ganz anderes Ausstellungskonzept haben: Im Erdgeschoss können wir 16 große Bildschirme mit eigenen digitalen Angeboten und mit Netzkunst bespielen. Schon zur Eröffnung wird dort Literatur sichtbar sein. Und wir werden die vermutlich längsten Öffnungszeiten einer kommunalen Bibliothek in Deutschland haben, von Montag bis Samstag neun Uhr morgens bis neun Uhr abends.

Vorher müssen Sie die Leute aber erst einmal in das neue Haus hineinbekommen. Haben Sie keine Angst, dass die Besucher, die den zentralen Standort am Charlottenplatz gewöhnt sind, sich schwertun mit einem Neubau, der ein ganzes Stück von der Innenstadt entfernt ist?

Die größte Hürde ist im Kopf. Mir ist bewusst, dass viele Menschen das Gefühl haben, das neue Haus sei weiter weg. Real sind es von der Eingangstür der neuen Bibliothek bis zum Wilhelmspalais mit der Straßenbahn ab Türlenstraße sechs bis acht Minuten. Man fährt, wenn man von Süden kommt, drei Haltestellen weiter. Diejenigen, die von Norden kommen, sparen sogar fünf Minuten. Von der Haltestelle Türlenstraße wird es einen direkten Zugang zum Haus über einen breiten Steg geben. Das sind etwa 75 Meter. Man ist wirklich ganz schnell da.

Mancher tut sich mit dem Gebäude schwer. Die Visualisierung des Architekturbüros zeigt einen leuchtenden Würfel mit spiegelnder Wasserfläche, das Bild der Webcam einen düsteren Kubus in einer Baustellenbrache. Können Sie verstehen, dass manche den Neubau als "Bücherknast" verspotten?

Ich kann akzeptieren, wenn Leute sagen, das ist nicht mein Bild von Architektur. Ein Begriff wie "Bücherknast" aber ist dem Architekten gegenüber absolut ungerecht. Hinter diesem Haus steht eine architektonische Idee: die klaren Formen, die bewusst introvertierte Fassade, hinter der sich das Haus nach innen öffnet zu den verschiedenen Bereichen. Über den Galeriesaal im vierten Obergeschoss sagen jetzt schon viele, das wird das Alleinstellungsmerkmal des neuen Hauses. Und abgesehen davon, dass Bücher etwas Befreiendes, Beflügelndes sind, besteht diese Bibliothek ja nicht aus Fassade, aus Räumen und Gestaltung, sondern aus dem, was inhaltlich angeboten wird. Wir haben mehr Medien und mehr Beratung, wir haben neue Räume, in denen sich Lerngruppen treffen können. Dieses Haus ist zutiefst demokratisch und bietet den Bürgern der Stadt jede Möglichkeit, es frei zu nutzen. In einen Knast kann ich nicht frei reingehen.

Der Wettbewerb um den Neubau der Stadtbücherei Stuttgart ist 1999 entschieden worden. Hat die ins Land gegangene Zeit dem Entwurf von Eun Young Yi geschadet?

Ich würde sagen, nein. Er hat das als Statement für die Architektur der Zukunft abgegeben. Schon 1999 hat die Jury geschrieben, das ist ein Haus mit Charakter, an dem man sich reiben wird.

Wie sind Ihre Erfahrungen bei den Baustellenführungen fürs interessierte Publikum?

Sehr positiv. Die Führungen sind bis Juni ausgebucht. Wenn die Leute sich mal auf das Haus einlassen, gehen sogar die härtesten Gegner, wie sich in den Gesprächen zeigt, mit dem Gefühl raus, es sei doch nicht so schlecht. Und zwei Drittel sind richtiggehend begeistert. Ich gebe zu, dass das Problem des nicht bebauten Umfelds uns noch eine Weile beschäftigen wird.

Wenn man über die Bibliothek, die ja nicht mehr Bibliothek 21 heißt, spricht, kommt man um das Thema Stuttgart 21 nicht herum. Handelt es sich hier nicht womöglich um einen Fall von Instrumentalisierung nach dem Motto, "Wenn im neuen Quartier erst mal der Kulturwürfel steht, stört sich keiner mehr an Shoppingmall- und anderer Investorenarchitektur"?

Als das ganze Projekt 1997 entstand, brauchten wir größere Räume, und die Stadt hat die Chance gesehen, dass eine neue Bibliothek zur Belebung des Stadtgebiets beitragen kann. Und das gilt noch heute. In Hamburg ist die Bibliothek in ein umstrittenes Areal gezogen, und in kurzer Zeit hat sich das Umfeld verändert, weil die Bibliothek eine starke Ausstrahlung hat. In Wien war das ähnlich. Da ist der Standort zwar direkt an einer U-Bahn-Haltestelle, aber das Haus liegt an einer großen Durchgangsstraße. Auch da hat die Bibliothek das Quartier positiv beeinflusst. Wenn die Bibliothek positive Signale in die Umgebung sendet, ist das keine Instrumentalisierung.

Hinter dem Bahnhof haben Sie ja noch viel Spielraum für positiven Einfluss . . .

Das kann man hoffen.

Frau Bussmann, Sie leiten die Stadtbücherei seit zehn Jahren, die Planungen für die neue Bibliothek haben Sie die ganze Zeit begleitet, seit zwei Jahren wird gebaut. Wenn Sie eingezogen sein werden, machen Sie dann drei Kreuze? Oder fängt die Arbeit erst an?

Sicher machen wir erst mal drei Kreuze, wenn wir alles geschafft haben. Aber natürlich kann eine Bibliothek nie stillstehen. Die ganze digitale Entwicklung etwa geht ja weiter. Gleichzeitig bleibt die Bewahrung der Buchkultur ein ganz wichtiges Thema. 2012 müssen wir uns auch wieder um die Weiterentwicklung der Stadtteilbüchereien kümmern. Wir legen bestimmt nicht die Beine hoch.

Das Wilhelmspalais hat künftig als Stadtbücherei ausgedient. Gibt es beim Auszug auch ein weinendes Auge?

Natürlich. Wir alle haben eine starke Bindung an das Haus. Wir spüren jeden Tag, dass hier der Platz nicht reicht, aber es ist eben gemeinsame Geschichte. Und ich finde es schön, dass das Stadtmuseum, das hier einzieht, diese Geschichte thematisieren kann, dass die Spuren nicht verloren gehen. Seit 1965 war die Bücherei hier drin, das sind fast fünfzig Jahre. Auch im neuen Haus, das haben wir immer gesagt, geht es um Tradition und Innovation.

Das Gespräch führte Julia Schröder.

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