Blinde Kuh
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- | . | + | Nelly Diedrich, Stefanie Buttcher. Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg. Wohl 2014. |
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- | + | Projektbericht: Entwicklung der Kindersuchmaschinen in Deutschland am Beispiel der Anbieter fragFINN, Blinde Kuh und Helles Köpfchen | |
- | + | http://searchstudies.org/tl_files/ADSDS/Projektbericht_Kindersuchmaschinen_Diedrich_Buttcher.pdf | |
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- | + | -- ISt 2015-02-05 |
Aktuelle Version vom 6. Mai 2024, 17:21 Uhr
Blinde Kuh
http://www.blinde-kuh.de Suchmaschine fuer Kinder
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Logo ==
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Interview mit Stefan
F: Stefan, seit wann gibt die Blinde Kuh? Und warum hast du diese spezielle Suchmaschinen begonnen?
A: Seit 1997. Die Blinde Kuh war urspruenglich "Ariadne", die Suchmaschine des deutschen Philosophieknotens. Birgit Bachmann betrieb bereits seit einigen jahren damals noch unter compuserve als Homepagebauerin eigene Kinderseiten. Mit der Zeit waren es aber soviele Links darin geworden, dass man eine Suchmaschine gut gebrauchen konnte. Hierbei war vorteilhaft, die fuer Philosophieseiten der Universitaeten ausgefeilte Verschlagwortungstechnik und redaktionelle Optimierung der Suchraeume fuer Kinder leicht (nun ja) umzubauen. Philosophische Suchanfragen sind eher "Wahrheit", "Erkenntnis" "Denken" , alles Worte, bei denen bisheute in allen Volltextsuchmaschinen nicht gerade "Weisheit" entspringt. Die von Kindern meist intuitiv genutzten Suchlogiken im Speziellen und auch im Komplexen mussten "abgeholt" werden und es reicht einfach nicht aus, ohne didaktikische Massnahmen, Kinder um die 12 Jahre vor einem oft genug ja willkuerlichen Suchergebnis auf sich allein gestellt zu belassen. Wenn ein Kind "Spiele" sucht, soll es sofort massig spielbare Spiele haben, und es muss auch aussehen, das Suchergebnis, wie Spiele. Seiten in denen nur sekundaer das Wort "Spiele" steht, oder gar in einem anderen inhaltlichen Zusammenhang, sind keine brauchbaren Sucherbenisse. Was wir versuchen, nennen wir eben nicht "syntaktische" Such-Algoritmen in denen lediglich Zeichenketten auf Uebereinstimmung gecheckt werden, und auch nicht albern "semantische" Suche, in denen es offenbar vorrausgesetzt wird, dass es ein ultimatives ontologisches Verstaendnis a la Plato und co geben muss, in dem Begriffe das zu bedeuten haben, was in der "Natur" der Begriffe und im "Wesen" der Dinge irgendwie von Goettern eingeschmolzen wurde, sondern eben das bedeuten, wie es benutzt wird.
Die Suche nach "Spiele" heisst, "Ich will jetzt sofort spielen." Sofort Spielbare Spiele bei Blinde Kuh
Zumindest eben bei Kindern. "Frankreich" heisst "ich will jetzt Frankreich haben, und ich will auch mal in Frankreich franzoesische Kinder treffen, online. Ich will franzoesisches Fernsehen sehen, ich will auch Erdkundeinfos haben, und ich will die Kindernachrichten aus ganz Frankreich haben" - oder eben igrendwas dazwischen. "Ich will die Welt entdecken". dazu kommen Altersunterschiede, Kompetenzunterschiede, Situationsabhaengigkeiten, Kontexte, Gefuehlszustaende, Aufmerksamkeitsfaehigkeiten, nicht nur von allen Kindern, sondern deutlich von jedem einzelnen Kind dazu. Der "User" ist eben keine einheitliche Groesse. Dies bedeutete fuer eine Suchmaschine fuer Kinder, dass sie knallhart pragmatisch aufgebaut werden musste. In den letzen 10 Jahren haben wir viel gebastelt, manches davon sogar auch in groesseren Suchmaschinen, aber so richtig fertig sind wir nicht. Heute muss "tokio" direkt zu den Bildern von Billy (Tokio Hotel) fuehren, eben nicht zu Tokio, zumindest offenbar nicht als Erstes. Sinn- und Bedeutungsverschiebungen haben es ganz schoen in sich. Ein weiterer Grund fuehrte dazu, eine Suchmaschine speziell fuer Kinder zu bauen. Suchmaschinen wie damals Altavista oder heute Google sind keine Suchmaschinen fuer Kinder, zumindest bringt es fuer Kinder nicht so viel, ihre Suchworte dort einzugeben. Es kommt natuerlich massig was raus, nur oft kaum was Brauchbares und schon gar nicht fuer Kinder. Man kann das ja immer so schoen am Schund, Schmuddel und Betrug erklaeren. Wir erklaeren das anders. Die Suche nach "Nachrichten" macht es deutlich. Bei Google muss da die tagesschau mindestens rauskommen, wenn es geht, aktuell, also alle halbe Stunde neu. Bei Blinde Kuh muessen Nachrichten wie lillipuz.de und tivi.de (Logo) herauskommen, ebenfalls aktuell und ebenfalls sinnig und uebersichtlich aufgebaut. Siehe: Kindernachrichten bei Blinde Kuh Google wich ebenso aus auf Google News, weil dies eben gar nicht so einfach in einer Standard-Volltextsuche zu meistern ist. das Problem einer Nachrichtensuche ist das gleiche, wie das Problem einer Suchmaschine fuer Kinder. Und es heisst: Pragmatik
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F: Stefan, welche Auszeichnungen hast du schon erhalten für die Blinde Kuh?
A: Die wichtigste Auszeichnung fuer uns ist, dass die Blinde Kuh, ohne eben Werbung und Marketing, von so vielen Einrichtungen und privaten Homepagebauern, Schulen, Staedten, Universitaeten und nun so langsam auch von den kommerziellen Angeboten vernetzt wird. Darum ging es ja schliesslich, um Internet machen. Internet fuer Kinder machen, bzw ja WWW-machen. Die Zweitwichtigste ist, die Blinde Kuh lebt noch. Google kam ja erst nach uns, so alt ist die Blinde Kuh schon. Aus dem kleinen Hobby wurde nun eine vom Bundesfamilienministerium (BMFSFJ) gefoerderte Suchmaschine fuer Kinder. Dies, nach dem Kinder- und Jugendplan der Bundesregierung (KJP 2004) Das ist fuer private Homepagebastler die hoechtse nationale Auszeichnung. Und, nicht zu verschweigen, haben wir auch die klassischen Auszeichnungen im Schrank stehen. Der Grimme-Online-Award 2006 und auch der deutsche Kinderkulturpreis ausgerechnet fuer ein underdog , gerade weil die Blinde Kuh sich treu geblieben ist und dem klassischen Internet, das ist schon was. Nicht zuletzt zu erwaehnen ist, dass wir es geschafft haben, zumindest im Kindersektor im Internet noch ein Stueckchen Freies Internet zu erhalten und nun eine gewisse Expertenstimme stellen, mit der manche sicher Probleme haben, was wir teils sogar gut finden, aber eben viele auch ganz froh sind. Heute ist die Blinde Kuh auch in der Lage, sogar T-Online und aehnliche Anbieter, von dieser idee zu ueberzeugen. (Seite Ende 2007 hat kids.t-online.de auch eine Blinde Kuh) Wir waeren eher ungluecklich, wenn wir nur die Preise haetten, ohne eben die Stimme, die Blinde Kuh hat und ohne die Position, die die Blinde Kuh im Internet als Rueckrat der deutschen Kinderseitelandschaft stellt. Die wichtigste Auszeichnung ist eben, die Blinde Kuh lebt. Sie lebt natuerlich nicht allein, sondern mitten im Herzen der deutschen Kiinderseitenlandschaft Seitenstark.de - Arbeitsgemeinschaft Vernetzter Kinderseiten
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F: Stefan, welche Vorteile gegenüber anderen Suchmaschinen, zb Google, bietet die Blinde Kuh?
A: Hier muss man vorrausetzen, dass es sich bei unserer Zielgruppe eher um die Altersgruppen von bis zu 14 Jahren, mehr deutlich um die 12 Jahre handelt. Die Blinde Kuh leistet zwei Bausteine im Internet der Kinder. Sie muss finden, das besser als Google, damit sie auch genutzt wird, und damit die Moeglichkeit besteht, dass Kinder sie vorziehen und , ohne es eben als Begangelung mitzubekommen, noch ein gutes Stueck Kindermedienschutz mitnehmen. Die Blinde Kuh hat eine Abholfunktion, die darin besteht, Kinder von den Seiten der Erwachsenen abzuholen, und sie dann wieder auf die Kinderseitenlandschaft zu verstreuen. Wir muessen sozusagen beide Anforderungen aus den UN-Kinderrechten erfuellen. Alles und noch viel mehr fuer Kinder auffindbar zu machen, was sie betrifft und sie suchen, weil es ihr Recht auf Zugang zu den Medien und den Informationen so verlangt, und gleichzeitig ihnen ihren wohlverdienten besonderen Schutz vor den Bagaluten im Internet zukommen zu lassen. Dies eben nicht nur auf Kinderseiten, sondern inmitten der fuer sie noch unproblematischen Erwachsenenwelt. Gleichzeitig muessen wir Kinder fit machen, dass sie kompetent genug sind, in einem lebendigen Medium wie das Internet als schwaechere Onliner sich behaupten zu koennen. Internet ist ja nicht Fernsehen. Das was die Blinde Kuh dann als Suchergebnis ausgibt, oder auch ansonsten vernetzt, ist dann nicht ein Kindergarten fuer Kinder zum Ruhigstellen, sondern ein grosses vielfaeltiges vor allem dezentrales Angebot, in denen die Kinder immer einen Ansprechpartner haben und in dem sie vorallem als Besucher, nicht als User behandelt werden. Dies ist die virtuelle Jugendarbeit. Wir finden daher nicht irgendwelche Dokumente, sondern teils ganze Welten, in denen Kinder ernst genommen werden. Bei den Erwachsenen Suchmaschinen haben Kinder keine Vorfahrt. Kinderangebote werden zudem wie kleine Inseln oft aufgebaut, ohne Verbindung zum Rest der Welt. Die Kinder gehen sozusagen zwischen den Welten verloren. Ein starkes Netzwerk, also eher eine starke vernetzte Kinderseiten- landschaft kann sie am besten betreuen. Wie gesagt, hier geht es gar nicht mal nur darum, zu informieren, sondern vorallem die Plaetze zur Partizipation von Kindern ausfindig zu machen. Diese Schwerpunktsetzung eruebrigt den Vergleich mit anderen Angeboten, in denen Kinder eh nicht die Zielgruppe sind und in denen Spam- und Absockseiten ebenso als sinnvolle Suchergebnisse gehandelt werden, wie ernste Onliner-Projekte. Die Problematik der besonderen Ruecksichtnahme auf die Zielgruppe ist in unserern Augen nicht nur bei Kindern sinnvoll. Gute Spezialisierte Suchmaschinen, die mit Herz und Verstand aufgebaut sind, denken da nicht wesentlich anders. Bei Google ist nur Google Gott. Bei Blinde Kuh gibt es keine Goetter, sondern nur Kinder udn diese sind dann jedes fuer sich der Mittelpunkt der ganzen Suchaktion. Google redet von Algoritmen, so als wuerde es ja noch intelligente Techniken geben, ohne eigentlich wirklich die Suchmaschine fuer alles und jeden zu sein. Hier setzt das Markiting darauf, dass vor allem Nichttechniker (bzw Nichtprogrammierer) zu viel Fernsehen und Kino gesehen haben, und an die Technik glauben. Dabei ist Internet ja nicht nur Technik, sondern auch ein soziales Netzwerk. Der Einzige Vorteil, zumal Google stark auf technische Zuverlaessigkeit setzt, ist, dass man bei Google fast jedes Dorf finden kann. Doch Masse ist nicht unbedingt Klasse. Die Grenze der Blinden Kuh ist lediglich zum einen das Angebot fuer Kinder insgesamt und an Seiten, die zwar fuer Erwachsene sind, aber dennoch fuer Kinder interessant sein koennten, etwa NASA, sowie zum Anderen die redaktionelle Kapazitaeten. Die Blinde Kuh ist natuerlich nur so gross, wie sie Menschen hat, die sie machen. Das wiederum kann ein enormer Nachteil sein, denn alles was die Blinde Kuh nicht findet, ist ein gesellschaftliches Problem, bzw kann eines werden. Sicher, sie findet nicht CounterStrike (echte Jungs brauchen da ja auch keine Kindersuchmaschinene fuer). Sie findet auch nicht nackte Frauen und so (echte Jungs stoebern da zu Aufklaerungszwecken eh woanders herum) und sie findet oft genug wie die Kinder sagen, Babykram. Aber das liegt am Angebot der Seitenbauer. Sie bauen viel zu oft Babyseiten. Google hingegen wird schon irgendwas finden, egal was. Bis auf eben Flash-Applikationen, die insbesondere bei Kinderseiten stark eingesetzt werden. Da Kinderseiten kam verschlagwortet sind fuer grosse Suchmaschinen, bis auf eine hand voll Aussnahmen und die Spammer, die mit Games, Chats, und Geschenken locken, bei denen Kinder gern gesehene Klickgeneratoren sind, besteht auch kaum eine Chance, bei Volltextsuchmaschinen all die Kinderseiten in dem Kuddelmuddel an Suchergebnissen eben mal schnell zu finden. Google stiftet eher Chaos und verwirrung fuer Kinder an, als denn tatsaechlich ein sinnvolles Werkzeug zu sein. Sie sind es, die Kinder auf Seiten jagen, die eben nicht fuer sie gedacht sind. Allein das schon ist ein enormes Jugendschutzproblem. So finden die Kinder Chats, in denen sie hilflos jedem Trottel ausgeliefert sind. Die Werbelinks , nicht selten von Spammern und dubiosen Gestalten tun dazu noch ihr Uebriges. Google, die Alleskoenner, koennen eben eines nicht, "artgerechte" Suchmaschinen aufstellen. Die Frage ist auch eher, ob die das unbedingt machen muessen, oder endlich mal anfangen sollten, die Wege ins Internet zu zeigen, statt sie zu verbergen und zu erschweren, bzw im Mainstream zu ertraenken.
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Projekt Kindersuchmaschinen
Nelly Diedrich, Stefanie Buttcher. Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg. Wohl 2014.
http://searchstudies.org/de/kindersuchmaschinen.html
Projektbericht: Entwicklung der Kindersuchmaschinen in Deutschland am Beispiel der Anbieter fragFINN, Blinde Kuh und Helles Köpfchen
http://searchstudies.org/tl_files/ADSDS/Projektbericht_Kindersuchmaschinen_Diedrich_Buttcher.pdf
-- ISt 2015-02-05