AKI-Festschrift 1989

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AKI-Festschrift 1989

25 Jahre Fort- und Weiterbildung im Stuttgarter Raum


hier ein text von clara aus der 1. AKI-Festschrift 1989

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Clara E. Müller: 25 Jahre Fort- und Weiterbildung im Stuttgarter Raum

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Der Arbeitskreis für Information - AKI - feierte sein 25-jähriges Jubiläum und stellte es unter den Titel:

25 Jahre Fort- und Weiterbildung

Ich schalte meine Erinnerungen auf das Jahr 1964 zurück und überlege, was damals in Stuttgart und in Deutschland an Dokumentation und Information vorhanden war.

Zunächst ist festzustellen, daß man in jenen Jahren eigentlich nur von Dokumentation gesprochen hat. Die Auslegung des damals noch relativ neuen Begriffs besagte: Dokumentation sei das Zusammenholen und Sammeln von Erkenntnissen, Fakten, Daten, deren Bereithaltung durch systematische Speicherung, die Weitergabe auf Anfrage oder als gezielte Information zu Forschung und Enticklung. Man betrachtete also Bereithaltung und Weitergabe, die sich gegenseitig bedingenden Tätigkeiten, als eine Funktion; man ahnte noch nicht, welche dominierende Rolle die Information - insbesondere durch Entwicklung der technischen Hilfsmittel - einst spielen würde.

Im Jahre 1941 - also 23 Jahre vor der Gründung des AKI - hatte ich mit einer Dokumentationstätigkeit auf dem sehr umfassenden Sektor Bauwesen begonnen. Für diesen Bereich bestand - wenigstens in Deutschland - noch keine Arbeitsstelle, doch Bedarf. Es war Krieg, eine Umschau im Ausland nicht möglich. In Berlin gab es die Deutsche Industrie Norm (DIN), den heutigen Deutschen Normenausschuß, der bereits 1927 einen Fachnormenausschu8 Bibliotheks-, Buch- und Zeitschriftenwesen ins Leben gerufen hatte; er war eine neutrale, helfende, vermittelnde Stelle für alle, dle um jene Zeit mit Dokumentationsarbeit begannen. Zwar wurde 1941 eine Deutsche Gesellschaft für Dokumentation gegründet, sie war jedoch durch die Kriegsverhältnisse nicht in der Lage, geplante Aufgaben und Ideen zu realisieren. Sie löste sich bel Kriegsende auf. So war es der Deutsche Normenausschuß in Berlin / West, der unmittelbar nach Kriegsschlu8 - erstaunlicher- und glücklicherweiße - die Erlaubnis erhielt, für das geteilte Deutschland weiterzuarbeiten. Er rief die Interessierten in seine verschiedenen Arbeitsausschüsse, in denen sie sich kennenlemten. Die Berufsbezeichnung war ”Dokumentalist”, im Anklang an die im Ausland gebräuchliche Version ”documentalist”. Es fanden Arbeitstagungen in Berlin / West, häufig in Düsseldorf, auch in Frankfurt und Wiesbaden statt, aber auch in Berlin / Ost, wodurch auf breiter Basis Kontakt gepflegt werden konnte und Meinungsaustausch möglich war. Es wäre nun aber falsch zu denken, daß die 40er Jahre der Anfang der Dokumentation seien. Es sind mir aus den 30er und sogar aus den 20er Jahren Bestrebungen, Gruppen und kleinste Grüppchen bekannt, deren Arbeiten mit Recht der Dokumentation zugerechnet werden dürfen; sie alle befaßten sich irgendwie mit der Sammlung von Fakten, deren Weitergabe bzw. Austausch von lnformationen. Sie alle entwickelten Systeme zur technischen Durchführbarkeit ihrer Gedanken. Auch sie waren nlcht die Ersten.

Denken wir nur an das Mittelalter unserer eigenen Geschichte, so finden wir auf Bildern Gelehrte oder Mönche dargestellt, mit dem Buch in der Hand und dem Zettelkasten neben sich. Und wlr kennen alte Berichte und Beschreibungen, z.B. von Forschungsreisenden, in denen sehr wohl auf anderweitig gemachte Erfahrungen hingewiesen wird. Und auch in überkommenen Disputationsberichten, z.B. in theologischen, mangelt es nicht an Beweisen für Dokumentation. Doch verlassen wir Spekulationen und wenden uns wieder der eigenen Zeit zu Auf der Spurensuche kommen wir bis zum Jahr 1895 zurück, als in Brüssel ein Institut Internationale de Bibliographie (IIB) gegründet wurde, aus dem in den 20er Jahren unseres Jahrhunderts das lnstitut Internationale de Documentation (IID) wurde und schließlich 1937 die Fédé ration Internationale de Documentation (FID) in Den Haag. 1805 ist für mich das Gründungsjahr der modernen Dokumentation und es ist beglückend zu wissen, daß von allem Anfang an eine Reihe von denkbar interessierten Deutschen, insbesondere aus dem Bereich der Bibliotheken, mitgearbeitet hat. Als vorwiegende Aufgabe wurde dle Bereitstellung elnes Ordnungssystems betrieben. Ordnungssysteme lassen sich für jedes Interessengebiet erfinden. Auf meinem Sektor der Baudokumentation z.B. waren noch Ende der 40er Jahre aus Mitteleuropa mehr als 60 Systeme bekannt. Alle hatten nur lokale Bedeutung und waren an die Sprachgrenze gebunden. In Brüssel wurde das von dem Amerikaner Melvil Dewey entwickelte dezimale System übernommen, dass universale und universelle Möglichkeiten bietet. Durch Weiterentwicklung der Grundidee, steten Ausbau und Übersetzung in die deutsche Sprache, wurde es zu der vom Deutschen Normen- ausschuß, Berlin, herausgegebenen Dezimalklassifikation (DK). Im Jahr 1948 wurde dle Deutsche Gesellschaft für Dokumentatlon (DGD) zum zweitenmal gegründet. Auf den jährllchen Arbeits-, später Jahrestagungen war nun regelmäßg Möglichkeit gegeben, neue Probleme, aber auch gute Erfahrungen kennenzulernen. Die 3. Jahrestagung fand in Stuttgart statt 1951. Der einzige damals zur Verfügung stehende grö8ere Saal, war im Kurhaus Bad Cannstatt. Nachdem der Wiederaufbau noch nicht ganz beendet war, saßen die Festgäste zeitweise unter Ihren Regenschirmen, was durchaus zur heiteren Stimmung beitrug. Für das Interesse der damaligen Teilnehmer spricht die Tatsache, daß die Besichtigung meiner Dokumentationsstelle, die für 20 Uhr festgesetzt war, wegen Programmverspätungen erst nach Mittemacht stattfand: es waren immerhin noch mehr als 20 Personen! Schnell wurde damals erkannt, da8 eine einheitliche Ausbildung für die spezielle Tätigkeit in Dokumentation und Informatlon nötig ist. Auf der 5. Arbeitstagung der DGD in Goslar legte am 5. November 1953 Dr. Karl Fill sein Papier vor: Thesen zur Ausbildung von Dokumentalisten. [1] Es war entstanden auf Grund zahlreicher Gespräche und Debatten unter den Leitern von Dokumentationseinrichtungen und Bibliothekaren, die geeignete Mitarbeiter unter rein persönlichen Gesichtspunkten heranzogen.

Im Rahmen der DGD wurde 1954 ein Kuratorium für Nachwuchsbildung eingerichtet, das noch im selben Jahr einen ersten, kurzen Fachlehrgang durchführte. Im Winter 1957/58 startete der erste Vollehrgang, der mlt einer Prüfung abschlo8. Für diesen und alle folgenden Lehrgänge blieben Fill’s Thesen die Grundlage. Woher kamen wohl die Lehrkräfte? Ganz einfach: es waren die Leiter von Dokumentationsstellen, die sich für ihre Aufgaben das Nötige selbst erarbeitet hatten und nun versuchten, das Spezielle zum Allgemeingültigen umzuprägen und eigene Erfahrungen weiter- zugeben. Auch einige Bibliothekare gehörten zum Lehrkörper, die aus ihrem Beruf Längstgeregeltes beisteuerten. Vieles war noch und blieb auch in Bewegung, das zeigen die Programme der Lehrgänge. Die Dozenten haben ihrerseits zweifellos in den gemeinsamen Planungsdiskussionen, den Aufnahmegesprächen mit den Bewerbern und in der Prüfungskommission noch vieleriei hinzugelernt. Gleichzeitlg begann damals der Kampf um den Aufbau eines Berufsbildes, um die staatliche Anerkennung des Berufes Dokumentar und seiner Ausbildung, ebenso aber auch das Bemühen, Staat, Industrie, Hochschulen, überhaupt jedermann, vom Nutzen und der Notwendigkeit des Einsatzes der Dokumentation zu überzeugen.

1 Nachrichten für Dokumentation 5(1954), H.1, S.28-32

Aus dem Kreis der Lehrgangsteilnehmer heraus wurde im Jahre 1961 eine berufsständische Vereinigung gegründet, der Verein Deutscher Dokumentare (VDD), der sich jetzt Berufsverband Dokumentation, Information, Kommunikation nennt und der auch heute noch um die Verankerung der beruflichen Tätigkeiten in den einschlägigen Tarifverträgen, um Aus- und Weiterbildung Sorge tragen mu8. Als die Deutsche Gesellschaft für Dokumentation ihr 1. Mitgliederverzeichnis mit dem Stand 1.Juli 1961 herausbrachte, waren es bereits über 200 in der Dokumentation Tätige. Ich will jetzt nicht auf alle diejenigen hinweisen, die sich in den Anfangszeiten für Dokumentation eingesetzt und für sie gekämpft haben - es sind alles gute, unvergessene Kameraden gewesen; eine große Zahl von Frauen war darunter, die meisten in leitender Position. Und nun bin ich in meinem historischen Überblick wieder im Jahre 1964 angekommen, in dem der AKI sein Gründungsjahr sieht. In Stuttgart und in etlichen Kilometern Umgebung gab es damals etwa so viele Dokumentationseinrichtungen wie Industrie-Büchereien und Spezialbibliotheken und etliche - auch ganz besonders interessante - mehr. Für welche sie auch tätig waren, alle Dokumentare hatten dieselben Sorgen:

  • nicht genügende Beachtung und deshalb zu geringe Stützung, Förderung, Dotierung, sei es durch die Geschäftsleitungen oder vorgesetzte Dienststellen
  • nicht genügend Verständnis oder auch Zutrauen derer, denen die Dokumentation bei ihren speziellen Aufgaben, Forschungen, Entwicklungen, Ermittlungen helfen wollte und sollte
  • Schwierigkeiten bei der Gewinnung und Aufbereitung des immer umfangreicheren Materials und der geeigneten Mitarbeiter
  • USW., USW., USW.

So kamen 1964 in Stuttgart einige Dokumentare zusammen, um Gedanken auszutauschen, die Meinung der Kollegen zu den eigenen Problemen zu hören, ein bißchen zu klagen und gute und üble Erfahrungen vorzustellen. Man fand Gefallen an den Zusammenkünften; es war eine bescheidene, zwanglose, stetig wachsende, heitere Runde, in der auch Querköpfe wohl gelitten waren. Man dachte zunächst nicht an eine Vereinsgründung, hatte auch keine systematischen Programme für Weiterbildung im Sinne. Es ergab sich alles von selbst. So wurde z.B. bei einem Treffen von einem Dokumentar ein Problem aus seinem Arbeitsbereich vorgestellt, erläutert und zur Diskussion gestellt, an der sich beteiligte, wer etwas beitragen konnte. Oder man besichtigte eine Dokumentationsstelle und bekam die (damals noch so dürftigenl) technischen Einrichtungen vorgeführt. Umfangreiche Schlagwortlisten, die in Mode kamen, wurden gemeinsam, aber wohlwollend, zerpflückt, und als gar Thesaurus und Computer in den Blick kamen, mangelte es nie an Stoff zum Streitgespräch. Wesentliche Anregung erwuchs au8erdem aus den Besichtigungen der gro8en Fachdokumentationsstellen und der Spezialbüchereien. Jeder Einzelne war zur geistigen Mitarbeit gefordert und zur Formulierung seiner Gedanken: es war im wahrsten Sinne Fort- und Weiterbildung. Aus der 1964 kleinen Schar wurde ein immer grö8erer Kreis, der am 15. Dezember 1986 in dem heute ofiziell bekannten Arbeitskreis für Information - AKI - aufging, einem Verein mit Vorstand, Beirat und Satzung, unter der Schirmherrschaft der Arbeitsgemeinschaft der Spezialbibliotheken (ASPB) und der Deutschen Gesellschaft für Dokumentation (DGD). Der Name AKI zeigt, dass sich die Information die Dokumentation untergeordnet hat - eine Entwicklung, die im Eingang dieses historischen Überblicks bereits angedeutet ist. AKI als offizielle Organisation beweist durch seine umfassenden Programme, daß er bewußt der Fort- und Weiterbildung dienen will. Dazu sei ihm Erfolg und Glück gewünscht.


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...Sie war eine Pionierin der Dokumentation. Ihr fachlicher Nachlass lagert im Bundesarchiv in Koblenz und wird hoffentlich bald erschlossen und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. -KarlDietz, einer der daran interessiert ist. noch wer?

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...ein weiterer text aus der 1. aki-festschrift in 1989

Dr. Harald Haendler Zwischen Dilettantismus und Perfektion - Erinnerungen und Betrachtungen

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