VAB

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==VAB zum Ende der Schopfheimer hypervirtuellen Bibliothek ==
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Veröffentlicht am 9. August 2018 von Ingrid Strauch
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Nach der Schließung der Deutschen Internetbibliothek ([[DIB]]) im Jahr 2013
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nach der ASB geordneten Sammlung von systematisch geordneten Sammlungen ausgewählter allgemeiner und fachlicher Informationsquellen im Internet (frei nach http://www.schopfheim.de/bib/ ),
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eines der wissenschaftlich relevanten Hilfsmittel zur Internetrecherche, die nach dem Ende großer Linksammlungen noch aktiv waren (https://archivalia.hypotheses.org/3357), aus dem Netz genommen.
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Die Gründe für die Einstellung der SHVB sind mir nicht bekannt, möglicherweise pausiert sie auch nur bis zu einem Relaunch. Auffällig ist die zeitliche Nähe zum Eintritt des Bibliotheksleiters, Kurt Menter, in den Ruhestand (31. August 2017). Kurt Menter hatte die SHVB 2001 gegründet und seitdem gepflegt.
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Ein Blick auf die Veränderungen, die die neue Bibliotheksleiterin, Katja Benkler, Presseberichten zufolge bald nach ihrem Amtsantritt plante, erlaubt es, die Schließung der SHVB in einen größeren Rahmen einzuordnen. Zunächst hatte Katja Benkler angekündigt, sie wolle
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das, was ihr Vorgänger in 32 Jahren so hervorragend aufgebaut und ausgebaut hat, fortführen und konzeptuell weiterentwickeln
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Worum es Kurt Menter bei seiner Arbeit hauptsächlich ging, woran demnach anzuknüpfen wäre, hatte er kurz vor seiner Verabschiedung in einem Presseinterview herausgestellt:
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nicht die schöne Literatur steht im Mittelpunkt einer ÖB, sondern das Sachbuch, nicht Spielfilme für die breite Masse, sondern Filmkunst, Dokumentarfilme etc.,
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die Aufgabe einer Bibliothek ist es, freien Zugang zu Informationen zu verschaffen,
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wozu auch der Zugang jeden Bürgers zu wissenschaftlichem Material gehört, realisiert durch den Leihverkehr bzw. für Online-Ressourcen durch die SHVB,
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Informationsvermittlung soll der Schwerpunkt sein in allen Bereichen der Buchauswahl, die im übrigen nicht privatisiert ist
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http://www.badische-zeitung.de/schopfheim/bibliothek-sollte-ein-angenehmer-ort-sein–140401358.html.
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Katja Benkler stellt die Frage „Was gut läuft und was nicht“ in den Mittelpunkt ihrer Überlegungen über die weitere Entwicklung der Bibliothek (https://www.verlagshaus-jaumann.de/inhalt.schopfheim-ein-bisschen-mit-der-zeit-gehen.8a8c261f-8a69-4555-86e1-589ec638bc49.html). Für den Anfang beschloss sie schon einmal den Medienausbau in ausleihstarken Bereichen wie Kinder-CDs und Belletristik-Bestsellern, um dem wie anerkanntermaßen in vielen ÖBb auch in Schopfheim beklagten Rückgang der Ausleihzahlen zu begegnen
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(https://www.verlagshaus-jaumann.de/inhalt.schopfheim-die-ausleihzahlen-sind-ruecklaeufig.249810ae-a0b7-47f0-9173-d009a0968e8a.html) .
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Der aus diesen wenigen Informationen ersichtliche Bruch der neuen mit Grundsätzen der alten Bibliotheksleitung erinnert an die Diskussion um die angebots- vs. nachfrageorientierte Bibliotheksarbeit. Wenn die Entscheidung gegen den Weiterbetrieb der SHVB auf gleicher Linie liegt, wäre die diese als Opfer eines Primats der Nachfrageorientierung anzusehen.
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Bei der Schließung der DIB jedenfalls scheint der Nachfragegesichtspunkt den Ausschlag gegeben zu haben, wenngleich es einen zweiten Faktor gab, nämlich einen derart geringen Elan der DIB-Teilnehmerbibliotheken, dass die Betreuung der DIB oft nur theoretisch stattfand, nachzulesen im Protokoll des DIB-Anwendertreffens am 15.03.2013 (https://wiki.bsz-bw.de/lib/exe/fetch.php?media=mare-team:virtuelle_auskunft:p20130313.pdf), auf dem das Ende der DIB besiegelt wurde.
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Die gesunkene Zahl an Seitenaufrufen erklärten die Anwender mit einer gewachsenen und offenbar als ausreichend angesehenen Recherchekompetenz der Internetnutzer.  So bezeichneten sie die DIB mit der Begründung als „relativ entbehrlich“, die Nutzer seien internetaffiner geworden, benutzten in hohem Maße Suchmaschinen wie Google und Online-Nachschlagewerke wie die Wikipedia und bewegten sich in sozialen Netzwerken. Worauf sich die Einschätzung der Nutzerkompetenz stützt, machen weder das Protokoll noch die Mitteilung der Betriebseinstellung (https://wiki.bsz-bw.de/lib/exe/fetch.php?media=mare-team:virtuelle_auskunft:dib-einstellung-2013-08-08.pdf)  nachvollziehbar, sondern sie belassen es bei der Behauptung.
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Bei näherer Betrachtung dürften, so lässt sich schlussfolgern, die DIB‑Anwenderbibliotheken
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entweder davon ausgegangen sein, dass sich „die“ Nutzer mit Recherchetechniken, Suchmaschinen-Ranking, Filterblasen, Deep Web, Qualitätscheck etc. auskennen, was allerdings schwerlich zu belegen sein wird,
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oder nur Nutzer mit einfach zu recherchierenden Fragestellungen als Zielgruppe angesehen, Nutzer mit Bedarf an tiefergehenden Internetrecherchen („gehobener Bedarf“?) dagegen nicht zur Zielgruppe gerechnet haben.
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Zwar dürften die höheren Zugriffszahlen aus der erstgenannten Kategorie zu erwarten sein, für die die DIB aber als entbehrlich bezeichnet werden würde, während bei der zweitgenannten Kategorie, für die die DIB nicht als entbehrlich gelten würde, wiederum nicht die Mindestzugriffszahl zu erzielen wäre, die die Bereitstellung der Dienstleistung rechtfertigte, wie auch immer diese Zahl definiert werden würde.
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Ein wesentlicher Gesichtspunkt blieb bisher außen vor. Es liegt in der Natur des WWWs und der Suchmaschinen, dass sich substantielle Internetressourcen nicht ohne weiteres heben lassen. Der Nutzwert der Selektion und Erschließung solcher Ressourcen durch Fachkräfte, die mit zunehmender Erfahrung zudem einen Instinkt für Informationsanbieter und -strukturen entwickeln, in Form einer virtuellen Bibliothek erweist sich dem Recherche-Experten ebenso wie dem Gelegenheits-Surfer, womit das o. g. Argument der Recherchekompetenz der Nutzer entkräftet wird.
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Die Umstände der Schließung der SHVB, soweit sie über die Presse bekannt wurden, regen dazu an, den Ausstieg der Bibliotheken aus der Pflege umfangreicher Linksammlungen oder virtueller Bibliotheken unter dem Aspekt nachfrage- bzw. angebotsorientiertierter Herangehenweisen zu hinterfragen.
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090818 via i.

Version vom 9. August 2018, 18:57 Uhr



Inhaltsverzeichnis

19 Jahre VAB am 22.08.2018

Die Virtuelle Allgemeinbibliothek (VAB) ist eine kommentierte Linksammlung mit 5.000 Dokumenten, die Dipl.-Bibl. Ingrid Strauch am 22.08.1999 begann.

Die Links werden bibliothekarisch katalogisiert und systematisch in die VAB-site einsortiert. Sie erhalten ein Abstract und werden per Schlagwort-, Autoren- und Institutionenregister inhaltlich erschlossen. Eine interne Suchmaschine per Google-CSE durchsucht die VAB im Volltext.

Ingrid Strauch kann in die VAB ihre Erfahrungen mit der Datenbank DOBI einbringen, die sie bis Januar 2000 beim Dt. Bibliotheksinstitut DBI in Berlin betreute.

Die VAB ist im Web 2.0 mit einem eigenen wordpress-Blog aktiv.

http://www.virtuelleallgemeinbibliothek.de

.

NB.

Einige Stimmen der BIB-kollegen in inetbib in 2008 via Google links: http://www.google.de/search?q=vab+aktuell+nicht+zu+empfehlen+inetbib+2008 http://www.google.de/search?q=vab+todesanzeige+inetbib+2008




VAB extra3: 200 Jobbörsen

http://www.virtuelleallgemeinbibliothek.de ====


NB. zwei Mails an inetbib in 2007:

http://www.ub.uni-dortmund.de/listen/inetbib/msg32197.html ... anno olim in 2007 http://www.ub.uni-dortmund.de/listen/inetbib/msg32198.html ... tja. such was life ...



1 VAB-doc als Beispiel: Netzspannung.org

Magazin für mediale Inszenierung und intermediale Forschung

Red.: Gabriele Blome. MARS Exploratory Media Lab Fraunhofer-Institut für Medienkommunikation. Hrsg.: FhG-Institut für Medienkommunikation ; Bundesministerium für Bildung und Forschung. - Sankt Augustin ; Bonn 2001-2004

Die Null-Nummer der Zeitschrift bietet Fachbeiträge zum zentralen Thema "Bedingungen kollaborativer Arbeitsräume", Aspekte: verteilte Systeme, Online-Archive, Copyright und Intellectual Property, experimentelle Medienräume, Medienlabore, Online-Archive, Kulturvermittlung im vernetzten Raum. [Ersteintrag in der VAB: 29.05.2002]

http://netzspannung.org/journal ... http://netzspannung.org/archive




VAB zum Ende der Schopfheimer hypervirtuellen Bibliothek

Das Ende der Schopfheimer hypervirtuellen Bibliothek (SHVB) oder: die virtuelle Bibliothek, ein Opfer reiner Nachfrageorientierung?

Veröffentlicht am 9. August 2018 von Ingrid Strauch

Nach der Schließung der Deutschen Internetbibliothek (DIB) im Jahr 2013 wurde nun mit der von der Stadtbibliothek Schopfheim bereitgestellten SHVB, einer

nach der ASB geordneten Sammlung von systematisch geordneten Sammlungen ausgewählter allgemeiner und fachlicher Informationsquellen im Internet (frei nach http://www.schopfheim.de/bib/ ),

eines der wissenschaftlich relevanten Hilfsmittel zur Internetrecherche, die nach dem Ende großer Linksammlungen noch aktiv waren (https://archivalia.hypotheses.org/3357), aus dem Netz genommen.

Die Gründe für die Einstellung der SHVB sind mir nicht bekannt, möglicherweise pausiert sie auch nur bis zu einem Relaunch. Auffällig ist die zeitliche Nähe zum Eintritt des Bibliotheksleiters, Kurt Menter, in den Ruhestand (31. August 2017). Kurt Menter hatte die SHVB 2001 gegründet und seitdem gepflegt.

Ein Blick auf die Veränderungen, die die neue Bibliotheksleiterin, Katja Benkler, Presseberichten zufolge bald nach ihrem Amtsantritt plante, erlaubt es, die Schließung der SHVB in einen größeren Rahmen einzuordnen. Zunächst hatte Katja Benkler angekündigt, sie wolle

das, was ihr Vorgänger in 32 Jahren so hervorragend aufgebaut und ausgebaut hat, fortführen und konzeptuell weiterentwickeln https://www.suedkurier.de/region/hochrhein/schopfheim/Stadtbibliothek-Neue-Chefin-will-hohen-Standard-halten;art372617,9361079.

Worum es Kurt Menter bei seiner Arbeit hauptsächlich ging, woran demnach anzuknüpfen wäre, hatte er kurz vor seiner Verabschiedung in einem Presseinterview herausgestellt:

nicht die schöne Literatur steht im Mittelpunkt einer ÖB, sondern das Sachbuch, nicht Spielfilme für die breite Masse, sondern Filmkunst, Dokumentarfilme etc., die Aufgabe einer Bibliothek ist es, freien Zugang zu Informationen zu verschaffen, wozu auch der Zugang jeden Bürgers zu wissenschaftlichem Material gehört, realisiert durch den Leihverkehr bzw. für Online-Ressourcen durch die SHVB, Informationsvermittlung soll der Schwerpunkt sein in allen Bereichen der Buchauswahl, die im übrigen nicht privatisiert ist http://www.badische-zeitung.de/schopfheim/bibliothek-sollte-ein-angenehmer-ort-sein–140401358.html. Katja Benkler stellt die Frage „Was gut läuft und was nicht“ in den Mittelpunkt ihrer Überlegungen über die weitere Entwicklung der Bibliothek (https://www.verlagshaus-jaumann.de/inhalt.schopfheim-ein-bisschen-mit-der-zeit-gehen.8a8c261f-8a69-4555-86e1-589ec638bc49.html). Für den Anfang beschloss sie schon einmal den Medienausbau in ausleihstarken Bereichen wie Kinder-CDs und Belletristik-Bestsellern, um dem wie anerkanntermaßen in vielen ÖBb auch in Schopfheim beklagten Rückgang der Ausleihzahlen zu begegnen (https://www.verlagshaus-jaumann.de/inhalt.schopfheim-die-ausleihzahlen-sind-ruecklaeufig.249810ae-a0b7-47f0-9173-d009a0968e8a.html) .

Der aus diesen wenigen Informationen ersichtliche Bruch der neuen mit Grundsätzen der alten Bibliotheksleitung erinnert an die Diskussion um die angebots- vs. nachfrageorientierte Bibliotheksarbeit. Wenn die Entscheidung gegen den Weiterbetrieb der SHVB auf gleicher Linie liegt, wäre die diese als Opfer eines Primats der Nachfrageorientierung anzusehen.

Bei der Schließung der DIB jedenfalls scheint der Nachfragegesichtspunkt den Ausschlag gegeben zu haben, wenngleich es einen zweiten Faktor gab, nämlich einen derart geringen Elan der DIB-Teilnehmerbibliotheken, dass die Betreuung der DIB oft nur theoretisch stattfand, nachzulesen im Protokoll des DIB-Anwendertreffens am 15.03.2013 (https://wiki.bsz-bw.de/lib/exe/fetch.php?media=mare-team:virtuelle_auskunft:p20130313.pdf), auf dem das Ende der DIB besiegelt wurde.

Die gesunkene Zahl an Seitenaufrufen erklärten die Anwender mit einer gewachsenen und offenbar als ausreichend angesehenen Recherchekompetenz der Internetnutzer. So bezeichneten sie die DIB mit der Begründung als „relativ entbehrlich“, die Nutzer seien internetaffiner geworden, benutzten in hohem Maße Suchmaschinen wie Google und Online-Nachschlagewerke wie die Wikipedia und bewegten sich in sozialen Netzwerken. Worauf sich die Einschätzung der Nutzerkompetenz stützt, machen weder das Protokoll noch die Mitteilung der Betriebseinstellung (https://wiki.bsz-bw.de/lib/exe/fetch.php?media=mare-team:virtuelle_auskunft:dib-einstellung-2013-08-08.pdf) nachvollziehbar, sondern sie belassen es bei der Behauptung.

Bei näherer Betrachtung dürften, so lässt sich schlussfolgern, die DIB‑Anwenderbibliotheken

entweder davon ausgegangen sein, dass sich „die“ Nutzer mit Recherchetechniken, Suchmaschinen-Ranking, Filterblasen, Deep Web, Qualitätscheck etc. auskennen, was allerdings schwerlich zu belegen sein wird, oder nur Nutzer mit einfach zu recherchierenden Fragestellungen als Zielgruppe angesehen, Nutzer mit Bedarf an tiefergehenden Internetrecherchen („gehobener Bedarf“?) dagegen nicht zur Zielgruppe gerechnet haben. Zwar dürften die höheren Zugriffszahlen aus der erstgenannten Kategorie zu erwarten sein, für die die DIB aber als entbehrlich bezeichnet werden würde, während bei der zweitgenannten Kategorie, für die die DIB nicht als entbehrlich gelten würde, wiederum nicht die Mindestzugriffszahl zu erzielen wäre, die die Bereitstellung der Dienstleistung rechtfertigte, wie auch immer diese Zahl definiert werden würde.

Ein wesentlicher Gesichtspunkt blieb bisher außen vor. Es liegt in der Natur des WWWs und der Suchmaschinen, dass sich substantielle Internetressourcen nicht ohne weiteres heben lassen. Der Nutzwert der Selektion und Erschließung solcher Ressourcen durch Fachkräfte, die mit zunehmender Erfahrung zudem einen Instinkt für Informationsanbieter und -strukturen entwickeln, in Form einer virtuellen Bibliothek erweist sich dem Recherche-Experten ebenso wie dem Gelegenheits-Surfer, womit das o. g. Argument der Recherchekompetenz der Nutzer entkräftet wird.

Die Umstände der Schließung der SHVB, soweit sie über die Presse bekannt wurden, regen dazu an, den Ausstieg der Bibliotheken aus der Pflege umfangreicher Linksammlungen oder virtueller Bibliotheken unter dem Aspekt nachfrage- bzw. angebotsorientiertierter Herangehenweisen zu hinterfragen.

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