Theo Bergmann

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Theodor Bergmann

07.03.1916 - 12.06.2017

Theo war jüdischer Kommunist oder kommunistischer Jude ...

Er arbeitete u.a. mit ... August Thalheimer während der Weimarer Republik in der KPD und der KP-Opposition (KP-O) zusammen. Während der Hitlerdiktatur emigrierte er nach Palästina, in die Tschechoslowakische Republik und nach Schweden, wo er ebenfalls in der KP-Opposition tätig war. Er kehrte 1946 nach Deutschland zurück, wo er an der Univ. Hohenheim Agrarpolitik lehrte und Werke zur Geschichte der Arbeiterbewegung und der KP-Opposition verfasste. Er engagierte sich in der Gewerkschaftslinken und ab 1990 in der PDS bzw. bei DIE LINKE.


s.a.


das-kapital-sind-wir-timo-daum/ http://www.zeit.de/kultur/literatur/2017-10/das-kapital-sind-wir-timo-daum


interview mit der chefin lit.haus in s in kontext jan18 via fb https://www.kontextwochenzeitung.de/kultur/354/rabendenkerinnen-4844.html


Theo Bergmann (1916-2017)=== in freiburg - guter artikel === http://www.badische-zeitung.de/freiburg/und-immer-noch-kommunist--107918708.html



Traueranzeige für Theo

Mit jedem Mensch stirbt eine ganze Welt
aber kein Mensch stirbt für sich allein –
er nimmt ein Stück von uns mit.


Dr. Theodor Bergmann ist tot
7. März 1916 – 12. Juni 2017

Der jüdische, kritische Kommunist hat sein lebenslanges Engagement für eine bessere, solidarische und vor allem nicht-kapitalistische Welt beendet. Er gürtete seine Schuhe für den letzten Weg.

Wir trauern

Familie Bergmann und Familie Steinhilber und mit ihnen viele Angehörige, Freunde und Genossen

Die Trauerfeier findet am Donnerstag, dem 22. Juni 2017, um 11.00 Uhr auf dem Stuttgarter Pragfriedhof, Untere Feierhalle, statt.

Statt Kränzen und Blumen wird um Spenden für den Verein Cuba Si gebeten. Stichwort: Bergmann, Empfänger: DIE LINKE/Cuba Si, IBAN DE06 1005 0013 2222 10, BIC/SWIFT-Code: BELADEBEXXX – Verwendungszweck: „Milch für Kubas Kinder“.

https://www.trauer-rheinmain.de/traueranzeige/dr-theodor-bergmann-ist/50463945


In Erinnerung== Theodor Bergmann=== 2. Juni 2018 | Stuttgart | 10:00 Uhr | Clara Zetkin Haus=== Anlässlich des 1. Todestags von Theodor Bergmann treffen sich Freunde und Bekannte zu einer Würdigung seines politischen und wissenschaftlichen Wirkens. Am Sonntag, 3. Juni, ist vormittags um 11:00 Uhr ein Besuch am Grab vorgesehen.


Dann fangen wir von vorne an :: Theodor Bergmann zum 90. Geburtstag

"Dann fangen wir von vorne an" ist ein Dokumentarfilm aus 2006 über das Leben und Wirken von Prof. Dr. Theodor Bergmann (1916-2017).

In Erinnerung an den AKI-Referenten Theo Bergmann, der am 12.06.2017 im biblischen Alter von 101 Jahren in Stuttgart starb, gibt es im Juni einen AKI-Termin in Herrenberg, bei dem es einen Rückblick incl. Diskussion über die Themen seiner Vorträge geben wird. Ebenfalls wird die Dokumentation gezeigt.

Ein Hinweis auf eine aktuelle Tagung zu Theodor Bergmann: Am 02.06.2019, 10-17 Uhr, werden zum ersten Mal die Theodor Bergmann Lectures zum Thema: "Weltpolitik aus den Fugen" im Clara-Zetkin-Haus in Stuttgart veranstaltet.

Details zum AKI-Termin und zur Tagung in Stuttgart im AKI-Wiki auf: http://wiki.aki-stuttgart.de/mediawiki/index.php/Theo_Bergmann

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"Dann fangen wir von vorne an" - 06.2024

Ein AKI-termin in Erinnerung an Theo Bergmann

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Dann fangen wir von vorne an Helmut Arnold / Gert Schäfer (Hrsg.) Dann fangen wir von vorne an Theodor Bergmann zum 90. Geburtstag Doku über Theodor Bergmann, 80 min., BRD 2006 220 Seiten, incl. DVD ... 978-3-89965-257-4

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"Dann fangen wir von vorne an" - 11.2021

Ein AKI-termin in Erinnerung an Theo Bergmann

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"Dann fangen wir von vorne an" - 12.06.2019

Ein AKI-termin in Erinnerung an Theo Bergmann

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"Dann fangen wir von vorne an" - 07.03.2018

Ein AKI-termin in Erinnerung an Theo Bergmann


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"Dann fangen wir von vorne an" - 10.07.2009

Schw. Gmünd, IG Metall, Türlensteg 32. Eintritt: frei. Spende erbeten. 15 Tln sahen einen beeindruckenden Film und diskutierten im Anschluss.


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"Dann fangen wir von vorne an" - 07.03.2008

Schw. Gmünd, Unikom im Unipark - Eintritt: frei. Spende erbeten. 30 Tln sahen einen beeindruckenden Film und diskutierten im Anschluss.


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Theodor Bergmann Lectures 2024

Am 10. März finden in Stuttgart unsere diesjährigen Theodor Bergmann Lectures statt. Dabei u.a. Klaus Dörre mit einem Beitrag zu "Ökosozialismus statt Barbarei". Programm und Anmeldung: https://bw.rosalux.de/veranstaltung/es_detail/Q18E9

030324 via fb rls

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Nach der Diskussion über «Zeitenwende wohin» im letzten Jahr soll 2024 demokratischer Sozialismus als Leitbild linker Politik diskutiert werden. Die Kritik an Aufrüstung und Umweltzerstörung, autoritärer Formierung und Klassenspaltung der Gesellschaft wird nur mit einem solchen Leitbild in Transformation münden können. Doch wie kann es gelingen, Sozialismus als demokratisch-nachhaltigen wieder zu beleben, fragt Klaus Dörre in seinem Buch «Die Utopie des Sozialismus». Einer Antwort wollen wir uns bei dieser Tagung nähern.

An die Vorträge schließt sich jeweils eine Rückfrage- und Diskussionsrunde an.

09:30 Uhr | Einlass - Kaffee & Brezeln

10:00 Uhr | Begrüßung und Einführung - Renate Angstmann-Koch, Erhard Korn (Rosa-Luxemburg-Stiftung BW)

10:15 Uhr | Blockierte Transformation, autoritäre Formierung und linke Alternativen - Richard Detje (Sozialwissenschaftler, Redakteur Zeitschrift «Sozialismus», Vorstandsmitglied der RLS) Die gesellschaftliche Entwicklung scheint derzeit auf autoritäre Kipppunkte hinzusteuern. Das grün-kapitalistische Modernisierungsprojekt als dominante Antwort auf die Krisen wird durch Austeritätspolitik blockiert. Autoritär-populistische Kampagnen verschieben das politische Kräfteverhältnis nach rechts. Große Teile der Bevölkerung fühlen sich durch die Ampel-Regierung nicht mehr vertreten und sehen bei den Parteien keine Lösungen für die gesellschaftlichen Krisen und Verwerfungen. Für die gesellschaftliche Linke stellt sich die Frage: an welchem Punkt gesellschaftlicher Entwicklung stehen wir? Droht eine dauerhafte politische Krise, ein autoritäre Transformation oder mittelfristig gar eine Dynamik der Faschisierung? Welche Gegen-Strategien braucht es, um die gesellschaftlichen Ursachen autoritärer Entwicklungen anzugehen?

11:15 Uhr | DemokratischerSozialismus als Perspektive - Dieter Klein (Gesellschaftswissenschaftler, Autor «Das Morgen tanzt im Heute. Transformation im Kapitalismus und über ihn hinaus»; Fellow bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung und ehemaliges Vorstandsmitglied) Dieter Klein versucht angesichts der Krisen des Kapitalismus Leitideen einer modernen linken Erzählung zu entwickeln. Er hebt das Verbindende in den verschiedenen Konzeptionen für eine solidarische und demokratische Gesellschaft hervor, die in strategischen Diskursen und implizit in vielen sozialen Bewegungen vertreten werden, auch in den breiten Protesten gegen Rechts. Ein demokratischer grüner Sozialismus wird im Prozess «doppelter Transformation» im Kapitalismus und über ihn hinaus erwachsen - aus der Selbstermächtigung der Bürgerinnen und Bürger in vielen konkreten Projekten des sozial-ökologischen Umbaus im Rahmen eines zusammenführenden linken Narrativs.

12:30 Uhr | Mittagspause - Essen

13:30 Uhr | Ökosozialismus statt Barbarei - Klaus Dörre (Professor für Arbeits-, Industrie- und Wirtschaftssoziologie in Jena) Gegenwärtig sind glaubwürdige Alternativen zur sozial-ökologischen Zangenkrise kaum erkennbar. Klaus Dörre plädiert für die Neuformulierung einer «Utopie des Sozialismus als Kompass für eine Nachhaltigkeitsrevolution», für eine Überwindung von «Apokalypse-Blindheit» durch die Entwicklung von z.B. gewerkschaftlicher Handlungsfähigkeit.

15:00 Uhr | Kaffeepause

15:30 Uhr | Im Gespräch mit den Teilnehmenden über Einstiegsprojekte für die Wiedergewinnung sozialistischer Handlungsfähigkeit PROJEKT I: «Kämpfe um Zeit» mit Philipp Frey (Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse in Karlsruhe) Angesichts von Vielfachkrise und Abwehrkämpfen mangelt es der Linken an Hoffnungsstiftendem – dabei gäbe es breite Zustimmung für eine Arbeitszeitverkürzung und konkrete Praxisbeispiele, von denen sich lernen ließe.

PROJEKT II: «Kämpfe für leistbares und anderes Wohnen» mit Julia Hartmann und Axel Burkhardt (Beauftragte für Wohnraum und barrierefreies Bauen der Universitätsstadt Tübingen) sowie Vertreter:in der Mieterinitiativen Stuttgart Welche konkreten Ansätze gibt es, um leistbares Wohnen, aber auch andere Wohn- und Lebensformen zu ermöglichen? Welche Möglichkeiten gibt es, sich Formen des Zusammenwohnens und -lebens zu erschließen jenseits marktlicher (und staatlich-bürokratischer) Logiken? Wie können solidarische Wohnformen zu einer inklusiven Wohnungspolitik für Geflüchtete und bereits länger Ansäßiger führen, um der von rechts betriebenen Spaltung der Gesellschaft entgegen zu wirken?

Organisatorisches Die Zahl der Teilnehmenden ist aus Platzgründen beschränkt. Daher bitten wir um verbindliche Anmeldung unter bawue@rosalux.org oder unter obigem Anmeldelink. Für Getränke, Snacks und Mittagessen bitten wir um eine Kostenbeteiligung in Höhe von 10 Euro. Anfahrt mit ÖPNV: von Stuttgart Hbf mit U9 bis Schwab-/Bebelstraße.

Die Theodor Bergmann Lectures Mit den jährlichen «Theodor Bergmann-Lectures» erinnern wir an unseren im Juni 2017 in Stuttgart verstorbenen Genossen und Wissenschaftler und unseren Ehrenvorsitzenden Theodor Bergmann. In diesem Jahr wollen wir auch an unsere im Dezember 2023 verstorbene Freundin, Ratgeberin und Gewerkschafterin Sybille Stamm erinnern. Die Lectures richten sich an einen Personenkreis, der an vertiefter Diskussion linker Zukunftsperspektiven interessiert ist, insbesondere an all jene Menschen, die frisch in linken Zusammenhängen aktiv geworden sind, in Gewerkschaften und sozialen Bewegungen, aber auch in Parteistrukturen und Vorständen.

Theodor Bergmann Lectures 2023

https://bw.rosalux.de/

«Zeitenwende» - Wohin?

25.06.2023, 10:00 - 17:00 Uhr


Seit dem brutalen russischen Angriff auf die Ukraine im Februar 2022 ist der Krieg zurück in Europa. Begleitet wird er von einer schwindelerregenden Aufrüstungsspirale und umfangreichen Wirtschaftssanktionen mit massiven sozialen und geopolitischen Folgewirkungen. Die mediale Berichterstattung geriert sich auch in Deutschland oft als einseitige Kriegspropaganda und diffamiert kritische Stimmen. Bei vielen Menschen wächst daher die Angst vor einer neuen atomaren Eskalation. Klar ist: Zur Vorgeschichte dieses Krieges gehören die inneren Widersprüche und die Entwicklung des russischen Staates und seiner imperialen Haltung mit Blick auf den postsowjetischen Raum ebenso wie eine verfehlte Politik der NATO-Osterweiterung und einer bedrängenden EU-Nachbarschaftspolitik.

Gemeinsam wollen wir diskutieren über Ursachen und Lösungsstrategien des Krieges in der Ukraine, über dessen geopolitisches und -ökonomisches Umfeld und über die Frage: Wie könnte eine aktuelle kriegskritische, antimilitaristische und friedenspolitische Position aussehen?


U.a. mit: Ingar Solty (RLS - Referent für Sicherheitspolitik), John P. Neelsen (Soziologe, apl. Prof. Uni Tübingen), Jessica Tatti (MdB DIE LINKE), Heike Hänsel (ehem. MdB DIE LINKE), Erhard Korn (RLS Ba-Wü)

Im Gedenken an unseren im Juni 2017 verstorbenen Mitstreiter Theodor Bergmann richtet die Rosa-Luxemburg-Stiftung Baden-Württemberg jährlich eine wissenschaftlich-politische Tagung unter dem Titel «Theodor Bergmann-Lectures» aus. Bergmann war Professor für Agrarwissenschaft in Hohenheim und forschte zur Agrarpolitik in Entwicklungsländern. 1933 ging er als Kommunist und Jude ins Exil. Nach seiner Rückkehr gründete er die Zeitschrift «Arbeiterpolitik», wirkte als unabhängiger Linker und forschte zu den Oppositionsströmungen in der kommunistischen Bewegung, insbesondere zur KPD-Opposition. Zeitlebens blieb er ein entschiedener Kämpfer gegen alle Formen des Stalinismus. Er war nicht nur Gründungsmitglied der PDS in Baden-Württemberg und Ehrenmitglied der RLS BW, selbst als Hundertjähriger trat er in Schulklassen und Jugendzentren auf, um über die Ursachen des Faschismus aufzuklären.


2005 via site

Theodor Bergmann Lectures 2020 - digital only

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Markus Moskau, Aktivist von Fridays for Future in Ludwigsburg, stellt die Kernforderungen der Bewegung heraus.

Als Mitverfasserin des »Aktionsplans Klimaschutz« der Linksfraktion beleuchtet Sabine Leidig die Frage, wie eine linke Klimapolitik soziale und ökologische Probleme gemeinsam lösen will.

Mario Candeias, IfG der RLS, greift die Mobilitätswende als Kern einer linken Klimapolitik auf.

Im zweiten Teil der Lectures diskutiert John P. Neelsen die unterschiedlichen Auswirkungen des Klimawandels auf die Staaten des globalen Nordens bzw. Südens.


https://bw.rosalux.de/veranstaltung/


in lang:


Aus Gründen des Infektionsschutzes finden die «Theodor Bergmann Lectures» 2020 als Veranstaltungsreihe online statt. Die Diskussion verfolgen unter: https://www.facebook.com/RLSBW/live. Über den Link kann die Veranstaltung auch im Stream angesehen werden, ohne einen eigenen Facebook-Account zu haben.


Mit Fridays For Future (FFF) ist 2019 eine beeindruckende globale Klimabewegung entstanden, deren Protagonist*innen viele junge Menschen, Schüler*innen und viele Frauen sind. Fridays for Future und die neue Welle von Klimaprotesten haben erfolgreich den öffentlichen Diskurs geprägt und Druck auf Politik und Wirtschaft erzeugt. Markus Moskau, Initiator von FFF in Ludwigsburg und aktiv in der Partei DIE LINKE stellt die Kernforderungen der Bewegung heraus und berichtet über die Organisationsform und Debatten innerhalb von FFF. Besondere Beachtung finden dabei auch die Frage, wie die Akteure das Verhältnis von Ökologie und sozialer Frage reflektieren und was dies für LINKE Politik bedeuten könnte.

Als Mitverfasserin des «Aktionsplans Klimaschutz», eines aktuellen programmatischen Dokuments der Linksfraktion, stellt Sabine Leidig (MdB, DIE LINKE) wesentliche Aspekte der Programmatik zum Klimaschutz von Bundestagsfraktion und Partei vor und beleuchtet, wie eine linke Klimapolitik soziale und ökologische Probleme gemeinsam lösen will. Als langjährige Aktivistin für die Mobilitätswende, eine ökologische Bahnpolitik und als verkehrspolitische Sprecherin wird sie die zentrale Bedeutung der Mobilitätswende in der Auseinandersetzung um eine linke Klimapolitik herausstellen und linke Forderungen dazu skizzieren.

Mario Candeias, Leiter des Instituts für Gesellschaftsanalyse der Rosa-Luxemburg-Stiftung, greift die Forderung nach der Mobilitätswende als wichtiger Kern einer linken Klimapolitik auf. Nach einem kurzen Überblick über die Dimensionen der Herausforderung werden strategische Überlegungen zur konkreten Ausgestaltung einer linken Kampagne für dieses Ziel entwickelt und diskutiert. Was sind orientierende, aber hinreichend konkrete Ziele für eine Kampagne, die in der Lage ist die Schwelle der Wahrnehmbarkeit zu durchbrechen und eine reale Wirkung zu entfalten? Wer sind die strategischen Bündnispartner? In welchem Verhältnis stehen Forderungen nach der Sicherung von Beschäftigung im Rahmen einer Transformation der Autoindustrie zu den Forderungen nach dem Aufbau von mehr öffentlicher Mobilität und der Umverteilung der Verkehrsfläche? Wie kann die Mobilitätswende ein gemeinsames Projekt von Gewerkschaften und Klima- und Verkehrswendebewegung werden?

2106 via fb rls


s.a.


Ausschnitt aus dem Vortrag von Wolfgang Fritz Haug: «Ökologie und Sozialismus: Eine Kopernikanische Wende der Ökologie? Jason W. Moores weltökologischer Ansatz und die Philosophie der Praxis» Den vollständigen Vortrag finden Sie auf unserem Youtube-Kanal: youtube.com/user/rosaluxBW

200720 via fb rls ... 6 minuten



Theodor Bergmann Lectures 2019

Weltpolitik aus den Fugen ===

02.06.2019 in Stuttgart===


Der Ausstieg der USA aus dem INF-Vertrag, die neue Spirale eines Wettrüstens, das den Atomkrieg wieder planbar machen will, markiert eine Krise der bisherigen Vertragssysteme ebenso wie die sich verschärfenden ökonomischen Gegensätze zwischen Europa und den USA, deren globale Vorherrschaft durch den Aufstieg Chinas zunehmend in Frage gestellt wird.

Ökonomisch und ökologisch erwarten wir täglich Warnungen vor Unwettern, deren Folgen unbeherrschbar werden könnten. Gleichzeitig erleben wir weltweit eine starke Tendenz zu nationalistischen und bonapartistisch-präfaschistischen Politikmodellen. Hier drückt sich nicht nur eine «Krise des Politischen» aus, in der sich viele Menschen durch parlamentarische Repräsentanz nicht mehr vertreten fühlen und bereit sind, Führern zu folgen. Es fehlen aber auch glaubwürdige linken Alternativen.

Im Gedenken an unseren am 12. Juni 2017 verstorbenen Freund Theodor Bergmann möchten wir diese Fragen diskutieren.

Gäste

Prof. Wolfgang Fritz Haug, Philosoph, Esslingen. Herausgeber des «Historisch-Kritischen Wörterbuch des Marxismus» und der Zeitschrift «Das Argument».

Prof. John P. Neelsen, Soziologe, Tübingen/Metz. Forschungsschwerpunkte: Politische Ökonomie, Globalisierung, Nord-Süd-Beziehungen, Südostasien; Vertrauensdozent der Rosa-Luxemburg-Stiftung.

Ingar Solty, Politikwissenschaftler, Berlin. Referent Friedens- und Sicherheitspolitik der Rosa-Luxemburg-Stiftung.

Friedrich Steinfeld, Diplom-Psychologe, tätig im Bereich Berufspsychologie

Claudia Haydt, Religionswissenschaftlerin, Tübingen. Mitglied im Parteivorstand DIE LINKE und im Vorstand der Europäischen Linken; Kandidatin für das Europäische Parlament der LINKEN auf Listenplatz 7.

Prof. Frank Deppe, Politikwissenschaftler, Marburg. Prof. em., Institut für Politikwissenschaft, Philipps-Universität Marburg.

Prof. Frigga Haug, Esslingen, Soziologin. Redakteurin und Hg. der Zeitschrift «Das Argument» und des «Historisch-Kritischen Wörterbuchs des Marxismus», Geschäftsführerin des Argument Verlags und Vorsitzende des Instituts für Kritische Theorie (InkriT).

Programm

10:00 - Begrüßung, Erhard Korn (Vors. Rosa-Luxemburg-Stiftung Baden-Württemberg)

10:15 - «Zur Krise des Politischen im Interim zweier Weltordnungen» (Wolfgang Fritz Haug)

11:00 - «Chinas Aufstieg und die geopolitischen Folgen» (John P. Neelsen)

11:45 - «America first – und danach?» (Ingar Solty)

12:30 - Mittagspause

13:30 - «Der Nahe und Mittlere Osten als weltpolitisches Pulverfass» (Friedrich Steinfeld)

14:15 - «Krise der Weltpolitik – Verschärfung der Kriegsgefahr» (Claudia Haydt)

15:00 - «Politische Krise und linke Alternativen» (Frank Deppe)

16:00 - Rundgespräch mit Frigga Haug und den Referenten: «Globalisierung, Internationalismus, Nationalismus – und wo bleibt die Linke?»

17:00 - Ende der Veranstaltung

...

19:00 - Gedenken an Theodor Bergmann, Waldfriedhof S-Degerloch. Mit Helmut Arnold

...

http://www.bw.rosalux.de/veranstaltung/es_detail/W1S9M/weltpolitik-aus-den-fugen/


Am 12.6. vor 2 Jahren starb unser Ehrenmitglied Theodor Bergmann. Im Anschluss an die Theodor Bergmann Lectures über Brüche in der Weltpolitik haben einige Teilnehmer auf dem Waldfriedhof in Stuttgart eine kleine Gedenkfeier abgehalten, bei der Theos langjähriger Freund Helmut Arnold einige bewegende Worte gesprochen hat:


Am Grab von Theodor Bergmann am 2. 6. 2019

Liebe Freundinnen und Freunde,

wir erinnern hier an unseren Freund und Genossen Theodor Bergmann, der vor zwei Jahren mit 101 Jahren verstarb und an diesem Ort seine letzte Ruhe gefunden hat.

Wir erinnern uns an den vorsichtigen Optimisten, so bezeichnete er sich gerne selbst. Wir erinnern uns an seine Freundlichkeit, Solidarität, seine enorme Arbeitsenergie- und -disziplin beim Kühe melken und striegeln im schwedischen Exil – darauf war er besonders stolz -, in der wissenschaftlichen und politischen Arbeit! Seine vielen Schriften und zahlreichen Vorträge zeugen davon. Sein Lebensende riss ihn aus seinen Vorarbeiten für ein Buch über Bauernrevolutionen und –revolutionäre und er hatte Vorträge bis in den Herbst 2017 terminiert! Seine kräftige Stimme beeindruckte uns noch bei seinem 101. Geburtstagsfest im Clara-Zetkin-Haus! Hinter allem stand seine feste Überzeugung, dass der Kapitalismus nicht die letzte Antwort auf die nationalen wie internationalen Herausforderungen der Gesellschaften sein könne. Es müsse was anderes geben – eben Sozialismus bzw. Kommunismus! Und diesen nicht in einheitlicher Form, sondern vielgestaltig, den jeweiligen Bedingungen angepasst. So verteidigte er den chinesischen Weg, selbst gegen linke Einwände. Seine grundsätzliche politische Haltung und seine religiöse Herkunft trafen oft auf -auch harten- Widerstand und Ablehnung, im beruflichen wie privaten Leben. Ein besonderes Beispiel ist ein Gespräch mit einer Nachbarin an seinem Wohnort Asemwald: Sie: Herr Professor Bergmann, hier bewundern viele, wie liebevoll sie ihre Frau pflegen! Er: Vorsicht, bewundern sie mich nicht, ich bin ein alter Kommunist! Sie: Ach, wissen sie, das macht gar nichts; Hauptsache, sie sind kein Jude! Aber er hatte natürlich im Asemwald ebenso gute Nachbarschaften! Seine überaus freundliche und gewinnende Art half ihm auch hier! An der Hochschule selbst ist mir ein ausgesprochener Antisemitismus ihm gegenüber nicht aufgefallen. Sehr scharf wurde jedoch bei der Israel/Palästina-Frage diskutiert, bei der Theo - kritisch zwar – aber stets auf der israelischen Seite stand. Wie tief verbunden er mit diesem Land war, in das zunächst er für kurze Zeit und später seine Eltern und Brüder dauerhaft fliehen konnten, erfuhr man mit ihm auf seinen jährlichen Reisen nach Israel; er feierte auch seinen 100. Geburtstag dort. Was gab dem linken Freidenker die Kraft, als Kommunist dem einst mächtigen stalinistischen Dogmatismus zu widerstehen und auch den Sozialdemokraten kein besonderes Vertrauen entgegenzubringen!? Wir wissen es nicht – aber wohl nicht nur die Theorie, sondern vor allem seine Lebenserfahrung und die seiner GenossInnen. Eine starke Energiequelle waren sicher seine jungen wie alten Weggefährtinnen und Weggefährten, die er zahlreich und an vielen Orten gewonnen hatte und mit denen er - mit Besuchen und Telefonaten sowie gemeinsamen Arbeiten - im intensiven Austausch stand. Eine ganz besondere Kraftquelle war sicher seine Frau Gretel. Sie waren seit 1950 verheiratet und sie gingen ihren nicht einfachen, aber interessanten Weg in großer Verbundenheit, besonders nach dem Gretel 1963 ihren eigenen Beruf aufgab, um ihren Mann noch stärker zu unterstützen. Als Ungläubige hofften Sie nach ihrem Tod nicht auf das Paradies, aber sie verabredeten sich danach in Neuseeland, für sie, die weltweit gereisten, das schönste Land!

Ich hoffe und wünsche, dass sie sich dort inzwischen gefunden und eine gute Zeit miteinander haben. Danke!

1206 via fb rls


Lesekreis des Rosa Luxemburg Club Ulm

Deutschland im Jahr 2021 – die Coronapandemie erschüttert das wirtschaftliche und soziale Leben, der menschengemachte Klimawandel wird immer spürbarer. Das wirtschaftliche System gerät in eine Krise, der Staat muss mit Milliardensummen intervenieren, um den großen Kollaps zu verhindern. Auf den Straßen mobilisiert eine in Teilen faschistische Bewegung gegen Corona, einige mit Aluhütchen und andere mit Reichskriegsflaggen ausgestattet. Die Systemfrage wird gestellt…jedoch nicht nur von rechts. Auch viele Jugendliche kommen in Bewegung und, um eine konsequente Klimapolitik durchzusetzen oder um gegen Rassismus und Diskriminierung zu protestieren. Auf den Straßen der Städte formiert sich eine Gegen-Bewegung gegen die neuen alten Rechten in den Parlamenten und auf den Straßen.

Was ist das nun für ein System, in dem wir leben? Was ist das für ein System, in dem der Verlust des Arbeitsplatzes soziale Existenzen vernichtet, in dem das Interesse der jungen Generation nach einer lebenswerten Umwelt gegen die Interessen «der Wirtschaft» gestellt wird? Und welche Rolle hat der Staat in diesem System? Welches Interesse steht dahinter, wenn Steuergelder eingesetzt werden, um die Wirtschaft zu stützen und Arbeitsplätze zu erhalten? Schließlich, was können wir tun, um uns sicht- und hörbar zu machen mit unseren Hoffnungen, Ängsten und Erwartungen?

Fernab von irgendwelchen Theorien einer großen Weltverschwörung will der Rosa Luxemburg Club Ulm einen Lesekreis organisieren, um sich mit diesen und anderen Fragen gemeinsam auseinanderzusetzen. Grundlage hierfür ist das dreibändige «ABC des Kapitalismus» von Vivek Chibber, 2019 in der dritten Auflage erschienen. Der Lesekreis soll (soweit möglich) in Präsenz stattfinden, unterstützt durch die Einrichtung einer Gruppe in telegram und ggf. weiteren Online-Tools.

Wir befinden uns noch in der Findungsphase zu dieser Lesebgruppe. Wenn Du Interesse hast mitzumachen, dann melde Dich einfach unter: rosa-lux-ulm@gmx.de

Textgrundlage: Chibber, Vivek 2019: ABC des Kapitalismus. 3. Auflage. Berlin: Brumaire Verlag

Eine Veranstaltung des Rosa Luxemburg Club Ulm


http://www.bw.rosalux.de/

190621



Theo Bergmann via twitter

https://twitter.com/search?f=tweets&q=theodor%20bergmann&src=typd


Nachruf in ND

https://www.nd-aktuell.de/artikel/1053965.theodor-bergmann-ist-tot.html

Radikal sein ist mein Hobby

Auf die Frage, ob er mit seinen bald 101 Jahren noch ein Hobby habe, lächelt Theodor Bergmann und sagt: "Radikal sein ist mein Hobby."

Anlässlich seines 100. Geburtstages im März 2016 ist ein Artikel in der Regionalzeitung erschienen. "Die Leute hier im Viertel sagen ‚er ist immer noch Kommunist.‘ Das hat mir gefallen." Seit über 45 Jahren lebt Bergmann in Stuttgart-Asemwald. Täglich ist er in seinem Quartier unterwegs - zu Fuß. Mit flinken Schritten führt Theodor Bergmann durch die Siedlung. Sie besteht aus drei Hochhäusern auf einer grünen Anhöhe im Süden der Stadt und wurde Anfang der 70er Jahre von der damaligen gewerkschaftseigenen Wohnungsbaugesellschaft "Neue Heimat" erbaut.


Artikel über Theo in publik.verdi.de

https://publik.verdi.de/2017/ausgabe-01/spezial/anzeige/seite-24/A0


Buch: Im Jahrhundert der Katastrophen

Autobiografie eines kritischen Kommunisten

3. akt. und erg. Aufl. 2016

Unser längjähriger Autor Theodor Bergmann wird am 7. März in Stuttgart seinen 100. Geburtstag feiern. Dazu gratuliert schon jetzt das Team des Verlages ganz herzlich. Aus diesem Anlass ist soeben Bergmanns Autobiografie in einer aktualisierten und ergänzten Auflage erschienen. Im neu hinzugefügten Kapitel schreibt der Autor: »Ohne Alternativen, ohne Widerspruch, ohne Antithese gibt es keinen Fortschritt ... Diese Überzeugung begründet meinen vorsichtigen Optimismus auch in meinem letzten Lebensabschnitt.«


Theodor Bergmann Im Jahrhundert der Katastrophen Autobiografie eines kritischen Kommunisten 312 Seiten | Aktualisierte und ergänzte 3. Auflage anlässlich des 100. Geburtstag des Autors | 2016 | EUR 22.80 ISBN 978-3-89965-688-6


Kurztext:

In Theodor Bergmanns Jahrhundertleben spiegelt sich ein exemplarisches Leben für die Arbeiterbewegung wider, an die zu erinnern ein historisches Erbe und eine Verpflichtung der Linken darstellt.

Inhalt & Leseprobe:

www.vsa-verlag.de-Bergmann-Im-Jahrhundert-der-Katastrophen-2016.pdf270 K

Theodor Bergmann feierte am 7. März 2016 seinen 100. Geburtstag. »Er ist sich stets treu geblieben und verkörpert wie kaum ein anderer alle Brüche einer Epoche zwischen Revolution und Konterrevolution.« (Mario Keßler)

Bereits als Elfjähriger verschrieb sich der aus einer jüdischen Familie stammende Theodor Bergmann der kommunistischen Idee, trat dem Jungspartakusbund und dem Sozialistischen Schülerbund bei. Später schloss er sich der neu gegründeten Jugendorganisation der KPD-Opposition an.

Nach Hitlers Machtübernahme musste er aus Deutschland fliehen, kehrte nach Exil u.a. in Palästina und Schweden 1946 zurück und schloss sein Studium der Agrarwissenschaften ab. 1973 erhielt er an der Universität Stuttgart-Hohenheim eine Professur für International Vergleichende Agrarpolitik.

Danach führten ihn zahlreiche Forschungsreisen und sein Engagement als kritischer Kommunist durch die ganze Welt, auch um die »Strukturprobleme der kommunistischen Bewegung« (so der Titel des 2012 bei VSA: erschienenen Bandes) mit Weggefährten zu erforschen und zu diskutieren.

Seit seiner Emeritierung 1981 widmete sich Theo­dor Bergmann mit zahlreichen Publikationen im VSA: Verlag verstärkt der Geschichte der Arbeiterbewegung, besonders der der KPD-O und in den letzten Jahren der Erinnerung an Gesprächspartner, Lehrer, Freunde und Helfer einer kämpferischen Generation im jenen Jahrhundert der Katastrophen.

Für die inzwischen 3. Auflage seiner Autobiografie zieht er in einem ausführlichen zusätzlichen Kapitel eine Zwischenbilanz von »100 Jahren Oktoberrevolution« und benennt Herausforderungen für die nachfolgenden Generationen: »Auch in den Industrieländern muss der Marxismus weiterentwickelt werden. Wenn dieser Prozess stattfindet, dann gehört der sozialistischen Bewegung wieder die Zukunft – auch im Ursprungsland des Marxismus. Diese Überzeugung begründet meinen vorsichtigen Optimismus in meinem letzten Lebensabschnitt.«



Buch: Reformen und Reformer im Kommunismus

Für Theodor Bergmann

Vorgestellt am 11. Juni 2015 in der Helle Panke in Berlin

Theo ist nicht nur der älteste aktive Autor des Verlages, sondern auch einer, der mit am längsten bei VSA publiziert – das erste Buch erschien 1987: Gegen den Strom. Geschichte der KPD(Opposition), das in der 2001 aktualisierten Ausgabe lieferbar ist, das letzte 2014: Sozialisten · Zionisten · Kommunisten. Die Familie Bergmann-Rosenzweig – eine kämpferische Generation im 20. Jahrhundert. Das Geschenk, mit dem viele Freunde, Genossen und Weggefährten das langjährige Wirken Theos innerhalb der Linken würdigen, werden wir im April überreichen:

Reformen und Reformer im Kommunismus. Für Theodor Bergmann (hrsg. von Wladislaw Hedeler und Mario Keßler). Öffentlich vorgestellt wird es am 11. Juni 2015 in der Hellen Panke in Berlin.


Theo wurde am 7. März 1916 geboren

Theodor Bergmann wurde am 7. März 1916 == in Berlin als siebtes Kind eines Rabbiners geboren. Als Sohn bürgerlicher Eltern in der Weimarer Republik beschloss er schon bald, sich an die Seite der Arbeiter und Unterdrückten zu stellen.

1929 schloss er sich der Jugendorganisation der KPD-Opposition an. 1933, unmittelbar nach der Machtübergabe an Hitler, konnte er noch sein Abitur machen, musste aber im selben Jahr emigrieren. Er wurde atheistischer Kommunist in der Weimarer Republik. Verfolgt im Nationalsozialismus und per Haftbefehl gesucht in der sowjetischen Besatzungszone.

Er ging ins Exil nach Palästina. Nach zwei Jahren harter Aufbauarbeit in einem Kibbuz, entschloss er sich, nach Europa zurückzukehren. Er lebte in der deutsch-tschechischen Grenzregion, um sich von dort aus am anti-faschistischen Widerstand zu beteiligen. Beim Einmarsch der Deutschen musste er erneut fliehen, diesmal nach Schweden, wo er als Land- und Bergwerkarbeiter das Ende des Krieges erwartete.

Nach seiner Rückkehr nach Deutschland schloss er ein Studium der Agrarwissenschaften ab. 1965 konnte Theodor Bergmann eine Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Univ. Hohenheim aufnehmen. 1973 erhielt er hier eine Professur für International Vergleichende Agrarpolitik. Zahlreiche Forschungsreisen und sein Engagement als kritischer Kommunist führten ihn in die ganze Welt. Theodor Bergmann lebt in Stuttgart, ist sehr aktiv und ungebrochen optimistischer, kritischer Kommunist.

Die Erfahrungen, von denen Theodor Bergmann berichten kann, scheinen unmöglich in einer Biographie aufgehen zu können. Er kann sich nicht nur erinnern: Wenn er erzählt wird das Vergangene lebendig.

Theodor Bergmann ist sowohl Zeitzeuge dieser für die Gegenwart so prägenden historischen Phase, als auch scharfsinniger Zeitgenosse, dessen Triebfeder ein trotz aller Entbehrungen und leidvollen Erfahrungen ungebrochener Optimismus ist. Bis zum heutigen Tag setzt er sich, ob in der Gewerkschaft oder auf internationalen Konferenzen, für eine gerechtere Gesellschaft ein.


Univ. Hohenheim zum 100. von Theo

Filmabend und Diskussion am 21. April 2016

AStA & Univ. Hohenheim feiern Jubilar mit Film-Biographie und Gesprächsrunde

„Vom Leben und Überleben eines kritischen Kommunisten im 20. Jahrhundert“ – so lautet die Zusammenfassung der Filmbiographie „dann fangen wir von vorne an“ über Prof. Dr. Theodor Bergmann, Professor für Agrarpolitik der Universität Hohenheim im Ruhestand und mit 100 Jahren der wahrscheinlich älteste Universitätsangehörige. Das Referat „politische Bildung“ des Allgemeinen Studierenden Ausschuss AStA und die Universität Hohenheim laden gemeinsam zu einer festlichen Filmvorführung ein. Theodor Bergmann ist anwesend und freut sich über ein Gespräch mit vielen Geburtstagsgästen.

„Professor Bergmann hat mich und meine Kommilitonen damals tief beeindruckt. Wir waren fasziniert von seiner Disziplin, seinem Fleiß, seiner wissenschaftlichen Neugier. Seine Biografie, seine kritische Grundhaltung, vor allem aber das Einstehen für seine Überzeugungen – das hat mich bis heute geprägt“, erinnert sich Prof. Dr. Karlheinz Köller. Der Mann muss es wissen. Als 24-jähriger Student hörte er von 1969 bis 1971 selbst Vorlesungen bei Prof. Dr. Bergmann in Hohenheim. Entsprechend gebildet wurde der ehemalige Bergmann-Hörer 1992 selbst Professor an der Universität Hohenheim. Inzwischen ist Prof. Dr. Köller selbst pensioniert – und freut sich darauf, den 30 Jahre älteren Kollegen mit einer Rede auf der Hohenheimer Geburtstagsfeier zu würdigen.

Vielen Stuttgarter Familien ist Prof. Dr. Bergmann vor allem als Zeitzeuge bekannt. Als solcher wird er regelmäßig in Schulklassen eingeladen, um aus seinem Leben zu berichten. Als Jude und Kommunist musste Bergmann 1933 Deutschland verlassen.

Der Emigrant lebte in Israel, der Tschechoslowakei und Schweden. Zurück in Deutschland promovierte er 1955 an der Universität Hohenheim. 1973 wurde er hier zum außerplanmäßigen Professor für vergleichende Agrarpolitik ernannt. Diese Professur hatte er bis zu seiner Pensionierung am 6. März 1981 inne.


Wissenschaftler und optimistischer Aktivist

Auch die politische Arbeit nahm Prof. Dr. Bergmann in Deutschland wieder auf. Den "historischen Optimismus", eine Gesellschaft ohne Ausbeutung, Kriege und die Herrschaft von Menschen über Menschen erreichen zu können, hat er immer behalten.

Zu seinen Hauptforschungsgebieten gehörten die Agrarpolitik in sozialistischen Ländern, Probleme der Agrarentwicklung Indiens, Probleme der Mechanisierung in Entwicklungsländern, Landwirtschaftliche Kooperation, Agrarreformen und Agrarische Bewegungen. Schwerpunkte in der Lehre waren Agrarische Entwicklungspolitik, Agrarreformen, Bäuerliche Bewegungen, Agrarpolitik sozialistischer Länder, Bauern und Nationalsozialismus sowie Ländliche Sozialpolitik


Glückwünsche von Studierendenvertreter und Rektor

Privat hatte Prof. Dr. Theodor Bergmann seinen Geburtstag am 7. März 2016 bei Verwandtenbesuchen in Israel gefeiert. Nun wollen AStA und Universität den Jubilar noch einmal mit der öffentlichen Veranstaltung am 21. April 2016 ehren.

Zu den Organisatoren gehören Filippo Capezzone und Ibrahim Köran, beides Mitglieder des AStA-Referates: „Jüngere Menschen können aus der Begegnung mit Zeitzeugen ohnehin immer viel lernen. Doch angesichts der Rechtsentwicklung in den Parlamenten und auf der Straße – mit PEGIDA und Co. – ist Herr Bergmann ein Zeitzeuge, dem wir besonders gut zuhören sollten“, begründet Cappezone das Veranstaltungsformat. Köran ergänzt: „Herr Bergmann hat die Kapitulation der Weimarer Demokratie vor dem Nazionalsozialismus bewusst erlebt – und seine Erfahrungen können wertvoll sein, um sich in der jetzigen Situation zu orientieren.“

Auch der Rektor der Universität Hohenheim, Prof. Dr. Stephan Dabbert, freut sich auf die Veranstaltung: „Prof. Dr. Bergmann ist eine beeindruckende Persönlichkeit, die vielen und besonders jungen Menschen etwas zu geben hat. Per Post habe ich ihm schon im Namen der Universität gratuliert – nun freue ich mich sehr darauf, die Glückwünsche persönlich zu wiederholen und auf anregende Gespräche während der Feier.“

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Text: Klebs


Vortrag: Theo in Leipzig in 2012

http://www.jcha.de/einladungen/Rahmenprogramm_WdB_2012_Leipzig_Vollversion.pdf ... seite 15



Rede: Faschismus und seine Wegbereiter bekämpfen

SOZIALISMUSTAGE 27. JULI 2016

https://www.sozialismus.info/2016/07/faschismus-und-seine-wegbereiter-bekaempfen/

Die deutschen Werktätigen haben Erfahrungen mit den besonderen Formen des Faschismus, seiner exzessiven Brutalität und den langfristigen Folgen: Vernichtung der gesamten Arbeiterbewegung, Terror, KZ’s, Krieg, Zerstörung Deutschlands – und vor allem mit dem Überleben und Fortwirken der führenden Faschisten bei der Restauration des nun demokratisch gewendeten deutschen Kapitalismus.

Der Faschismus ist eine (besondere) Form der Herrschaft des Kapitalismus, die bürgerliche Demokratie ist kein Schutzwall gegen den Faschismus, im Gegenteil: diese Demokratie kann ungehindert in den Faschismus übergehen, wenn die herrschende Klasse ihre demokratische Herrschaft nicht mehr aufrecht erhalten kann – so kam es am 30. Januar 1933 zum legalen Staatsstreich.

Die erste und Hauptschuld am Sieg der NSDAP trägt die deutsche Bourgeoisie in ihrer Gesamtheit – Industrie, Großagrarier, Reichswehr, Staatsapparat, die Mehrheit der offiziellen Wissenschaftler (die die „Theorien“ zur Rechtfertigung der Verbrechen erfanden); sie wollten den Faschismus.

Die zweite Schuld trägt die deutsche Arbeiterbewegung. Ihre großen, stolzen Organisationen kämpften gegeneinander, obwohl sie alle gleichermaßen existenziell bedroht waren. Die KPD erklärte die Sozialdemokraten zu Sozialfaschisten und Zwillingsbrüdern des Faschismus, zu ihren Hauptfeinden. Die SPD antwortete mit gleicher Münze, die KPD seien rotlackierte Nazis. Beide nährten Illusionen bei ihren Anhängern, sie würden schon zum Widerstand aufrufen, wenn es soweit sei; eine kämpferische Einheitsfront, die zweifellos die Machtübergabe an die NSDAP hätte verhindern können – diese war von der KPDO, SAP u.v.a. immer wieder gefordert worden, lehnten beide Parteien ab. Die dritte Schuld trifft die bürgerlich-demokratischen Staaten, die den deutschen Faschismus toleriert und gefördert haben als „effektives Gegenmittel gegen das Krebsgeschwür des Kommunismus“, wie Winston Churchill schon 1928 öffentlich erklärte. Von 1933 bis 1939 ließ man alle Aggressionen der Faschisten geschehen.

2016: Die Lage in Europa

Es gibt heute in der BRD und anderen Ländern Europas vielfältige reaktionäre Bewegungen und Bestrebungen und eine schrittweise Aushöhlung der kapitalistischen Demokratie und eine offensichtliche Kooperation des Staatsapparates mit diesen Bewegungen, wie Pegida, AFD und ähnlichen Organisationen; einige bekennen sich mehr oder weniger offen zum Faschismus. Man kann diese Tendenzen als Rechtsradikalismus, Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus bezeichnen. Diese werden indirekt unterstützt durch die Stimmungsmache der CSU und CDU. Und es besteht eine bemerkenswerte Symbiose mit den Organen des Verfassungsschutzes über die Vertrauensleute, die zum Teil mit staatlichen Mitteln rechtsradikale Gruppen gefördert haben. Offenbar besteht eine Grauzone, in der unklar bleibt, wer aktiv führt und wer geführt wird.

Was können wir tun?

Was junge Genossen und Genossinnen bisher getan haben, finde ich gut, z.B. die Aktion gegen die Neonazis in Dresden im Januar – die Nazis auf dem Bahnhof einsperren ist wirkungsvoller als die Kette der Kerzen am anderen Stadtrand. Oder die Demos bei Schwenningen im Schwarzwald. Aber das ist ein Tag im Jahr. Was machen wir an den restlichen 364 Tagen?

Das erste ist ständige Aufklärung über unsere Geschichte, auch Widerspruch gegen nationalistische Lehrer.

So denn gilt es, unsere ausländischen Kolleginnen und Kollegen am Arbeitsplatz oder in der Schule zu schützen gegen fremdenfeindliche Angriffe.

Als drittes: Wir dürfen den Neonazis nicht die Straße, die Öffentlichkeit überlassen.

Viertens: Gegen den Naziterror in Kleinstädten muss den Bedrohten organisierter Schutz gewährt werden. Es genügt nicht, Seminare über Gewaltlosigkeit zu veranstalten. Wir wollen keine Gewalt; aber gegen die eindeutige Gewalt der rechten Szene müssen wir uns geschlossen verteidigen.

Fünftens: Die Neonazis versuchen, in den entindustrialisierten Orten im Osten und auch anderswo arbeitslose Jugendliche zu gewinnen, indem sie die Schuld bei den ausländischen Kollegen suchen. Wir brauchen ein großes Arbeitsbeschaffungsprogramm mit Normalarbeitsbedingungen. Dafür muss der DGB mobilisiert werden.

Für alle diese Aufgaben muss unsere Partei, Die Linke, aktiviert werden, und wir müssen alle antifaschistischen Aktionsgruppen zu gemeinsamem Handeln vernetzen. Dann werden wir auch weitere Sympathisantenkreise mobilisieren können.

Theodor Bergmann feierte im März 2016 seinen 100. Geburtstag. Er war Widerstandskämpfer gegen die Nazis und sein Leben lang kritischer Kommunist. Er ist Mitglied der Partei DIE LINKE.

https://www.sozialismus.info/2016/07/faschismus-und-seine-wegbereiter-bekaempfen/


Vortrag: Theo in Bielefeld in 2016

14. April 2016 | Bielefeld | 20:00 Uhr |

Vor fast hundert Jahren wurde die Oktoberrevolution weltweit begeistert begrüßt. Die Hoffnungen der arbeitenden Menschen galten dieser fundamentalen Veränderung des Bestehenden. Schon früh stellte sich Ernüchterung ein. Schlussendlich wurde das Ende des ersten Großversuches, den Kapitalismus zu überwinden, 1989/1990 besiegelt. Nach der Euphorie von 1917 folgt jetzt die Depression vieler Sozialisten. Woran ist die Oktoberrevolution gescheitert? Was hat die kommunistische Bewegung bewirkt? Wie kann die große Menschheitsidee des Sozialismus wieder wirksam werden? Was bleibt? Diese Fragen wird Theodor Bergmann zu beantworten versuchen.


Vortrag: Theo zu S21 in 2010

Vortrag von Theo Bergmann zum Thema: S21 und die sozialen Probleme im Umfeld incl. Diskussion Gewerkschaftshaus Schw. Gmünd, Türlensteg 32 12.11.2010, 19.30 Uhr. Eintritt: frei.

In Stuttgart demonstrieren immer wieder Zehntausende gegen ein Projekt des Größenwahns. Aber das Projekt verspricht Profite für Grundstücksspekulanten und Bauunternehmer. Dafür sind Milliarden verfügbar. Viele andere öffentliche Aufgaben werden total vernachlässigt - typisch für den modernen Kapitalismus.

Über die Zusammenhänge und die sozialen Probleme unseres "Sozialstaates" müssen wir reden und uns gemeinsam gegen die Kapitaloffensive wehren, sonst werden wir nicht nur beim Schutz unserer Parkbäume von der Staatsgewalt "behandelt"; es wird uns auch im stillen das Fell über die Ohren gezogen. Wir brauchen Gegenwehr!



Infos zu Theo im CoForum

coforum.de/index.php?1790 ... coforum tut nicht mehr ... schade ... sehr ... 01.2020


𝐃𝐚𝐬 𝐊𝐚𝐩𝐢𝐭𝐚𝐥𝐨𝐳ä𝐧 - 𝐰𝐢𝐞 𝐝𝐞𝐫 𝐊𝐚𝐩𝐢𝐭𝐚𝐥𝐢𝐬𝐦𝐮𝐬 𝐝𝐞𝐧 𝐏𝐥𝐚𝐧𝐞𝐭𝐞𝐧 𝐯𝐞𝐫ä𝐧𝐝𝐞𝐫𝐭

Elmar Altvater (1938-2018) war Vordenker des ökologischen Marxismus. Er zeigt, wie sich der Kapitalismus in die Erdgeschichte einschreibt und warum technische Lösungen nicht helfen.

»Das Bibelwort, dass die Menschen sich die Erde »untertan« machen, ist tausende Jahre alt. Verwirklicht wurde es erst, als die kapitalistische Form der Vergesellschaftung die Herrschaft des Menschen über die Natur des Planeten besiegelte; durch die ökonomischen Gesetze, die Rationalität von Wissenschaft und Technik und das Profitprinzip ... Das sogenannte Anthropozän ist nicht einfach das Erdzeitalter des Menschen, es ist das Erdzeitalter des Kapitals, das Kapitalozän.«

Der gesamte Text ➡ https://www.zeitschrift-luxemburg.de/kapitalozaen/

Vortrag von Theo zu China in 2009

Gewerkschaftshaus Schw. Gmünd, Türlensteg - 03.12.2009, 19.00 Uhr. Eintritt frei.

Die Berichte der bürgerlichen Presse über das neue China schwanken zwischen Euphorie und Hysterie. Und die Linke fragt sich, ob China auf dem Weg zum Sozialismus oder Kapitalismus ist. Die chinesischen Kommunisten haben nach den Fehlern der Mao-Ära einen eigenen Weg zum Sozialismus gefunden, der offensichtlich erfolgreich ist und der auch in der Weltwirtschaftskrise ganz anders ist als der kapitalistische Weg. Über die Erfolge und die vielen noch zu lösenden Problem des riesigen Landes berichtet Theo, der im September 2009 erneut in China war, und sich vor Ort ein eigenes Bild verschaffte.

15 Tln. hörten einen beeindruckenden Vortrag und diskutierten im Anschluss ... mit dabei auch Horst Hilger und Josef Überall



Theo Bergmann und Peter Müller zu Gewerkschaften - 08.04.2010

Der Doppelcharakter der Gewerkschaften im Spannungsverhältnis zwischen theoretischen Erkenntnissen und praktischer Erfahrung. oder: ist die Arbeitswelt heute noch tariflich zu gestalten?

Zwei Impulsreferate und diskussion mit Prof. Theo Bergmann und Peter Müller (IG Metall)

IG Metall Schwäbisch Gmünd Türlensteg 32 73525 Schwäbisch Gmünd 08.04.2010, 19 uhr

14 Tln. hörten zwei beeindruckende Referate und diskutierten im Anschluss bis 21 Uhr.

Peter Müller IG Metall Schwäbisch Gmünd Türlensteg 32, 73525 Schwäbisch Gmünd Fon: 07171 - 92754-12 Mobil: 0171 760 27 45


Buch: Gegen den Strom

http://www.glasnost.de/autoren/behrend/rezen-kpdo.html 22.08.2002: Theodor Bergmann: Gegen den Strom Theodor Bergmann hat die Geschichte der Kommunistischen Partei Deutschlands (Opposition) aufgearbeitet. Die KPO war gegen den ultralinken Stalin-Kurs von Thälmann.

Heinrich Brandler und August Thalheimer warnten vor dem Faschismus und forderten eine Einheitsfront mit den Sozialdemokraten, statt sie als Sozialfaschisten und Hauptfeind zu behandeln. Die KPO lehnte auch die RGO (Revolutionäre Gewerksschafts Opposition) der KPD ab, und war vor allem in Württemberg in den Betrieben stark. Theodor Bergmann konnte in dieser überarbeiteten 2. Auflage Information aus den geöffneten Archiven der SED und KPdSU einfließen lassen. --sf


Internationalismus im 21. Jahrhundert

Lernen aus Niederlagen -- für eine neue internationale Solidarität

http://www.vsa-verlag.de/ ... 978-3-89965-354-0


Crossover-Konferenz

»Die Politik der Vielen«

15. und 16. Juni 2019 in Berlin

Im Einladungsflyer heißt es: »Politische Alternativen sind kraftvoll, wenn sie von unten kommen – wenn sie die Sprache der Vielen sprechen. Zahlreiche neue soziale Bewegungen und Kämpfe zeugen von dieser Vielstimmigkeit und Stärke. Ein gemeinsames, gegenhegemoniales politisches Projekt steht jedoch nicht am Horizont. Weder den Bewegungen noch der politischen Linken gelingt die Übersetzung in eine gemeinsame Strategie und Programmatik. Die Machtfrage, die sich heute in Deutschland und Europa von links stellen müsste, bleibt so weiterhin ungelöst; die sozialen Kämpfe der Vielen bleiben fragmentiert und diffus. Wie kann eine Politik der sozial-ökologischen Transformation in eine solidarische Moderne realisiert werden? Wir laden dazu ein, zusammen anzusetzen und das gemeinsame Ganze der unterschiedlichen Ansätze zu bestimmen, das mehr sein muss als die bloße Addition der verschiedenen Kämpfe.« Informationen zum Programm, zu den Diskutierenden sowie eine pdf-Datei des Einladungsflyers gibt es ebenso wie eine Anmeldemöglichkeit unter www.solidarische-moderne.de

2305 via vsa

Buch: Sozialisten · Zionisten · Kommunisten

22 Lebensbilder der Familie Bergmann-Rosenzweig

, die mehr durch Tiefen als in Höhen des 20. Jahrhunderts getragen wurden. VSA-verlag http://www.vsa-verlag.de


Die Aufgabe der Bibliothekarinnen und Bibliothekare besteht seit jeher im Sammeln, Erschließen und Bereitstellen von Informationen: Baumrinden, Papyri, Pergament, Papier, Mikrofilme und CD-ROMs - das Trägermaterial hat stets eine sekundäre Rolle gespielt. Jetzt ist eben das Internet dazugekommen. ... t.hilberer

Buch: Krise und Zukunft des Kibbutz. 2002

Vom Wandel einer genossenschaftlichen Wirtschaftsform und Lebensform

Liegle, Ludwig; Bergmann, Theodor Juventa Weinheim/München 2002 253 S. ISBN 9783779910206


Der Kibbutz hat sich immer als eine genossenschaftliche und basisdemokratische Alternative sowohl zum Kapitalismus als auch zum staatlich organisierten Sozialismus/Kommunismus verstanden.

Die vorliegende Studie berichtet über die Ergebnisse von 66 Interviews mit Frauen und Männern unterschiedlicher Generationszugehörigkeit und verschiedener Kibbutzorganisationen. Ziel dieser qualitativ orientierten Untersuchung ist es, innerhalb der Vielfalt subjektiver Einstellungen, zu den Problemen und Zukunftsaussichten der besonderen Lebensform des Kibbutz typische Deutungsmuster herauszuarbeiten. Auf diese Weise ist ein lebendiges Bild entstanden von der Idee und der sozialen Wirklichkeit des Kibbutz als eines sozialen Phänomens, für das es keine Parallele gibt: eine sozioökonomische Einheit, die Produktion und Dienstleistungen genossenschaftlich organisiert, die auf völliger Freiwilligkeit der Mitgliedschaft sowie auf weitgehender materieller Gleichheit und innerer Demokratie beruht und die gegenüber ihrer Umwelt offen und daher auch äußeren Einflüssen ausgesetzt ist.

Aus dem Inhalt: Gegenstand und Anlage der Untersuchung; Krise und Zukunft des Kibbutz - eine Problemskizze; Auswertung der Interviews: Einflußfaktoren auf die Erziehung und Sozialisation der jungen Generation; Generationenfolge und Generationenverhältnis im Kibbutz; "Familismus" und die Rolle der Frau; Der Siegeszug der Familienübernachtung der Kinder - ein Symptom der Krise des Kibbutz?; Sozialistische Wirtschafts- und Lebensform in nichtsozialistischer Umgebung: Zu den Funktionen des Kibbutz für die israelische Gesellschaft und zu seiner Stellung in der sozialistischen Bewegung; Perspektiven der künftigen Entwicklung des Kibbutz; Zusammenfassung und Ausblick; Literatur; Anhang: Liste der Interviews; Dokumentation von zwei Interviews.

via lehmanns


Vortrag von Theo an der Cotta-Schule am 15.03.2015

„Ich bin Jude und Kommunist, == zwei große Nachteile in meinem Leben!“, damit beginnt Theodor Bergmann am Freitag, 15. März seinen Vortrag an der Cotta-Schule. Etwas gebeugt und auf den Gehstock gestützt, aber mit klarer und fester Stimme erzählt der am 7. März 1916 in Berlin geborene Bergmann von seinem Leben.

Er stamme aus einer Akademikerfamilie, seine sieben Geschwister seien Juristen, Pharmakologen, Mediziner, Buchdrucker und er selbst Agrarwissenschaftler geworden. Am 2. März 1933 legt er die Abiturprüfung ab, einen Tag später stirbt die Großmutter, und weil es bei der Beerdigung antisemitische Krawalle gibt, drängt ihn die Mutter zur Emigration. Über das Saarland nach Frankreich geht die Fluch, von dort ins damalige Palä-stina, dann in die Tschechoslowakei und schließlich nach Schweden, wo er bis zum Kriegsende bleibt. Der Zeitzeuge beantwortet im Anschluss an seine Lebensschilderung geduldig alle Schülerfragen. Das Geheimnis seines Alters sei, dass er eine kluge Frau geheiratet, ein interessiertes und politisches Leben geführt und vor allem sehr viel Glück gehabt habe. Auf die Frage, wie er mit Antisemitismus umgehe, sagte er augenzwinkernd, „wenn es mir damit zuviel wird, wandere ich eben wieder aus und fange woanders ein neues Leben an!“ Zum Abschluss warnt er, dass ein gemeinsamer Kampf gegen einen wieder aufkeimenden Nationalsozialismus immer noch wichtig sei.

Im zweiten Teil des Gesprächs informiert Theodor Bergmann, der eine Professur an der Uni Hohenheim inne hatte und sein Leben in den Dienst der Arbeiterbewegung gestellt hat, über seine Sicht des Nahost-Konfliktes. Vor Überzeugung sprühend sagt er, dass jedes Land zwei Völker habe, eines oben, das herrsche und nach Macht strebe und eines unten, das leben wolle und Frieden suche. So ehrlich und einfach ist auch seine Einschätzung des Nahen Osten. Im Grunde gehe es immer darum Koexistenzen anzustreben, d.h. die Hamas müsse Israel anerkennen und im Gegenzug müsse Israel die besetzten Gebiete räumen, denn der Gazastreifen gehöre zu Palästina.

Zuletzt wendet sich Bergmann noch mal dem Thema Rassismus und Rechtsradikalismus zu. Er verdeutlicht, dass ein großes gemeinsames Ziel ´Arbeit für alle Menschen` sei, die Löhne müssen erhöht werden, die Arbeitszeit verringert und Hartz IV abgeschafft. Wenn die Menschen genug zum Leben hätte, würden sie auch begreifen, dass es Platz für alle und keinen Grund zur Angst gebe. „Wer dann noch ein Nazi sei, der wäre eben ein Idiot.“

Die Schüler der Wirtschaftsschule sind sichtlich beeindruckt von der geistigen Präsens des fast Hundertjährigen und vor allem von der ungefilterten, direkten Schilderung einer Zeit, die sie bestenfalls nur noch aus dem Fernseher kennen und deren Ursachen und Zusammenhänge langsam drohen in Vergessenheit zu geraten. Über eine Stunde steht Theodor Bergmann den interessierten und faszinierten Zuhörern Rede und Antwort.

Zum Abschied nutzt der Referent die Gelegenheit und berichtet noch kurz von seiner geplanten Chinareise, bei der er sich über die Agrarreformen und die Entwicklung der Arbeitsbedingungen im Reich der Mitte informieren wolle. „Ich hoffe, ich habe euch nicht zu sehr erschöpft!“, fragt er die Heranwachsenden, dann endet ein spannender und beeindruckender Vortrag. (RAF)

www.cotta-schule.de/index.php/Aktuelles/Presse/Aktuell/fast-100-jaehriger-theodor-bergmann-warnt-vor-gefahren-des-dritten-reiches.html


Vortrag von Theo zum Thema: Finanzkrise in 2009

Gewerkschaftshaus Schw. Gmünd - 6. März 2009, 19.30 Uhr. Eintritt frei


Rede von Theo zu Georg Elser in 2009

in HDH-Schnaitheim am 19. April 2009, 11 Uhr ... Skript in der karl.DZ print collection.


AKI-Lesung und -Diskussion mit Theo am 29.04.2003

s.a.


Bericht aus der Provinz am 30.04.2003===

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Gestern, am Vor-Vorabend zum 1. Mai fand im im UNIKOM in Schwaebisch Gmuend die AKI-Veranstaltung Lesung und Diskussion mit Theo Bergmann statt.

Eine Veranstaltung aus der Reihe "exotisches": Denn der AKI Stuttgart bietet neben Internet-Info-BID-IT-...Themen auch politische und kulturelle Themen, zB kostenloser Esperanto-Kurs in Stuttgart.

Um mit dem Fazit zu beginnen; ein toller Abend - 20 Teilnehmer und ein begeisternder Referent, dessen jugendlicher Optimismus und Charme Eindruck hinterließ. Theodor Bergmann, 87 hat in seinem Leben als kritischer Kommunist, jüdischer Herkunft die Kraft einer starken Arbeiterbewegung erlebt.

In den 20er Jahren in Berlin, die Arbeiterorganisationen hatte eigene Schulen und Kulturorganisationen. Hat die Niederlagen erlebt und ueberlebt, und sich dabei einen offen Geist bewahrt, ein offener Geist jenseits von Kapitalismus und Stalinismus. Ein Fazit von Theo lautet "Jammern hilft nix - die Linke muss einfach von vorne anfangen".

Ich empfand das nicht nur als "interessanten Abend", sondern sah einen direkten Zusammenhang zur Arbeit für den AKI Stuttgart.

Es gibt wirklich viele Angebote von "oben". IT-Kurse kann bei vielen Firmen buchen ... für 800.- EURO am Tag, die Qualität ist deshalb nicht zwingend besser als beim AKI. Nur... das Selbstverständnis des AKI ist nicht, "wir sind eine Seminarmaschine - aber in billig".

Ohne das strapazierte Wort der "Community" übermäßig verwenden zu wollen, denn wir sind eine, ist uns wichtig: selbst-organisierter Fortbildung von Kollegen für Kollegen.

Der AKI Stuttgart liefert die Plattform dafür im technischen Sinne mit unser WebSite, dem Seminar-Server und dem Wiki-System mit der Logistik bis hin zur Koordination von Räumen, zumeist an der HdM.

Wir geben unserer Stimmung nach und werden nun immer libertärer, bislang wird das Programm von wenigen ersonnen, beschlossen und gemacht - wir würden gerne mehr darüber mit den Mitgliedern und Teilnehmern diskutieren.

Also eine Offerte zum Mitmachen. Der AKI-Wiki Bereich ist ein gänzlich freier Bereich, wir nehmen keine Zensur vor, jeder kann dort editierend eingreifen, mal sehen was passiert.

Und damit wieder zurück zu den Arbeiterbildungsvereinen der Weimarer Republik, es geht nicht um traditionsduselei, aber als Vorbild bleibt, dass man mit wenig Geld - Selbstorganisation aufbauen kann.

gruss, sf.



Rosa Luxemburg – Aufklärung im Alltagskampf

Ansprache bei der Vernissage der Luxemburg – Ausstellung

DGB-Haus Stuttgart am 5.3.2021, Erhard Korn, RLS Baden-Württemberg

Wie der Sklave Spartakus, dessen Namen ihre Gruppe wählte, oder der nur wenige Wochen nach ihr ermordete Emiliano Zapata gehört Rosa Luxemburg zu jenen Besiegten der Geschichte, deren Erinnerung immer wieder in die Zukunft weist, die Erinnerung sind an jenes „Ich war, ich bin, ich werde sein“ der Revolution, das sie an den Schluss eines ihrer letzten Artikel setzte. Wer diese Ausstellung zu Rosa Luxemburg, die bis Ende April im Stuttgarter Gewerkschaftshaus durchstreift, und dazu möchte ich hier ermutigen, begegnet einer widersprüchlichen Persönlichkeit, einer eigensinnigen und selbstbewussten Frau, einer Romantikerin, die Mörikes Gedichte auswendig kennt, einer Gefangenen, die Mitleid für Käfer und Zugtiere empfindet, einer Freiheitskämpferin, die bereit ist, im Kampf gegen Gewaltherrschaft und menschenfressenden Militarismus ihr Leben zu opfern. 1. Bei ihrem ersten öffentlichen Auftreten im Oktober 1898 in Deutschland, hier in Stuttgart beim Parteitag der Sozialdemokratie, da hat sie Parteiveteranen regelrecht abgekanzelt: den Rechtsexperten und späteren preußischen Innenminister Wolfgang Heine, Eduard Bernstein, den Vertrauten von Engels und Autor des Parteiprogramms, Redakteur des Parteiorgans und noch immer im Exil, Georg von Vollmar, den früheren Redakteur der illegalen Parteizeitung, der viele Monate im Gefängnis verbracht hatte. Wer die Lage des arbeitenden Volkes hebt, so Vollmar gegen Luxemburg, schreitet sicheren Fußes auf dem Wege, der schließlich zur politischen Macht führt. Wolfgang Heine befürwortete ein Tauschgeschäft: Zustimmung zur Erhöhung Militärhaushalt gegen Zugeständnisse Sozialpolitik. Und Rosa Luxemburg ruft ihnen zu: „Vollmar hat es mir zum bitteren Vorwurf gemacht, dass ich als junger Rekrut in der Bewegung die alten Veteranen belehren will. Dass ich noch meine Epauletten in der deutschen Bewegung erst holen muss, weiß ich; ich will es aber auf dem linken Flügel tun, wo man mit dem Feinde kämpfen, und nicht auf dem rechten, wo man mit dem Feinde kompromisseln will.“ „(Widerspruch) Wenn aber Vollmar gegen meine sachlichen Ausführungen das Argument ins Feld führt: Du Gelbschnabel, ich könnte ja dein Großvater sein, so ist das für mich ein Beweis, dass er mit seinen logischen Gründen auf dem letzten Loche pfeift. (Lachen) Den Blanquismus hat Vollmar als Schreckgespenst vorgeführt. Kennt er nicht den Unterschied zwischen Blanquismus und Sozialdemokratie? Weiß er nicht, dass bei den Blanquisten eine Handvoll von Emissären im Namen der Arbeiterklasse, bei der Sozialdemokratie die Arbeiterklasse selbst die politische Macht erobern soll. Drittens hat er mir die Unterschiebung gemacht, dass ich für Gewaltmittel schwärme. (…) Ich stehe gerade auf dem entgegengesetzten Standpunkte, und ich sage, das einzige Gewaltmittel, das uns zum Siege führen wird, ist die sozialistische Aufklärung der Arbeiterklasse im alltäglichen Kampfe.“ Da war Luxemburg erst wenige Monate in Deutschland und Mitglied der Partei und hat schon unüberhörbare Signale gesetzt: Aufklärung im Kampf, die Arbeiterklasse selbst muss aktiv sein. Den Anspruch auf eine Führungsfunktion – Epauletten sind die Schulterstücke von Offizieren. Und sie findet in Klara Zetkin eine Freundin, die sie bis zu ihrem Tod mit dieser Stuttgart verbindet. 2. 20 Jahre später stand Europa am Ende eines mörderischen Krieges, Heine trommelte für den „Eroberungsfrieden“ und den „totalen Krieg“, den Ludendorff und Hindenburg führten. Rosa Luxemburg sah die Gesellschaft vor dem Dilemma, „entweder Übergang zum Sozialismus oder Rückfall in die Barbarei“. Gegen einen lähmenden Glauben an einen automatischen Übergang zum Sozialismus betonte sie die Notwendigkeit des bewussten Eingreifens in die Entwicklung, betonte sie die Alternativen, betonte Abgründe und Möglichkeiten, das Lernen im Prozess der politischen Auseinandersetzung. 3. „Den gewerkschaftlichen Kampf, den Kampf um die Sozialreform und den Kampf um die Demokratisierung des kapitalistischen Staates“ müsse man verbinden und ausrichten auf das Ziel, betonte sie weiter. Was sie mit dieser „revolutionären Realpolitik“ meinte, wird in den Auseinandersetzungen um den Massenstreik (heute würde man sagen: Generalstreik) nach der ersten russischen Revolution 1905 deutlich. Hier beobachtete sie das Lernen in der Bewegung und die Aktivierung durch Lernen bis heute auch zentrale Fragen unserer Gewerkschaftsarbeit. Carl Legien, der Vorsitzende der Gewerkschaften, war erbitterter Gegner von Luxemburg und den Massenstreik-Ideen. Doch er war es auch, der der 1920 den erfolgreichen Generalstreik gegen Kapp-Putsch ausgerufen und nochmals ein Möglichkeitsfenster für die junge Republik geöffnet hat. Es wurde nicht genutzt. 4. Sozialistische Politik war ihr Politik der demokratischen Selbstermächtigung, eben nicht die Machtausübung durch „eine Handvoll Emissäre“. Ihre Kritik an den Bolschewiki macht nicht nur früh deutlich, dass für sie Sozialismus nur demokratisch denkbar war als Ordnung, in der die große Mehrheit aufhört, eine regierte Masse zu sein. Ihre Kritik ist eine frühe Warnung vor dem Scheitern eines Versuchs, der bis heute wie ein Alp auf linken Emanzipationsversuchen lastet: „Freiheit nur für die Anhänger der Regierung, nur für Mitglieder einer Partei – mögen sie noch so zahlreich sein – ist keine Freiheit. Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden. (…) Ohne allgemeine Wahlen, ungehemmte Presse- und Versammlungsfreiheit, freien Meinungskampf erstirbt das Leben in jeder öffentlichen Institution, wird zum Scheinleben, in dem die Bürokratie allein das tätige Element bleibt. Das öffentliche Leben schläft allmählich ein. Einige Dutzend Parteiführer von unerschöpflicher Energie und grenzenlosem Idealismus dirigieren und regieren. Unter ihnen leidet die Wirklichkeit. Ein Dutzend hervorragender Köpfe und eine Elite der Arbeiterschaft wird von Zeit zu Zeit zu Versammlungen aufgeboten, um den Reden der Führer Beifall zu klatschen und vorgelegten Resolutionen einstimmig zuzustimmen. Im Grunde also eine Cliquenwirtschaft – eine Diktatur allerdings, aber nicht die Diktatur des Proletariats, sondern die Diktatur einer Handvoll Politiker, das heißt Diktatur im rein bürgerlichen Sinne.“ Schon früh hat sie auch den Zentralismus Lenins kritisiert, der schließlich in die Formel mündete „Die Partei (-führung) hat immer recht“. 5. 1907 hatte Luxemburg beim internationalen Sozialistenkongress hier in der alten Liederhalle zusammen mit Bebel eine Resolution eingebracht. Die 884 Delegierten aus 25 Ländern beschlossen einstimmig: "Droht der Ausbruch eines Krieges, so sind in den beteiligten Ländern die Arbeiter und ihre parlamentarischen Vertreter verpflichtet, alles aufzubieten, um den Ausbruch des Krieges durch Anwendung entsprechender Mittel zu verhindern, die sich je nach der Verschärfung des Klassenkampfes und der allgemeinen politischen Situation naturgemäß ändern und steigern. Falls der Krieg dennoch ausbrechen sollte, sind sie verpflichtet, für dessen rasche Beendigung einzutreten und mit allen Kräften dahin zu streben, um die durch den Krieg herbeigeführte wirtschaftliche und politische Krise zur politischen Aufrüttelung der Volksschichten und zur Beschleunigung des Sturzes der kapitalistischen Klassenherrschaft auszunutzen." Als der Weltkrieg 1914 tatsächlich ausbrach, blieben die entschiedenen Kriegsgegner um Luxemburg eine kleine Gruppe. „Der Krieg war da, das Proletariat rührte sich nicht“, schrieb ein Freund über ein Gespräch mit RL am 3.August 1914. Für Luxemburg war die Bewilligung der Kriegskredite durch die SPD „die größte Katastrophe ihres Lebens“ (so ihr Biograph Piper). An Clara Zetkin in Sillenbuch, eine der wenigen Prominenten, die zu ihr standen, schrieb sie, sie meinte „wahnsinnig (zu) werden oder mich töten zu müssen.“ Der Nationalismus, vor dem die Internationalistin immer gewarnt hatte, zerstörte Solidarität und die Internationale. 6. Das „Selbstbestimmungsrecht der Nationen“ war einer der Streitpunkte in der internationalen Sozialdemokratie. Die Internationalistin Luxemburg hielt die Solidarität der Arbeitenden für vorrangig, nicht Deutschland oder Polen über alles, und bekam Unrecht. 1918/19 entstanden aus den Großreichen neue Nationalstaaten wie Polen und die Tschechoslowakei. Aber Luxemburg hatte (Nationalitätenfrage und Autonomie) auch zu Recht gewarnt: es entstanden neue nationale Minderheiten, neue Konflikte, aus denen in Oberschlesien die Freikorps, in Kärnten die Heimwehren, in Fiume (heute Rijeka) die Arditi, überall also die Keime der faschistischen Verbände und die Brandbeschleuniger des 2. Weltkriegs. Die Zerfallskriege in Jugoslawien und der Ukraine betätigen auch heute ihre Warnungen. Nur das Grauen der „ethnische Säuberungen“ hatte sie sich noch nicht vorstellen können. 7. Am 7.10.1911 hatte sie in Stuttgart in einer großen Rede unter dem prophetischen Titel „Dem Weltkrieg entgegen“ vor der Illusion eines „Hineinwachsens in den Frieden“ gewarnt. Sie verwies auf die Verzehnfachung der Ausgaben für die Marine, Instrument einer Kolonial- und Eroberungspolitik, die „ihre Zukunft auf dem Wasser“ sehen wollte. Gustav Noske, Propagandist der Kolonialpolitik in der SPD, gab ihren Mörder 1919 grünes Licht. Die ökonomischen Ursachen dieser Politik des Ausgreifens kapitalistischer Landnahme auf vorkapitalistische Weltregionen hatte sie in ihrem Buch „Die Akkumulation des Kapitals“ analysiert – und auch die kolonialen Verbrechen angeprangert, die gegenwärtig von der antirassistischen Bewegung neu entdeckt werden. 8. Im Dezember 1918 blieben Rosa und ihre Freunde vom Spartakusbund mit der Forderung „Alle Macht den Räten“ erneut eine kleine Minderheit und isolierten sich. Das Proletariat wollte Brot und Frieden und wählte die vertrauten Vertrauensleute in die Räte, die die bekannten Ziele (des Erfurter Programms) vertraten: allgemeines Wahlrecht, Frauenwahlrecht, Achtstundentag. Anders als in der russischen Revolution von 1905 und 1917 bestand eine starke „Zivilgesellschaft“ auch der Arbeiterbewegung - durch die Strukturen von Gewerkschaften und Partei - ohne die transformative Politik nicht gemacht werden konnte. Aber schon ein Jahr nach ihrem Tode, beim Kapp-Putsch, zeigte sich, dass ohne Demokratisierung des Staatsapparats und das Gegengewicht der basisdemokratischen Räte der alte kaiserliche Staatsapparat und der preußische Militarismus weiterexistierten. „Der Kaiser ging, die Generäle blieben“. Beim Lernen aus diesen Niederlagen hat Rosa Luxemburg gefehlt. Fazit Häufig zitierte sie Lassalle, für den „die revolutionärste Tat ist und bleibt, immer das laut zu sagen, was ist“. Rosa Luxemburg hat das was ist und neu wurde analysiert und Fragen gestellt, die auch heute noch nach einer Antwort verlangen. Sie hat nicht selten geirrt. Und in manchem Irrtum recht behalten. Das macht sie zu einer spannenden Namensgeberin unsere Stiftung, für eine politische Bildung, die helfen will, eigenes Denken in widersprüchlichen Realitäten zu förderm. Nicht den Wegweiser zur Gesellschaft der Zukunft hat sie aufgestellt, sondern, wie ihr erster Biograph und Schüler Paul Frölich schrieb, einen Ariadnefaden in den Wirren der Gegenwart gesucht. Der Absturz in die Barbarei, vor dem sie 1915 warnte, der totale Krieg, den Ludendorff ein- und Hitler fortführte, er ist nicht abgewendet, ebenso wenig wie der Absturz der Ökonomie und jetzt noch der Ökologie. Ihre Botschaft ist: Eine automatische Besserung zum Guten, zum Frieden, zum sozialen Fortschritt, wie viele in der Arbeiterbewegung und vor allem in den Gewerkschaften damals glaubten, gibt es nicht. Aber es gibt Alternativen, für die es sich zu streiten lohnt. An Roszalias 150. Geburtstag, 5.März 1921

060321 via fb rls

Vortrag von Theo zu Israel in 2006

Die UNIKOM-Treffs mit Gesprächen über Kunst und Kultur fanden von Oktober 2000 bis Herbst 2003 im Kunstzentrum UNIKOM im Unipark 15 in SchwäbischGmünd statt. Das UNIKOM bot nach dem Umzug in 2004 ab 2005 ab und zu weitere solche Termine an und bietet aktuell vor allem Ausstellungen.

Themen (in 2006) in Auswahl

24.05.2006, 19 Uhr: Vortrag von Theodor Bergmann zu Israel

s.a.

Themen (10/2002 - 11/2003) in Auswahl

07.03.2003: Lieder und Texte von Gerhard Gundermann

29.04.2003: Lesung und Diskussion mit Theodor Bergmann

Themen (10/2000 - 05/2002) in Auswahl

10/2000: Vorstellung der neuen Veranstaltungsreihe: UnikomTreff

12/2000: Videodokumentation über Edo Leitner

04/2001: Ein Abend mit John Cage

07/2001: DieSpracheDerDinge - Performance.

12/2001: Screens. Video von Prof. Alfred Lutz

02/2002: OpenSpace incl. Art Jam

03/2002: Utopie

04/2002: DaDa ... DADA

Text von Theo

> > Datum: Fri, 30 May 2003 16:14:03 +0200 > > Betreff: [contraste-list] wg.theo bergmann > >

> > hi leute, dieser text passt gut zur aktuellen diskussion. vor zwei > > tagen referierte theo in s zur geschichte des 1. mai, die 1867 in > > chicago begann. karl


> > document > > www.rlf-bw.de/Gremien/Politische_Beichte_Bergmann.pdf

404 am 251215. such is life in de-web. be sure. eventuell via archive.org noch online ...


Pages 1--6 from Theodor Bergmann* Theodor Bergmann Wenn > > ein Kommunist arm ist, sagen die Leute, er sei neidisch. Gehört er > > dem mittleren Bürgertum an, dann sagen die Leute, er sei ein Idiot, > > denn er handele gegen seine eigenen Interessen. Ist er aber reich, > > dann sagen sie, seine Lebensführung stehe nicht mit seinen > > Prinzipien im Einklang. Worauf dann zu fragen wäre: Wann darf > > man eigentlich Kommunist sein? Kurt Tucholsky 1931 > > > >

Diese Frage stellten mir zwei 55 Jahre jüngere Freunde zu meinem > > 80. Geburtstag, druckten es in großen Buchstaben (für den Fall > > meiner späteren Kurzsichtigkeit) auf dunkelrotes Papier, rahmten > > es schwarz ein, setzten es unter Glas und hängten es über meinen > > Schreibtisch. Dort hängen die Fragen immer noch. Meine Antwort > > nach fünf weiteren Jahren auf diese Frage: Ein Leben lang. Ja, > > aber... Es gibt drei Fragen: Wann, warum, wie? Dieses ist ein > > Versuch, die drei Fragen anhand meiner Erfahrungen kurz zu > > beleuchten.


Wie Ihr mit eigenen Augen seht, kann man noch mit 85 > > Kommunist sein – nach zwei Perioden längerer extremer > > Lebensmittelknappheit, wo man stehlen oder fringsen ging, nach > > einer Zeit völliger Mittellosigkeit und einer Periode wohlgeordneter > > Finanzverhältnisse, die wir ja nicht etwa der ursprünglichen > > Akkumulation Mi llionen deutscher Werktätiger von 1945-1948 > > danken sollen, sondern dem großen Mann des > > Weltwirtschaftswunders und des Volkskapitalismus, der mit einem > > Zauberstab am 20. Juni 1948 alle Läden mit den jahrelang entbe > > hrten Gütern des täglichen Bedarfs füllte – sozusagen über Nacht, > > wo wir faulen Werktätigen einfach schliefen. Jedenfalls bin ich als > > China-Fan der Weisung des kleinen Vorsitzenden Deng Xiaoping > > gefolgt, habe nach 60 (nicht 5 0 wie China) mittleren Wohlstand > > erreicht und helfe nun anderen, wenigstens in Moskau und anderen > > Transformationsländern nicht Hunger zu leiden. Soviel zum Wann. > > Nun zum Warum? Alles wirkt zusammen: Theorie und Praxis und > > gute Lehrer und eine kluge Lebenspartnerin und solidarische Genossinnen und Genossen. Natürlich habe ich von früh an > > viel gelesen. Die sozialistische Belletristik habe ich besser verstanden, die sozialistische Primärliteratur gelesen, registriert, aber > > erst die Erfahrung hat sie mir ganz verständlich gemacht. Leider > > hatte ich nicht die Möglichkeit des Universitätsstudiums der > > Klassiker; ich las nach Feierabend ab 19 Uhr und vor dem > > Arbeitsbeginn im Kuhstall um 4 Uhr, im Bergwerk vor der > > Frühschicht um 6 Uhr. Dafür habe ich jedoch die realexistierende > > kapitalistische Klassengesellschaft und den täglichen Klassenkampf erfahren, was heute manche den Sozial-oder > > Wohlfahrtsstaat nennen. Das habe ich erfahren als Landarbeiter > > und als Tagelöhner im damaligen Palästina, später in der CSR, in > > Schweden als Melker und als Bergarbeiter, in der britischen > > Besatzungszone als Landarbeiter, ungelernter Fabrikarbeiter in > > zwei Metallbetrieben und einer Möbelfabrik. Zu meiner persönlichen > > Erfahrung gehören außer den erwähnten Hungerzeiten zwei > > Inflationen, drei Kriege, ein tausendjähriges Reich, 12 Jahre Emigration, > > Antikommunismus und Antisemitismus auch nach meiner Rückkehr 1946. Zur Erfahrung kommen die Beobachtungen während > > meiner vielen Auslandsaufenthalte. Ich hatte das große Privileg, > > einige Entwicklungsländer durch Forschungsarbeit genauer kennen > > zu lernen. Meine Genossin Gretel hat mir dabei viel geholfen. Die > > Schatten des Kapitalismus sind lang und dunkel. Und in diesem > > Schatten lebt noch die > > große Mehrheit der Menschheit – trotz des unermesslichen > > Reichtums unserer Erde, trotz der vielen technischen > > Innovationen, trotz der angeblich kleiner gewordenen Welt, in der > > wir angeblich über alles informiert werden.

Aber die > > Informationsgesellschaft zeigt uns fast nur die im Lichte, die im > > Dunkeln sieht man nicht. Diese gibt es jedoch – und in > > wachsender Zahl – auch in diesem unserem Lande, dem > > Rechtsstaat, Sozialstaat, Wohlfahrtsstaat BRD. Wir alle hatten > > Hoffnungen -auf den Bestand der Sowjetunion, -auf die Möglichkeit > > einer kämpferischen Einheitsfront, die den Sieg des > > Nationalsozialismus verhindern würde, -auf den Sieg der > > spanischen Werktätigen über Franco, Hitler und Mussolini, -auf die > > Niederlage Hitlerdeutschlands im 2. Weltkrieg, -auf eine > > Erneuerung der deutschen Arbeiterbewegung, auf den Erfolg der > > Reformversuche im Kommunismus von Tito, Chruschtschow, > > Gomulka, Prager Frühling, auf den Sieg der Vietminh und > > Vietcong, Gorbatschows Perestroika und seine Rehabilitierung der von Stalin und > > Genossen ermordeten Bolschewiki, die chine sischen Reformer Liu > > Shaoqi, Zhou Enlai, Deng Xiaoping. Die Aufzählung ließe sich > > verlängern. Ihr merkt das Auf und Ab der Geschichte, auch der > > Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung: Geschichte ist nicht, > > wie Stalin erklären ließ, "ein ständiges gesetzmä ßiges Wachstum > > der Friedenskräfte" oder "der Kräfte des sozialistischen Lagers", > > sondern eine ständige Auseinandersetzung sozialer Kräfte, wo wir > > Sozialisten Siege erkämpfen und Niederlagen erleiden, Ho ffnungen > > hegen und Erfüllung oder Enttäuschung erleiden, begeisternde > > Offensive oder von entmutigendem Rückzug manchmal gelähmt > > werden.

Die meisten Hoffnungen meiner Generation habe ich eben > > aufgezählt; daraus erkennt Ihr auch die Enttäuschungen und > > Niederlagen. Die von 1933 war schlimm; sie kostete > > Hunderttausende SozialistInnen das Leben. Aber der brutale Terror zerstörte nicht die allgemeine Hoffnung auf die > > endliche Niederlage des deutschen Faschismus; im Gegenteil. > > Die Selbstzerstörung des real existierenden Sozialismus von > > Ostberlin bis Wladiwostok da gegen hat bei vielen jeder Hoffnung > > auf eine nicht-kapitalistische Lösung unserer nationalen und > > globalen Riesenp robleme vernichtet.

Gegen diese > > Hoffnungslosigkeit, die verstärkt wird durch vielfältigen Druck, > > sprechen für mich folg ende Argumente: 1. Geschichte ist ein > > (nach rückwärts und) vorwärts offener Prozess. 2. Der > > Kommunismus ist nicht stalinistisch-einfältig, sondern vielfältig. > > Zusammen mit Gert Schäfer , Wladislaw Hedeler, Mario Kessler, > > Jochen Cerny, Wolfgang Haible und einigen weiteren Genossen > > haben wir die Alternativen im Kommunismus der von Stalin und > > Mao Zedong verordneten Vergessenheit > > entrissen. 3. Es hat immer wieder Reformversuche gegeben. Viele > > sind gescheitert; einige waren erfolgreich, wi e wir uns gemeinsam > > in China und Vietnam überzeugen konnten. Auch Cuba hat 40 > > Jahre US-Blockade und den Zusammenbruch der SU 1989/ 90 > > überlebt. Vielleicht beschreitet auch Korea den Weg der Reform. > >

4. Harte Klassenkämpfe, z. T. bewaffnete Kämpfe finden statt in > > Lateinamerika und in Süd-und Ostasien.


5. Trotz des > > medienintensiven Geredes vom Konsensus und vom > > klassenübergreifenden Bündnis (für Beschäftigung, Ausbildung und > > Wettbewerbsfähigkeit) geht der Klassenkampf auch in der BRD > > weiter, > > gegenwärtig allerdings als Klassenkampf von oben. Der > > reformistischen Führung der deutschen > > Arbeiterbewegung ist es vorläufig gelungen, jede effektive > > Gegenwehr, den Klassenkampf von unten, zu verhindern.

6. Lange > > vor unseren großen Niederlagen hat es immer wieder Warnungen > > gegeben, die sich auf marxistische Analysen gründeten. Ich nenne > > die Warnung Thalheimers 1924 vor der die Komintern zerstörende > > Wirkung der "Bolschewisierung"; Thalheimers Warnung vor der > > faschistischen Gefahr 1928, seine Warnung vor der > > Sozialfaschismus-" Theorie" und ihren katastrophalen Folgen, > > seine Warnung vor einer langfristigen Okkupation Ostdeutschlands > > und vor der Übertragung des Stalinschen Entwicklungsmodells > > 1935; ferner die Warnungen Fritz Stembergs und Leo Trotzkis vor > > der faschistischen Gefahr . – Die Niederlagen waren vorhersehbar, > > also aufhaltsam; man hätte sie vermei den können. Natürlich > > müssen sich Marxisten fragen, warum die Warnungen folgenlos > > blieben, warum die klügeren > > Alternativen unterlegen sind. – Das will ich hier nicht analysieren. > > Aber Gert Schäfer und ich habe n diese Fragen an einem Beispiel > > unserer Zeit darzustellen versucht, als wir das Nicht-Verhältnis > > zwischen Nikolai Bucharin und Leo Trotzki behandelten. Nur einen > > der Faktoren will ich erwähnen: das Übermaß an Parteidisziplin, > > die übertriebene Sorge um die Einheit der revolutionären Partei, die > > schließlich > > kontraproduktiv wurde. Was ich bisher dargelegt habe, sind > > sozusagen die objektiven Gründe für meine fortgesetzte Unfähigk > > eit, mich an den Zeitgeist anzupassen.

Nun zu den subjektiven > > Faktoren.

1. Bisher habe ich drei Endsiege des deutschen > > Kapitalismus erlebt und überlebt: den großen Sieg im 1. Weltkrieg, > > Hitlers am 30. Januar 1933 verkündeten Endsieg über Marxismus, > > Bolschewismus und Judentum, nach welchem der deutsche > > Faschismus 1000 Jahre regieren würde, Hitlers Endsieg im 2. > > Weltkrieg. Sag' mir, wo die Sieger sind, wo sind sie geblieben, so > > müsste Marlene Dietrich singen. > >

2. Gute LehrerInnen haben mich erzogen und mir eine > > ausreichende Dosis Skepsis beigebracht gegen alle > > Siegesberichte. Nur einige kann ich nennen: Hans und Tatjana > > Beck, Alfred und Arthur Bergmann, Waldemar Bolze, Heinrich > > Brandler, Franz Cerny, Hedda Kersch, Arthur Rosenberg, August > > Thalheimer.

3. Gute Freunde und Freundinnen haben mir bei > > meiner Arbeit und in den vielen Schwierigkeiten gehol fen, die ich > > als Kommunist und Jude zu überwinden hatte. Namentlich und > > zuerst ist das meine Lebensgefährtin Gretel Steinhilber zu nennen, > > eine von vier kommunistischen Töchtern einer Arbeiterfamilie in > > Stuttgart-Heslach, von denen drei als kritische Kommunistinnen im > > Dritten Reich > > eingesperrt waren. Namentlich erwähnen sollte ich vielleicht noch > > Cläre Schmalz-Brechenmacher, Ester und Mogens Boserup, die > > viel für die KPDO, aber auch für mich persönlich getan haben. > > Andere sind hier versammelt, so dass ich sie nicht zu nennen > > brauche. Es war auch großes persönliches Glück, diese > > Menschen getroffen zu haben. Sie und ich gehörten zur > > Arbeiterbewegung, als diese noch nicht durch stalinistische > > "Klassenwachsamkeit", durch Kadavergeho rsam deformiert war. In > > dieser gab es unter den Sozialdemokraten nicht nur die Noskes, > > sondern auch viele klassenkämpferische Funktionäre. Da waren > > Gewerkschafter wie Otto Brenner (IGM), Wilhelm Gefeller > > (IGCPK), Helmut Schmalz (GGLF), Walter Fabian, Siegfried > > Kawerau, Paul Levi, Kurt Rosenfeld u. v. a ., von denen ich manche > > gut kannte. Die auswechselbaren Berufspolitiker, die mit > > Turnschuhen und Rollkragenpullover auch ihre "Überzeugung" > > ablegten, die als angebliche Pazifisten begannen und zu > > Organisatoren des Krieges wurden, waren in der Arbeiterbewegung > > noch Ausnahmen.


Damit bin ich bei der zweiten Frage, die mir ein 40 Jahre jüngerer > > Freund und Genosse gestellt hat und die zu beantworten noch > > schwieriger ist: Was nützt es, Recht zu haben? – Aber, so ist > > stillschweigende hinzuzufügen, wenn man unterliegt, wenn die > > Geschichte anders verläuft, wenn die Warnungen auf taub e Ohren > > in sich selbst verliebter Funktionäre stoßen, die die > > Arbeiterbewegung ins Verderben, in die Niederlage führen. Auf > > diese Frage gibt es verschiedenen Antworten für die zwei > > Haupttypen politischer Menschen, für > > > > Berufspolitiker und für politisch Engagierte, die ihrem Wissen und > > Gewissen folgen und sich als gew ählte und abzuwählende > > Vertreter ihrer Klasse verstehen. Für Berufspolitiker lohnt es oft > > nicht, eine eigene Meinung zu entwickeln; "es rechnet sich nicht". > > Sie fragen bei ihren finanzstarken Sponsoren nach der Richtung, > > kaufen dann ein streng wissenschaftliches demoskopisches > > Institut, das dem repräsentativ ausgewählten Volk die richtigen > > Fragen vorlegt und d arauf die richtigen Antworten erhält, die dann > > per Computer-Auswertung die Volksmeinung ausspucken.

Entsprechend werden dann die Wahlversprechen formuliert. So > > haben wir es auch 1998 erlebt. So funkt ioniert kapitalbeherrschte > > Demokratie. Demokratie – Demoskopie – Demagogie – das ist der > > Weg. Aber der mich fragte, meinte nicht diese Politiker, sondern > > den zweiten Typus, den des engagierten > > > > Arbeiterfunktionärs. Wie ist seine störrische, nicht > > anpassungswillige Haltung zu verstehen? 1. Ohne Zweifel ist > > Kassandra keine beliebte Gestalt. Aber der demokratieerfahrene, > > durch die Arbeiterbildung gegangene Arbeiter und der in die > > sozialistische Bewegung integrierte Intellektuell e haben Wissen, > > Gewissen, Überzeugung, Disziplin.

Die Anteile dieser vier > > Komponenten an der Position sind individuell und in verschiedenen > > Perioden verschieden. Politisches Wissen, sanktionsfreie Deba tte > > der alternativen Taktiken und Strategien und demokratische > > Entscheidung führen zur Überzeugung, das s die beste Alternative > > sich durchgesetzt hat. Dann ergibt sich eine Disziplin aus > > Überzeugung. Sind die Anhänger der sozialistischen Partei aber > > nicht überzeugt, kann unter den Bedingungen des Klassenkampfes > > in der kapitalistischen Gesellschaft keine Macht sie zur Aktivität > > motivieren oder g ar zwingen. Kadavergehorsam sozialistischer > > Kämpfer ist im Kapitalismus unmöglich. Im realen Sozialismus > > kann Kadavergehorsam erzwungen werden; er ist ein wesentliches > > Element des Niedergangs > > und der Selbstzerstörung – wie uns die Erfahrung lehrt.

2. Ohne > > offene Debatte aller strategischen Alternativen kann es keine > > richtige und die Anhänger überzeugende Generallinie geben. Diese > > These bedarf keines weiteren Beweises. Daher sind die > > Querdenker, Abweichler, Ketzer die wichtigsten – Abweichler auf > > der Grundlage gemeinsamer Prinzipien.

3. Nur große > > Organisationen können etwas bewirken – so besagt eine der > > Mythen der deutschen Arbeiterbewegung. Dazu ist mehreres zu > > sagen. Unsere großen Organisationen – SPD, KPD, ADGB – > > haben gegenüber der faschistischen Gefahr nicht nur versagt; sie > > sind mitschuldig am aufhaltsamen, aber nicht aufgehaltenen > > "Aufstieg des Arturo Ui", an der großen Niederlage der stolzen, > > gutorganisierte n deutschen Arbeiterbewegung 1933.

4. Zudem > > haben auch große, siegreiche revolutionäre Bewegungen klein > > angefangen und wurden wegen ihrer Kleinheit ignoriert oder > > verlacht. Sieben Personen gründeten 1920 in Shanghai die KPCh. > > (Leid er ist sie zu große geworden: 62 Mio. Mitglieder sind 55 Mio. > > zuviel.)

5. Kleinheit einer politischen Richtung oder Organisation bedeutet > > nicht per se, dass sie eine Sekt e ist. Sektierertum bedeutet > > Abkapselung, kleinliche Rechthaberei. Das waren nicht die > > Merkmale der KPD( O). Durch ihre Mitglieder war sie fest verankert > > in der gesamten organisierten Arbeiterbewegun g. Das sind die > > mehr organisatorischen Aspekte der zweiten mir gestellten Frage. > > Nun aber zu den positiven Leistungen der kleinen Gruppe, die > > leider mit ihren Warnungen allzu oft R echt gehabt hat.

Von den > > richtigen und wichtigen Analysen des kritischen Marxisten August > > Thalheimer erwähne ich fol gende, ohne sie durch Zitate ausführlich > > zu belegen.

1. 1924 warnte er vor der "Bolschewisierung" der > > kommunistischen Parteien, die zu einem Scherbenhau fen führen > > würde.

2. 1928 warnte er vor der faschistischen Gefahr, lehnte die > > Sozialfaschismusthese ab und forderte e ine antifaschistische > > Einheitsfront.

3. Nach 1928 warnte er – entgegen aller Illusionen > > der KPD und SPD – vor der Bagatellisierung der > > faschistischen Brutalität, vor dem Slogan: Deutschland ist nicht > > Italien. Er wies nach, dass der de utsche Faschismus viel brutaler > > sein würde als der italienische; er unterstrich 1929, dass eine > > Machtüberg abe an die NSDAP den Krieg bedeuten müsse.

4. Er > > warnte 1945 vor der Stalinschen Besatzungspolitik, die die > > deutschen Werktätigen entmündige; er forderte den schnellen > > Rückzug der Roten Armee und die Entfaltung des politischen > > Potentials der deutschen Werktätigen. Eine langandauernde > > Okkupation würde die Sowjetunion gefährden. Die Warnungen > > wurden in den Wind geschlagen, die kritischen Kommunisten > > beschimpft und verleumdet a ls Renegaten, Nationalisten, Agenten > > des Kapitalismus usw. Die aufhaltsamen Niederlagen traten ein. > > Wa s war also der Nutzen der Warnungen? Die Richtigkeit der > > Warnungen hat dazu beigetragen, die Vorbereitungen auf die > > Illegalität rechtzei tig zu beginnen, damit den frühen Widerstand zu > > organisieren und der Demoralisierung der Niederlage zu begegnen. Die Geschichte hat – leider – die Qualität des > > marxistischen Analyseinstruments bestätigt. Die kritischen > > Kommunisten haben gezeigt, dass der Kommunismus nicht mit > > dem Stalinschen Modell gleichzusetzen ist, dass er vielfältig ist, > > aus vielen alternativen Strömungen besteht. Und wo kommunistische Parteien die Macht ausüben – das ist etwas anderes als > > kommunistische Minister im Kapitalismus – mü ssen die ihr > > spezifisches Modell und ihre eigene Entwicklungsstrategie finden. > > Damit haben diese Kommunisten nac h dem widerstandslosen > > Zusammenbruch des Realsozialismus einen kleinen Beitrag > > geleistet zur Fortentwickl ung des Marxismus und zur Erneuerung > > einer revolutionär-sozialistischen Bewegung.

Zum Schluss will ich > > meine Vorstellung von unseren Aufgaben kurz skizzieren: 1. Kritik > > am Kapitalismus heute – ohne alle Übertreibungen. 2. > > Strukturanalyse der modernen Arbeiterklasse. 3. Kritische > > Aufarbeitung der Geschichte der kommunistischen Weltbewegung > > einschließlich der Ursach en des Zusammenbruchs des > > Realsozialismus von der DDR bis zur UdSSR. 4. Kritische > > Solidarität mit den vom Kommunisten regierten sozialistischen > > Inseln im kapitalistischen Ozean. Sozialistische Kritik unterscheidet sich in Ziel und > > Methoden grundsätzlich von kapitalistis cher Kritik. Ich werde also > > nie mit den Wölfen heulen und mit uranabgereicherten Bomben die > > "Menschenrechte" durchsetzen.

5. Erneuerung marxistischen > > Denkens. > >

6 Die Zukunft ist offen, ungewiss, liegt im Nebel. Aber sie wird von > > bewussten Menschen mitgestaltet, die in Gruppen, > > Organisationen, Parteien zusammenarbeiten und die Interessen > > ihrer Klasse vertreten. Wir können nicht wissen, was werden wird. > > Aber wir müssen wissen, was wir als Sozialisten wollen.


Theo in der Wikipedia == incl. DNB-link ==


Deutsche gegen Deutsche. == Das Schicksal der Juden 1938-1945 == Moshe Zimmermann

Moshe Zimmermann, geb. 1943 in Palästina als Sohn einer Hamburger Familie, die 1937 emigrierte, ist Leiter des R. Koebner-Instituts für deutsche Geschichte an der Hebräischen Universität Jerusalem.


http://www.rosalux.de/


International Rosa Luxemburg Society == http://labourhistory.net Karl Dietz Verlag Berlin 2002, 3-320-02033-1, www.dietzberlin.de


Buch: Die Thalheimers

Geschichte einer Familie undogmatischer Marxisten.

Die Familie Thalheimer hat in der deutschen revolutionär-sozialistischen Bewegung eine wichtige Rolle gespielt. Zu dem frühen Freundeskreis gehörten u.a. Friedrich Westmeyer, Clara Zetkin und Rosa Luxemburg. Die Stationen der Familie spiegeln Brüche und Katastrophen der deutschen Geschichte, Erfolge und Niederlagen der deutschen Arbeiterbewegung wider: antimilitaristische Arbeit; Zimmerwalder Linke; Chefredakteur der "Roten Fahne" 1919-1923; "Ehrenexil" in der Sowjetunion; Mitherausgeber von "Gegen den Strom"; Verfolgung in Nazi-Deutschland und Emigration nach Kuba; August Thalheimers Kommentierung der weltpolitischen Konstellationen nach 1945 und die gescheiterten Bemühungen um seine Rückkehr nach Deutschland.

VSA Verlag, 256 Seiten, mit zahlreichen Fotos und Dokumenten 20,40 Euro


s.a.


s.a.

Vorwort

Die Familie Thalheimer hat in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts eine wesentliche Rolle in der antimilitaristischen, marxistischen Arbeiterbewegung Deutschlands gespielt. Sie hat zur organisatorischen Formierung und politischen Orientierung auf vielfache Weise beigetragen. Schon der Vater Moritz zog von seinem Heimatdorf Affaltrach nach Winnenden bei Stuttgart und dann nach Stuttgart und nahm einen politischen und freundschaftlichen Kontakt zu Clara Zetkin und ihren politischen Gesinnungsgenossen auf. In diesem Kreis wurden die Kinder August und Bertha erzogen und in die aufsteigende Arbeiterbewegung einbezogen. August und Bertha leisteten unter den gefährlichen Bedingungen des Belagerungszustandes im Ersten Weltkrieg wichtige Vorarbeiten für den Spartakusbund und in ihm; Cläre, Augusts Frau, unterstützte ihre Schwägerin Bertha. Der Vater half gleichfalls bei der Konsolidierung des Westmeyer-Flügels, als dieser aus der SPD gedrängt wurde. Von der Gründung der KPD Ende 1918 bis zur Absetzung der Brandler-Thalheimer-Zentrale (siehe Kap. 4.5) Ende 1923 war August einer der führenden Köpfe der Partei, ihr wichtigster Analytiker und Theoretiker. Nach der Rückkehr aus dem Moskauer "Ehrenexil" 1928 war er Mitbegründer und wieder wichtigster Theoretiker der KPD-Opposition. Soweit es ihm in der Emigration möglich war – während der Illegalität und dem Widerstand der KPD(O) nach 1933 und wieder ab 1945 bis zum Tode – leistete er gleichfalls seine Beiträge aus der Ferne für seine alten Kampfgenossen. Bertha kehrte 1945 aus dem KZ Theresienstadt zurück und begann wieder ihre politische Arbeit. August Thalheimers theoretische und praktische Arbeit wäre viel schwieriger gewesen ohne die unermüdliche Hilfe und Fürsorge seiner Frau Cläre. Sie hat in allen Lebenslagen die Kontakte aufrechterhalten und zum Lebensunterhalt oft mehr beigetragen als August. So ist das persönliche Schicksal der Thalheimers eng verwoben mit dem Auf und Ab der deutschen Geschichte und der marxistischen deutschen Arbeiterbewegung, ihr Leben ein Spiegelbild der Höhen und Tiefen unserer Geschichte – auch der Siege und Niederlagen. Als kritische Kommunisten wurden sie in der offiziellen Historiographie der kommunistischen Bewegung bis 1989 weitgehend ignoriert. Ihre Beiträge zu dieser großen Bewegung aufzubewahren und der Vergessenheit zu entreißen, ist Sinn der vorliegenden politischen Geschichte der Familie Thalheimer. Der andere Zweig der Thalheimer-Familie, der von Affaltrach nach Öhringen gezogen war, kann in diesem Buch nur kurz behandelt werden. Er wurde auf andere Weise Spiegelbild der deutschen Geschichte. Im guten Glauben an deutsche Kultur und Zivilisation hatten seine männlichen Angehörigen ihrem "Vaterland" treu gedient und waren dekoriert aus dem Ersten Weltkrieg heimgekehrt. Der deutsche Kapitalismus zeigte ihnen im Dritten Reich seinen "Dank des Vaterlandes". Viele dieser Thalheimers wurden Opfer des faschistischen Verbrechens; ein Teil konnte sich über den Atlantischen Ozean retten. Niemand von ihnen überlebte in Deutschland. So ist dieses Buch ein Denkmal für die aktiven Kämpfer gegen den deutschen Kapitalismus wie für seine unschuldigen und wehrlosen Opfer. Soweit möglich, folgt die Darstellung dem Ablauf der großen politischen Veränderungen. Die Namen von Berta, Cläre und Ruben werden im Laufe der Jahre unterschiedlich geschrieben (Berta – Bertha; Cläre – Klara; Ruben – Roy). Vielen Helfern habe ich zu danken: Ernst Roller und Harry Murso, Obersulm, für Hilfe bei der Materialsammlung; den Mitarbeitern der Archive in Kopenhagen (Arbejderbevägelsens Bibliotek og Arkiv), Moskau (Russisches Zentrum zur Aufbewahrung und zum Studium der Dokumente der neuesten Geschichte), Berlin (SAPMO-BA) und Bonn (Archiv der sozialen Demokratie) für Unterstützung bei der Archivarbeit, Sylvelyn Hähner-Rombach für die große Geduld bei der Umwandlung meiner Schrift in lesbaren Text. Ferner haben ihre Privatarchive geöffnet: Roy Thalheimer, Sebastian, Victoria, Australien, und Elli Schöttle, Stuttgart. Dank gebührt auch meinen Freunden Gert Schäfer, Hannover, Mario Kessler, Berlin, Wolfgang Haible, Stuttgart, und Helmut Arnold, Wiesbaden, für kritische Lektüre des Entwurfes zu diesem Buch. Für alle Irrtümer und Urteile trage ich allein die Verantwortung. Stuttgart, im Januar 2004

Inhalt: Vorwort 1. Die Ursprünge 1.1 Die sozialistischen Thalheimers 1.2 Die Schicksale des zweiten Thalheimer-Zweiges 2. Das Deutsche Reich von der Gründung bis 1914 2.1 Das Deutsche Reich um die Jahrhundertwende 2.2 1900-1914: Freiheit und Bildung in der Großstadt 2.3 Die Lehrerinnen: Clara Zetkin und Rosa Luxemburg 2.4 August Thalheimers Politische Übersichten in der "Gleichheit" 2.5 Am Vorabend des Ersten Weltkrieges 3. Der Erste Weltkrieg 3.1 Der Krieg und die internationale Arbeiterbewegung 3.2 Sorgen und Freuden eines Parteiredakteurs 3.3 Bertha Thalheimers antimilitaristische Arbeit 3.4 Die internationalen Konferenzen in Zimmerwald und Kienthal 3.5 Vorbereitung des Spartakusbundes – der Prozess gegen Bertha Thalheimer 3.6 Zuchthaus-Korrespondenz 3.7 Moritz Thalheimers Hilfe für die Westmeyer-Gruppe 4. In der revolutionären Nachkriegszeit 4.1 Die revolutionären Kräfte organisieren sich 4.2 Redakteur des Zentralorgans 4.3 Der Fehler der Offensivtheorie und seine Korrektur 4.4 Der Abschwung der revolutionären Nachkriegswelle 4.5 Schicksalsjahr 1923 – Gratwanderung der KPD 4.6 Auf den Komintern-Kongressen 5. Die erste Emigration 5.1 1924: Die Sowjetunion im Aufbruch 5.2 Im Moskauer "Ehrenexil" 5.3 Das Parteiverfahren 5.4 Beiträge zu Theorie und Praxis des Marxismus 5.5 Die endgültige ultralinke Wende 5.6 Der Kampf um die Rückkehr nach Deutschland 5.7 Ein letzter Test 6. Der Weg in den faschistischen Abgrund 6.1 1928: Deutschland am Beginn der ökonomischen und politischen Krise 6.2 1928-1933: Thalheimer in der KPD(O) 6.3 Herausgeber von "Gegen den Strom" 6.4 Thalheimers Methode 7. Verfolgung und Emigration 7.1 1933-1939: Die Thalheimer-Familie in der Vorkriegszeit 7.2 1933-1939: Politische Arbeit im zweiten Exil 7.3 Die Moskauer Schauprozesse erschüttern die kommunistische Bewegung 7.4 1933-1939: Analysen der Weltpolitik 7.5 Die Odyssee der Thalheimer-Familie 7.6 Roy Thalheimers Weg nach Australien 7.8 Exil in Cuba 7.9 Bemühungen um die Rückkehr nach Deutschland 8. Nach dem Zweiten Weltkrieg 8.1 Die weltpolitischen Veränderungen 8.2 Thalheimers "Politische Übersichten" und Analysen 8.3 Thalheimers Position zu den Nachkriegsproblemen 8.4 Kunst und Revolution 9. August Thalheimers Tod 10. Ein Gesamtbild 10.1 Eine sozialistische Familie 10.2 Clara Zetkin und die Thalheimer-Familie 10.3 Die Freundschaft mit Heinrich Brandler 10.4 Das Luxemburgsche Erbe 10.5 Thalheimers Marxismus 10.6 Die Thalheimers und die jüdische Frage 10.7 Thalheimers Selbstverständnis 10.8 Elemente eines demokratischen Kommunismus 10.9 Die Bewegung und ihre Mitglieder Literatur Ergänzende Bibliographie: August Thalheimer: Werk und Literatur August Thalheimer als Redakteur Personenindex Sachindex Abkürzungen

Theodor Bergmann Die Thalheimers Geschichte einer Familie undogmatischer Marxisten 256 Seiten | 2004 | EUR 20.40 | sFr 36.00 ISBN 3-89965-059-X 1 Titel nicht lieferbar

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s.a.


Gegen den Strom

Zum 140. Geburtstag August Thalheimers

Während eines Hurrikans wurde der Leichnam auf dem jüdischen Friedhof Havannas eilig zugeschaufelt, noch bevor die aus gerade drei Personen bestehende Trauergesellschaft am Grab ankam. Die Rückkehr nach Deutschland war dem kritischen Kommunisten ebenso verweigert worden wie eine Arbeit als Lehrer in Württemberg. Das Klima setzte ihm zu, für einen qualifizierten Arzt fehlte das Geld, und so starb August Thalheimer am 19.September 1948 an einer Herzschwäche. In Deutschland wurde sein Tod kaum beachtet, dabei galt er doch „als bedeutendster Theoretiker der KPD nach 1919“ (Disput 7/2004), war einer der Führer der Novemberrevolution im Südwesten, designierter Finanzminister, dann in der Nachfolge seiner Freundin und Lehrerin Rosa Luxemburg Redakteur der „Roten Fahne“.

1. Geboren wurde Thalheimer am 18.März 1884 in Affaltrach, einem kleinen Dorf in der Nähe von Heilbronn. Schon der Vater war Sozialdemokrat, befreundet mit Clara Zetkin und Fritz Westmeyer, in deren anregendem Umfeld August und seine Schwester Berta aufwuchsen. Eine Hochschullaufbahn blieb dem linken Philologen versperrt, so blieb nach dem Volontariat bei der „Leipziger Volkszeitung“ nur die Arbeit für sozialdemokratische Zeitungen, „Die neue Zeit“, „Die Gleichheit“, als Redakteur in Göppingen und Braunschweig. 1915 war er, neben Luxemburg, Zetkin und Mehring, einer der Autoren der ersten Nummer der „Internationale“, legte offen, wie das Volk mit dem Mythos „Verteidigungskrieg“ mobilisiert würde, während die Eliten diskutierten, wie „der Anteil an der Weltmacht und am Weltmarkt“ ausgebaut und die Dominanz Deutschlands in der künftigen europäischen Ordnung gesichert werden könne. Am 1.1.1916 konnte er noch an der Gründungskonferenz der Spartakusgruppe im Rechtsanwaltsbüro von Karl Liebknecht teilnehmen, bevor er wie die meisten Kriegsgegner eingezogen wurde, nach einer Verwundung kurzzeitig als Vertretungslehrer an der Oberrealschule Reutlingen eingesetzt, aber schon im Oktober 1918 entlassen wurde – da wirkte er mit den Stuttgarter Spartakisten, einer gut vernetzten Gruppe junger Facharbeiter, schon an der Vorbereitung der Revolution, getragen von „einer Bewegung der allgemeinen Stimmung“, verursacht durch die „Tatsachen des Krieges und der russischen Revolution“, so Thalheimer in einem Brief an seine wegen ihrer antimilitaristischen Tätigkeit verurteilte Schwester Berta. Mitte November holte ihn Luxemburg nach Berlin, um dort die sehr schwache Spartakusgruppe als Redakteur der RF zu verstärken. Wie viele der jungen Spartakisten neigte er zum Voluntarismus. Die russischen Revolutionäre sah Thalheimer, Autorität und Vorbild. Eine Jahr später schaute er, inzwischen Chefredakteur der Zentralorgane, selbstkritisch zurück: „Die Blicke starrten wie gebannt auf das Vorbild der russischen Revolution.“ Mahnungen, die deutsche Entwicklung könnte einen verwickelteren Gang oder gar eine Rückschreiten beinhalten „schlugen auf taube Ohren der Vorwärtsstürmenden.“ (Die Internationale 15/16, 1.11.1919) 1921 galt das auch für Thalheimer, der die missglückte Märzaktion, von Clara Zetkin intern als Putschismus kritisiert, mit einer „Offensivtheorie“ rechtfertigte. Lenin gibt ihr beim III. Weltkongress der Komintern recht, kritisiert die Offensivtheorie scharf als Ausdruck einer „Kinderkrankheit des linken Radikalismus“. Als vorbildlich stellt Lenin eine Politik dar, in der die italienischen Kommunisten die Sozialisten und Gewerkschaften zum gemeinsamen Kampf gegen den Faschismus mobilisiert hatten. (Brief vom 14.8.2021) 2. Diesen Hinweisen folgte Thalheimer trotz der Schwankungen kommunistische Internationale, wurde nun zum Theoretiker der „Einheitsfrontpolitik“ und eines Programms von „Übergangsforderungen“ wie der Produktionskontrolle und Sachwerterfassung, mit denen an das Wollen der sozialdemokratischen Arbeiter und Arbeiterinnen angeknüpft werden sollte. Angestrebt wurde eine „Arbeiterregierung“ von Sozialdemokraten und Kommunisten, wie sie 1923 in Sachsen und Thüringen angebahnt wurde und vom Reichspräsidenten Ebert umgehend durch Einsatz der Reichswehr beseitigt wurden. Moskau forderte einen Aufstand, für die aber die Voraussetzungen fehlten. Nach dem Rückzug galten Thalheimer und der Parteivorsitzende Heinrich Brandler als Schuldige, wurden als Parteiführer abgewählt, für vier Jahre im Hotel Lux in Moskau „kominterniert“, wurden Mitglieder der KPR (B) und mussten sich zusammen mit Karl Radek vor einem „Tribunal“ verantworten. Das Verfahren vor der Kontrollkommission der KPR (B), bei dem Thalheimer einen Genossen ohrfeigte, der sich als Sympathisant eingeschlichen hatte und nun als Kronzeuge auftrat, endete mit einem Betätigungsverbot in der KPD wegen fraktioneller Tätigkeit. Ausgerechnet mit dem schon verfemten Trotzki, der doch zu ihren schärfsten Kritikern gehörte, sollten sie konspiriert haben. Thalheimer unterrichtete nun an der Sun-Yat-Sen-Universität vor allem chinesische Studenten. 1927 wurden seine sechzehn in sehr einfacher Sprache formulierten Vorträge als „Einführung in den dialektischen Materialismus“ publiziert. Hermann Dunker gab noch den Vortrag Thalheimers über Spinoza vor der Kommunistischen Akademie am 2.4.1927 heraus, der 1656 wegen seines freien Denkens aus der jüdischen Gemeinde verbannt worden war und betonte im Vorwort dessen Bestehen auf der Freiheit zu philosophieren. Davon konnte in der Sowjetunion nach der Entmachtung des „rechten“ Bucharin, 1928 offiziell noch Vorsitzender der Komintern, nicht mehr die Rede sein. Der neuerliche ultralinke Schwenk Stalins gegen die „Rechten“ wurde auf die zu „bolschewisierende“ KPD übertragen, auch hier galten nun die „Rechten und Versöhnler“ als Parteifeinde und die „sozialfaschistische“ Sozialdemokratie als Hauptfeind der KPD. Dies musste auf den schärfsten Widerspruch Thalheimer stoßen, der im Anschluss an die erste Versuche zur Beschreibung der Besonderheiten des Faschismus in Italien durch Clara Zetkin an einer marxistischen Einschätzung arbeitete. Vergeblich hatte Thalheimer versucht, dies in die Programmdiskussion von Komintern und KPD einzubringen. Er warnte zunächst vor allem vor der Ausdehnung des Begriffes der Faschismus auf alle Formen der Reaktion und der bürgerlichen Herrschaft, wodurch die Sozialdemokratie zum „linken Flügel“ des Faschismus erklärt werde. Durch einen Vergleich der populistisch-diktatorischen Herrschaft Napoleons III. (Bonapartismus) die Marx analysiert hatte, und des italienischen Faschismus arbeitet er Merkmale des Faschismus heraus, die nationalen Mythen, den Scheinkampf gegen die parlamentarische Korruption, Milizen und charismatische Führer einerseits, die Aushöhlung der Demokratie in Krisensituationen, die Verschanzung der Staatsmacht, schließlich die offene Diktatur mit dem Ziel imperialistischer Ausdehnung, eine Führerdiktatur, in der eine geschwächte und gespaltene Bourgeoisie ihre politische Macht aufgibt, um ihre ökonomische zu bewahren. Er verweist aber auch auf die Lernfähigkeit der Eliten, „den Erziehungswert militärischer Niederlagen“. So habe Frankreich nach der krachenden Niederlage Napoleons III. 1870 gegen Preußen und der Niederwerfung der Pariser Kommune unter parlamentarischer Herrschaft zu einer Stärke gefunden, die erst 1914 die Abwehr des deutschen Vormarschs ermöglichte. Den „Erziehungswert“ der militärischen Niederlage 1945 für die deutschen Eliten kann man als Unterordnung unter die Dominanz Amerikas bei zunächst sehr eingeschränkten parlamentarischen Kompetenzen unschwer beobachten. 3. Mit Mühe gelang 1928 die Rückkehr nach Deutschland, wo Brandler und Thalheimer mit einem „Aktionsprogramm“ auf eine realistische Strategie hinwirken wollten. In der Reaktion allerdings wurden sie und in der Folge hunderte in Betrieben und Gewerkschaften verankerte Kommunisten wegen fraktioneller Tätigkeit ausgeschlossen. Die aus diesen Ausschlüssen entstehende KPD-Opposition mit ihren etwa 5.000 gut geschulten Mitgliedern wandte sich gegen die Spaltungspolitik der „Roten Gewerkschaftsopposition“. Thalheimer wirkte als Redakteur der Wochenzeitschrift „Gegen den Strom“, in der er seine Analyse des Faschismus vertiefte. 1967, in einer Zeit des Erstarkens des Neofaschismus der NPD, gab Wolfgang Abendroth, der selbst aus der KPO kam und stets mit großem Respekt von Thalheimer sprach, erstmals wieder Thalheimers Faschismusanalyse in Buchform heraus („Faschismus und Kapitalismus“), 1973 folgte die Sammlung „Der Faschismus in Deutschland“. Sie ist bei der herausgebenden „Gruppe Arbeiterpolitik“, die sich in der Tradition der KPD-O sieht, noch immer erhältlich – wie auch viele andere Broschüren Thalheimers.

Die KPO forderte vergeblich eine Einheitsfront gegen den stärker werdenden Faschismus, wurde aber auch selbst durch Abspaltungen geschwächt und in der Emigration zunehmend isoliert. Doch selbst unter widrigsten Umständen schrieb Thalheimer in Kuba Analysen, die aus der zeitgenössischen Publizistik herausragen, von 1945-1948 „Internationale monatliche Übersichten“ (Nachdruck 1992), die in kleiner Auflage hektografiert und unter den nach dem Naziterror verbliebenen Diskussionskreisen kursierten, aus denen sich dann die kleine Gruppe Arbeiterpolitik bildete. 

1945 analysierte Thalheimer „Die Potsdamer Beschlüsse“, bei denen mit den Methoden der Geheimdiplomatie über das Schicksal der Völker entschieden worden sei, Grenzen und Millionen Menschen „verschoben“ wurden. Klar verweist er schon 1945 die Konsequenzen der Teilung, durch welche die Besatzungszonen sich zu Aufmarschgebieten der absehbaren Blockkonfrontation und Quellen für „Hilfstruppen für ihre eigenen Ziele“ entwickeln müssten. 1946 schrieb er über die „Grundlinien und Grundbegriffe der Weltpolitik nach dem 2. Weltkrieg“. Er warnte davon, dass die stalinsche Methode der sozialistischen Ausdehnung unter Missachtung des „nationalen Selbstgefühls“ und „den Gewohnheiten der proletarischen Demokratie“, dass der Versuch, die Fremdherrschaft „dauernd zu machen“ nur enden könne mit einer Schwächung für die erobernde Sowjetunion und des internationalen Sozialismus und Kommunismus. Doch diese Broschüren fanden nur in kleinen Kreisen innerhalb der Gewerkschaften Verbreitung. Erst im Zuge der wilden Streiks, der Studentenbewegung und einer neofaschistischen Welle entstand neues Interesse. 1978 lud Theodor Bergmann in Stuttgart zu einer Tagung „50 Jahre KPD (Opposition) ein und veröffentlichte bis zu seinem Tod eine ganze Reihe von Forschungsarbeiten zur KPD-O und auch zu August Thalheimer, 2004 etwa „Die Thalheimers. Geschichte einer Familie undogmatischer Marxisten“. Wolfgang Abendrot weckte Interesse durch seine Biografie „Ein Leben in der Arbeiterbewegung“ (1976) und veröffentlichte Arbeiten zu Thalheimer und Brandler für ein breiteres Publikum, für die „Marburger Schule“ und Frank Deppe war Thalheimer stets ein „Denkpartner“. Anfang der 90er Jahre entstanden, oft ermutigt von Theodor Bergmann, neue Forschungsarbeiten zu Thalheimer. Die aktuelle Rechtsentwicklung jedenfalls sollte anregen, an Thalheimers Analysen anzuknüpfen. Zu selten ist es der Linken gelungen, wie die Eliten aus Niederlagen zu lernen.

Unkorrigiertes Manuskript, 18.3.2024, Erhard Korn

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Buch: Strukturprobleme - Irrwege - Kritik - Erneuerung

VSA, 2012


Buch von Theo zu Israel

Theodor Bergmanns internationalistische Position zum Nahostkonflikt ist zu seinem linken Vermächtnis geworden. Mit der Neuauflage seines Buches über Israel, zu dem der Autor kurz vor seinem Tod im Juni noch ein aktuelles Vorwort beisteuerte, wollte der Sohn eines Rabbiners, der nach seiner Emigration 1933 zwei Jahre in einem Kibbuz lebte, zur Versachlichung der Israel-Debatte gerade unter Linken beitragen. Sein Anliegen ist aktuell, wie zuletzt beim Berliner Pop-Kultur Festival die Diskussion um Israel-Boykottaktionen zeigte – aber auch die gefährliche Rechtsentwicklung in dem Land selbst.

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Theo im zeitzeugen-portal.de

Theodor Bergmann war 16 Jahre alt, als Adolf Hitler im Januar 1933 in Deutschland die Macht übernahm ...


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Karl Marx

Jerg Ratgeb

Kunstprojekt in Herrenberg http://goo.gl/alerts/UksN


Weltweit Medien nutzen. Medienwelt gestalten

Bernd Hüttner / Christoph Nitz (Hrsg.) VSA Verlag Hamburg, 2010, 214 Seiten, 16,80 EUR http://www.vsa-verlag.de ... 978-3-89965-412-7


Arbeiten in Selbstverwaltung

Dario Azzellini ... hat den politischen Kern seiner 15-jährigen Forschungsergebnisse zu Arbeiter*innenselbstverwaltung und Formen lokaler Selbstverwaltung weltweit in der Flugschrift Vom Protest zum sozialen Prozess zusammengefasst. Er liefert zugleich Antworten auf die Frage: Ist es möglich, im Kapitalismus »anders« zu arbeiten und damit die Perspektive einer demokratischen und solidarischen Gesellschaft jenseits des Kapitalismus aufzuzeigen und zu eröffnen?

http://www.vsa-verlag.de ... 280618


THEODOR BERGMANN, WOLFGANG HAIBLE, GALINA IWANOWA

FRIEDRICH WESTMEYER - VON DER SOZIALDEMOKRATIE ZUM SPARTAKUSBUND - EINE POLITISCHE BIOGRAPHIE

Erscheinungsdatum: 15. Oktober 2018, ISBN 978-3-96156-059-2

276 Seiten, 13,90 Euro

Sein Name ist selbst unter Linken weitgehend in Vergessenheit geraten. Dabei war Friedrich Westmeyer neben Rosa Luxemburg, Karl Liebknecht und Clara Zektin einer der prominentesten VertreterInnen der SPD-Linken. Noch vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs und dem Verrat der SPD durch die Zustimmung zu den Kriegskrediten wurden in Baden-Württemberg die mitunter heftigsten Auseinandersetzungen zwischen ReformistInnen und RevolutionärInnen ausgetragen. An der Spitze der letzteren stand Westmeyer. Als Redakteur, Gewerkschafter, Parteiorganisator und Landtagsabgeordneter setzte er sich bedingungslos für die Interessen der Arbeiterklasse ein – zuweilen auch gegen die eigenen »Genossen«. Wir möchten mit dieser Neuauflage dazu beitragen, dass das Wirken Westmeyers in der deutschen Arbeiterbewegung für ein marxistisches Programm nicht in Vergessenheit gerät. Denn es enthält viel Lehrreiches für die Arbeiterbewegung von heute und morgen.

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s.a.


Matinee zum 150. Geburtstag von Friedrich Westmeyer im Waldheim Gaisburg Friedrich-Westmeyer-Haus (das Westmeyer gegründet hatte). Erhard Korn von der Rosa Luxemburg Stiftung Baden-Württemberg stellt sein Leben und seine politischen Positionen dar und seine Verdienste für die Arbeiter*innenbewegung: z.B. die Idee der Waldheime als bezahlbare, im Grünen gelegene Erholungsorte, die auch die Frauen entlasten sollten und in denen der Bildungshunger der Arbeiter*innen durch z.B. Vorträge gestillt werden konnte. Die Waldheime seinen ein wichtiger ergänzender Baustein im weit entwickelten Genossenschaftswesen (Konsum- und Produktionsgenossenschaften). Trotzdem urteilte Westmeyer über die genossenschaftliche Bewegung, dass es eine "blöde Utopie" sei hierdurch die sozialen Frage grundlegend lösen zu wollen. Dies könne nur durch die Umwerfung des kapitalistischen Wirtschaftssystems gelingen. Korn stellt die eingehenden und fotografisch-dokumentarischen Arbeiten von Westmeyer zur Wohnungsfrage (in Stuttgart) dar. Westmeyer fundierte so die Forderungen der Arbeiterbewegung durch statistisches Material z B. zur Kindersterblichkeit in den verschiedenen Stuttgarter Stadtteilen - in Abhängigkeit der Wohnverhältnisse. Er forderte, dass neues Baurecht nur noch auf Flächen in städtischem Besitz geschaffen werde solle; oder dass Mieten nur als Kostenmieten zulässig sein sollen. Forderungen also, die in sozialistischen Programmen der Gegenwart nichts an Aktualität verloren haben. Bei allen sozialen Reformvorschlägen, habe Westmeyer stets deren Begrenztheit dieser Reformen thematisiert. Zu Beginn des 1. Weltkriegs wandte sich Westmeyer von Beginn an gegen die sozialdemokratische Zustimmung zu den Kriegskrediten. Westmeyer hatte bereits früh die Integration der Sozialdmokratie in den kapitalistischen Staat kritisch und als Gefahr gesehen und polemisierte gegen die württembergische "königlich sozialdemokratische Opposition", die dem Landesetat zustimmte, deren Landtagsabgeordnete sich mit dem Schwur auf den König vereidigen ließen. Westmeyer war hier der Gegenspieler des württembergischen SPD Fraktionsvorsitzende im Landtag (sein Vorgesetzter in der Redaktion der Schwäbischen Tagwacht), Wilhelm Keil, der diese Integration vorantrieb und gegen Westmeyer alle Register des innerparteilichen Kampfes zog. Westmeyer ließ sich von der Volksnähe und Liberalität gegenüber der Sozialdemokratie nicht einlullen und sah in König Wilhelm ll von Württemberg auch einen der schärfsten Verfechter deutscher Großmachts- und Kolonialpolitik. Erwähnung findet im Vortrag auch der Bosch-Streik mit wochenlanger Aussperrung in denen Westmeyer sich für die Streikenden einsetzte. Der Streik ging verloren - und führte zu einer herben Niederlage durch die Entlassungen der Beschäftigten und deren handverlesene Wiedereinstellung unter Ausschluss aller linken organisierten Arbeiter/innen. Zum Schluss geht der Vortrag noch einmal auf die Haltung der SPD zum Krieg ein. Am 21.09. veranstalten die Stuttgart Sozialdemokraten eine SPD-Vertrauensleutesitzung mit Karl Liebknecht. Dieser wird kritisiert für die Zustimmung zu den Kriegskrediten. Mit der Rückendeckung einer Resolution der Stuttgarter SPD stimmt Liebknecht in der nächsten Reichstagsabstimmung erstmalig gegen die Kriegskredite. Für die musikalische Umrahmung sorgen 'Die Marbacher' aus dem Raum Heilbronn.



Dieter Klein: Das Morgen tanzt im Heute

Offensive Strategien in Zeiten der Vielfachkrise===

Montag, 25.10.2021 | Berlin | Rosa-Luxemburg-Stiftung, Straße der Pariser Kommune 8A===

Der VSA: Autor Prof. Dr. Dieter Klein wird am 15. Oktober seinen 90. Geburtstag feiern.

Einige Tage später wird sich der Wirtschaftswissenschaftler, lange Jahre Prorektor für Gesellschaftswissenschaften der Humboldt-Universität zu Berlin und von 1994 bis 2012 Vorstandsmitglied der Rosa-Luxemburg-Stiftung angesichts des Ausgangs der Bundestagswahlen auf die Suche nach Antworten auf Fragen begeben, die insbessondere die Linke, klein wie großgeschrieben, sich stellen muss: Was wäre der Kern eines Neubeginns, den die sozialistische Linke erstrebt? Was könnten – angesichts der zu erwartenden systemgebundenen Politik einer neuen Bundesregierung und angesichts der eklatanten Schwäche konsequent linker Kräfte – mögliche linke Teilstrategien sein? Auf welche Weise könnten sie zur Wirksamkeit gebracht werden?

Im VSA: Verlag hat er dazu in den vergangenen Jahren bereits mehrere Buchveröffentlichungen vorgelegt: 2013 erschien »Das Morgen tanzt im Heute«, 2016 der Band »Gespaltene Machteliten«, 2019 folgte »Zukunft oder Ende des Kapitalismus?« und im Spätherbst wird sein neues Buch »Regulation in einer solidarischen Gesellschaft« erscheinen.

Einführung: Dr. Dagmar Enkelmann (RLS-Vorstandsvorsitzende). Im Anschluss an den Vortrag ist anlässlich des 90. Geburtstags ein Empfang geplant

0410 via mail vsa ... http://www.vsa-verlag.de

Die Papiermacherin von Alfred Bekker | 444 Seiten

Um 1000 wird in China eine Gruppe Papiermacher von Uiguren in den Westen verschleppt, darunter Meister Wang und seine hübsche Tochter Li. In Samarkand lernt Li den sächsischen Ritter Arnulf von Ellingen kennen und lieben, doch die Bande steht unter keinem guten Stern.

041021 via lesen.net ... für umme

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