Charlotte Selver
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Gymnastik in München, begegnete Charlotte Selver Elsa Gindler in | Gymnastik in München, begegnete Charlotte Selver Elsa Gindler in | ||
Berlin Anfang der zwanziger Jahre. Zwei Mal lehnte diese es ab, die | Berlin Anfang der zwanziger Jahre. Zwei Mal lehnte diese es ab, die | ||
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Einladung von Erich Fromm teil an der von ihm und Daisetz Suzuki | Einladung von Erich Fromm teil an der von ihm und Daisetz Suzuki | ||
veranstalten Konferenz "Zen Buddhismus und Psychoanalyse" in | veranstalten Konferenz "Zen Buddhismus und Psychoanalyse" in | ||
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The Sensory Awareness Foundation (SAF) was founded in 1971 to provide information on the work of Elsa Gindler and Charlotte Selver. The SAF has gathered historical material, interviewed still-living students of the originators, solicited articles from others, translated them where necessary, and published substantive selections in yearly Bulletins. | The Sensory Awareness Foundation (SAF) was founded in 1971 to provide information on the work of Elsa Gindler and Charlotte Selver. The SAF has gathered historical material, interviewed still-living students of the originators, solicited articles from others, translated them where necessary, and published substantive selections in yearly Bulletins. | ||
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+ | Bei Sensory Awareness (Charlotte Selver) oder Die Arbeit ([[Elsa Gindler]])" geht es darum, unsere Bewusstheit für Bewegung und unseren körperlichen Zustand zu schulen, frei zu erforschen und feiner wahrzunehmen. Die Fragestellungen von Elsa Gindler und Charlotte Selver können in Anbetracht der wieder entdeckten Bedeutung von Achtsamkeit als zeitlos modern eingestuft werden. | ||
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+ | Vom 9. bis 11. April 2021 findet in ZIST der Workshop "Achtsamkeit als Kunst der Lebendigkeit" mit Ulrich Rothmund statt. Auf der Basis von Elsa Gindlers "Arbeit" und "Sensory Awareness" nach Charlotte Selver geht es darum, unsere Bewusstheit für Bewegung und unseren körperlichen Zustand zu schulen, frei zu erforschen und feiner wahrzunehmen. | ||
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+ | Geringfügig korrigierter und ergänzter Beitrag zur Festschrift für Bruder David Steindl-Rast zum 80. Geburtstag: Rosemarie Primault und Rudolf Walter Hrsg.: Die Augen meiner Augen sind geöffnet: Erfahrungen der Dankbarkeit; mit Beiträgen von u. a. Ingrid Riedel, Willigis Jäger, Chungliang Al Huang, Joan Halifax, Bert Hellinger, [[Thich Nhat Hanh]], Herder Freiburg 2005; ISBN 978-3-451-29051-0 | ||
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+ | Charlotte Selver ist am 22. August im Alter von 102 Jahren in ihrem Heim in Muir Beach in Kalifornien im Kreis ihrer engsten Freunde und Schüler gestorben. | ||
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+ | Charlotte Selver übte mit ihrer Arbeit «Sensory Awareness» einen entscheidenden Einfluss auf das «Human Potential Movement» und die Humanistische Psychologie aus. Aspekte ihrer Arbeit flossen auch in viele der heute verbreiteten Methoden im Bereich der Körperarbeit und Psychosomatik ein. | ||
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+ | Sie hat in den über achtzig Jahren ihrer Tätigkeit Tausende von Menschen in den USA, Europa und Mexiko tief berührt und angeregt, unter ihnen einflussreiche Persönlichkeiten wie den Psychoanalytiker Erich Fromm, den Zen-Philosophen Alan Watts und Fritz Perls, den Begründer der Gestalttherapie. | ||
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+ | Charlotte Selver (geb. Wittgenstein) ist am 4. April 1901 in Ruhrort (Duisburg) zur Welt gekommen. In den turbulenten und kreativen Jahren nach dem ersten Weltkrieg hatte die junge Charlotte grosses Interesse an der Deutschen Reformbewegung. In den zwanziger Jahren heiratete sie Heinrich Selver. Obwohl diese Ehe 1931 aufgelöst wurde, lebten Charlotte und Heinrich noch bis 1938 zusammen. Ihre Wege schieden sich nach der Flucht in die USA. Sie blieben jedoch gute Freunde bis zu Heinrichs Tod im Jahre 1957. | ||
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+ | Noch während ihrer Ausbildung in Bode-Gymnastik fand Charlotte Selver ihren Weg zu [[Elsa Gindler]]. Deren revolutionäre Arbeit, die der Erforschung menschlicher Verhaltensweise in Bewegung und Ausdruck galt, war der Auslöser einer lebenslangen Leidenschaft. | ||
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+ | In der Folge unterrichtete Charlotte Selver in vielen Städten Deutschlands, bis sie sich in Leipzig niederliess, wo sie an der Universität Gymnastik lehrte. Als Jüdin verlor sie diese Stelle bald nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten. 1938 emigrierte sie nach New York. Dort musste sie ganz von Neuem beginnen. Ihre von Elsa Gindler geprägte Arbeitweise, die sie später «Sensory Awareness» nannte, war in den USA völlig unbekannt. | ||
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+ | Während sie anfangs vor allem mit anderen Emigranten arbeitete, stellte sich jedoch schon bald ein immer grösser werdender Kreis auch von amerikanischen Schülerinnen und Schülern ein. Sei es an der «New School for Social Research», in ihrer Arbeit mit Psychoanalytikern des «William Alanson White Institute» oder in ihrer eigenen Praxis, Charlotte Selver forderte ein intellektuell orientiertes Publikum mit einer Arbeitsweise heraus, die non-verbale Erfahrung und individuelle Entdeckungen in den Vordergrund stellt. | ||
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+ | Charlotte Selver wollte keine Methode vermitteln. Sie ermutigte ihre Schülerinnen und Schüler, an sich selber zu erfahren, wie sie sich im Umgang mit Menschen und Dingen «zweckmässig» verhalten können, wie Bewegungen naturgemäss verlaufen, wie der Atem ungestört fliessen kann. Angelpunkt ihrer Arbeitsweise ist das «Erfahren durch die Sinne». Charlotte Selver war davon überzeugt, dass das Wohlbefinden des Individuums, der Gesellschaft als Ganzes sowie auch die Sorge um unsere Umwelt davon abhängen, in wie weit wir zu einem neuen Vertrauen in organische Prozesse finden. | ||
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+ | Auf Grund der Zusammenarbeit mit Allan Watts begann Charlotte Selver in den späten 50-er Jahren auch in Kalifornien zu unterrichten. Ab 1963 bot sie als Erste non-verbale Workshops am Esalen Institute in Big Sur an. Damit trug sie entscheidend zur Entfaltung vieler somatisch orientierter Arbeitsweisen bei und nahm wesentlichen Einfluss auf die sich ausbreitende humanistisch-therapeutische Bewegung. | ||
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+ | Seit den 60-er Jahren arbeitete sie auch regelmässig mit Schülern des «San Francisco Zen Centers». Diese Verbindung blieb bis an ihr Lebensende bestehen. | ||
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+ | Während fast dreissig Jahren, bis zu seinem Tod 1991, bot Charlotte Selver Kurse zusammen mit ihrem zweiten Mann, Charles W. Brooks an. Viele Schülerinnen und Schüler reisten ihnen um die halbe Welt nach, um über Monate regelmässig am Unterricht teilhaben zu können. | ||
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+ | 1971 wurde die «Sensory Awareness Foundation» ins Leben gerufen, eine Stiftung, deren Ziel die Erhaltung und Dokumentation von Charlotte Selvers Lebenswerk ist. 1995 verlieh ihr das «California Institute of Integral Studies» in San Francisco den Ehrendoktortitel. | ||
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+ | Seit März 2003 verbrachte Charlotte Selver die letzten Monate in ihrem Heim in Muir Beach in San Francisco, in der umsorgenden Pflege ihres dritten Mannes, Peter Gracey. | ||
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+ | Eine grosse Anzahl an Schülerinnen und Schülern wird die Arbeit mit Charlotte Selver mit grosser Dankbarkeit in liebevoller Erinnerung behalten.. | ||
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+ | Die von Charlotte Selver autorisierten «Leaders» werden «Sensory Awareness» – im Bewusstsein des grossen Verlustes – achtsam und sorgfältig im Sinne von «Charlotte» weiter vermitteln. | ||
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+ | September 2003 | ||
+ | Stefan Laeng Gilliatt |
Aktuelle Version vom 15. Dezember 2024, 15:53 Uhr
Charlotte Selver
* 1901 Duisburg
+ 2003 Kalifornien, USA
Charlotte Selver: Über das Atmen
"Wenn alles natürlich verläuft, ist die Atmung eine immerwährende Energiequelle. Sie sorgt für genau das Maß an Energie, das wir brauchen, für das, was wir gerade tun - wenn wir es erlauben. Der Atem ist ungeheuer sensibel. Wenn wir innerlich wach sind, wird unsere Atmung auf jedes bißchen mehr oder jedes bißchen weniger, das von uns verlangt wird, reagieren. Es ist ungefähr das Gleiche wie wenn, zum Beispiel, ein Pianist ein Brahms-Konzert spielt. Es gibt Passagen, die große Zartheit und Ruhe verlangen, und es gibt solche, die sehr emotionell und kraftvoll sind. Und der, der spielt, muß das alles geben können, sonst spielt er einfach nicht gut."
Charlotte Selver: Über das Leben
"Leben hat nichts mit Methoden zu tun. Wir lernen von kleinen Kindern oder Pflanzen, was es bedeutet zu leben. Wenn wir wacher werden, können wir klarer fühlen, was unsere eigene Natur uns sagen möchte.“
090720 via fb zist
Charlotte Selver: Über die innere Ruhe
“Mit einfachen Versuchen können wir uns mit ganz kleinen Schritten näher kommen und all die Möglichkeiten, die in uns schlummern, ins Leben kommen lassen. Wir könnten zum Beispiel daran arbeiten, innerlich so ruhig zu werden, dass wir wieder hören, was das Leben uns zuflüstert. Dann werden wir nicht nur das, was groß und auffallend ist, sehen, sondern auch von der Schönheit des Kleinen und Unauffälligen berührt und genährt werden.“ (Charlotte Selver)
151224 via fb zist
Charlotte Selver :: Elsa Gindler
Nach abgeschlossenem Studium der Fotografie und dann der Bode Gymnastik in München, begegnete Charlotte Selver Elsa Gindler in Berlin Anfang der zwanziger Jahre. Zwei Mal lehnte diese es ab, die inzwischen erfolgreiche Lehrerin der Bode Gymnastik aufzunehmen.
Ihre Begründung:
"Sie müßten verlernen, was Sie gelernt haben, und das ist
das Schwerste, was es gibt. Was wir gelernt haben, scheint stärker zu
sein als unsere eigene Natur, die dadurch verdrängt wird."
Aber
Charlotte Selver gab nicht auf und beim dritten Versuch, wurde sie mit
den Worten "Machen Sie sich auf einen langen Weg gefaßt" von Elsa
Gindler aufgenommen.
Nach ihrer Emigration in die USA 1938 verbreitete Charlotte Selver das, was sie von Elsa Gindler und Heinrich Jacoby gelernt hatte, in ihrer eigenen, persönlichen Ausprägung. Sie gab ihrer Arbeit den Namen Sensory Awareness.
Durch Erich Fromm, Fritz Perls und Alan Watts, die alle zeitweise ihre Schüler waren, hat Charlotte Selver mit ihrer Arbeit die Humanistische Psychologie, die Gestalttherapie und eine Reihe anderer Disziplinen grundlegend beeinflußt.
1957 nahm sie auf Einladung von Erich Fromm teil an der von ihm und Daisetz Suzuki veranstalten Konferenz "Zen Buddhismus und Psychoanalyse" in Cuernavaca, Mexiko.
"Sie war es, die 1963 den experimentellen Workshop im Esalen Institut einführte - eine vollkommen neue Entwicklung [...] in der Psychologie und Philosophie [...]" (Charles V. W. Brooks, Sensory Awareness)
Charlotte Selver hat 1983 zum ersten Mal wieder im deutschsprachigen Raum gearbeitet.
"Beim Spüren begegnet man bewußt zum ersten Mal den schöpferischen, eigengesetzlichen Kräften seiner eigenen Natur; man findet, daß man sich selbst orientieren kann, wo man früher gewöhnlich Rat suchte, und man erkennt, daß die zuverlässigsten Quellen der Information und Leitung in einem selbst liegen."
Selver/Brooks, "Sensory Awareness" in: Hilarion Petzold: Psychotherapie & Körperdynamik
Sensory Awareness Foundation
The Sensory Awareness Foundation (SAF) was founded in 1971 to provide information on the work of Elsa Gindler and Charlotte Selver. The SAF has gathered historical material, interviewed still-living students of the originators, solicited articles from others, translated them where necessary, and published substantive selections in yearly Bulletins.
http://www.sensoryawareness.org/
ARD Mediathek:
Quarks & Co - "Erziehung - ein Kinderspiel?"
www.ardmediathek.de
Charlotte Selver liest Der-Anfang_vom_Anfang
http://www.we-ev.de/images/we-ev/audio/CS-liest-Der-Anfang_vom_Anfang.mp3
Workshop "Achtsamkeit als Kunst der Lebendigkeit in 04.2021
Bei Sensory Awareness (Charlotte Selver) oder Die Arbeit (Elsa Gindler)" geht es darum, unsere Bewusstheit für Bewegung und unseren körperlichen Zustand zu schulen, frei zu erforschen und feiner wahrzunehmen. Die Fragestellungen von Elsa Gindler und Charlotte Selver können in Anbetracht der wieder entdeckten Bedeutung von Achtsamkeit als zeitlos modern eingestuft werden.
Vom 9. bis 11. April 2021 findet in ZIST der Workshop "Achtsamkeit als Kunst der Lebendigkeit" mit Ulrich Rothmund statt. Auf der Basis von Elsa Gindlers "Arbeit" und "Sensory Awareness" nach Charlotte Selver geht es darum, unsere Bewusstheit für Bewegung und unseren körperlichen Zustand zu schulen, frei zu erforschen und feiner wahrzunehmen.
...
Geringfügig korrigierter und ergänzter Beitrag zur Festschrift für Bruder David Steindl-Rast zum 80. Geburtstag: Rosemarie Primault und Rudolf Walter Hrsg.: Die Augen meiner Augen sind geöffnet: Erfahrungen der Dankbarkeit; mit Beiträgen von u. a. Ingrid Riedel, Willigis Jäger, Chungliang Al Huang, Joan Halifax, Bert Hellinger, Thich Nhat Hanh, Herder Freiburg 2005; ISBN 978-3-451-29051-0
280323 via fb zist
...
Foto vom Grab von Charlotte Selver
https://wingtsunwelt.com/content/SensoryAwareness-%E2%80%93-alles-zu-seiner-Zeit
Nachruf von Stefan Laeng Gilliatt. via archive.org
https://web.archive.org/web/20131012113212/https://www.jacobygindler.ch/selver_biografie.html Eine Pionierin der humanistischen Bewegung ist tot], Nachruf von Stefan Laeng Gilliatt. via archive.org
=
Nachruf
Eine Pionierin der humanistischen Bewegung ist tot —
Charlotte Selver starb am 22. August 2003 102-jährig
Charlotte Selver ist am 22. August im Alter von 102 Jahren in ihrem Heim in Muir Beach in Kalifornien im Kreis ihrer engsten Freunde und Schüler gestorben.
Charlotte Selver übte mit ihrer Arbeit «Sensory Awareness» einen entscheidenden Einfluss auf das «Human Potential Movement» und die Humanistische Psychologie aus. Aspekte ihrer Arbeit flossen auch in viele der heute verbreiteten Methoden im Bereich der Körperarbeit und Psychosomatik ein.
Sie hat in den über achtzig Jahren ihrer Tätigkeit Tausende von Menschen in den USA, Europa und Mexiko tief berührt und angeregt, unter ihnen einflussreiche Persönlichkeiten wie den Psychoanalytiker Erich Fromm, den Zen-Philosophen Alan Watts und Fritz Perls, den Begründer der Gestalttherapie.
Charlotte Selver (geb. Wittgenstein) ist am 4. April 1901 in Ruhrort (Duisburg) zur Welt gekommen. In den turbulenten und kreativen Jahren nach dem ersten Weltkrieg hatte die junge Charlotte grosses Interesse an der Deutschen Reformbewegung. In den zwanziger Jahren heiratete sie Heinrich Selver. Obwohl diese Ehe 1931 aufgelöst wurde, lebten Charlotte und Heinrich noch bis 1938 zusammen. Ihre Wege schieden sich nach der Flucht in die USA. Sie blieben jedoch gute Freunde bis zu Heinrichs Tod im Jahre 1957.
Noch während ihrer Ausbildung in Bode-Gymnastik fand Charlotte Selver ihren Weg zu Elsa Gindler. Deren revolutionäre Arbeit, die der Erforschung menschlicher Verhaltensweise in Bewegung und Ausdruck galt, war der Auslöser einer lebenslangen Leidenschaft.
In der Folge unterrichtete Charlotte Selver in vielen Städten Deutschlands, bis sie sich in Leipzig niederliess, wo sie an der Universität Gymnastik lehrte. Als Jüdin verlor sie diese Stelle bald nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten. 1938 emigrierte sie nach New York. Dort musste sie ganz von Neuem beginnen. Ihre von Elsa Gindler geprägte Arbeitweise, die sie später «Sensory Awareness» nannte, war in den USA völlig unbekannt.
Während sie anfangs vor allem mit anderen Emigranten arbeitete, stellte sich jedoch schon bald ein immer grösser werdender Kreis auch von amerikanischen Schülerinnen und Schülern ein. Sei es an der «New School for Social Research», in ihrer Arbeit mit Psychoanalytikern des «William Alanson White Institute» oder in ihrer eigenen Praxis, Charlotte Selver forderte ein intellektuell orientiertes Publikum mit einer Arbeitsweise heraus, die non-verbale Erfahrung und individuelle Entdeckungen in den Vordergrund stellt.
Charlotte Selver wollte keine Methode vermitteln. Sie ermutigte ihre Schülerinnen und Schüler, an sich selber zu erfahren, wie sie sich im Umgang mit Menschen und Dingen «zweckmässig» verhalten können, wie Bewegungen naturgemäss verlaufen, wie der Atem ungestört fliessen kann. Angelpunkt ihrer Arbeitsweise ist das «Erfahren durch die Sinne». Charlotte Selver war davon überzeugt, dass das Wohlbefinden des Individuums, der Gesellschaft als Ganzes sowie auch die Sorge um unsere Umwelt davon abhängen, in wie weit wir zu einem neuen Vertrauen in organische Prozesse finden.
Auf Grund der Zusammenarbeit mit Allan Watts begann Charlotte Selver in den späten 50-er Jahren auch in Kalifornien zu unterrichten. Ab 1963 bot sie als Erste non-verbale Workshops am Esalen Institute in Big Sur an. Damit trug sie entscheidend zur Entfaltung vieler somatisch orientierter Arbeitsweisen bei und nahm wesentlichen Einfluss auf die sich ausbreitende humanistisch-therapeutische Bewegung.
Seit den 60-er Jahren arbeitete sie auch regelmässig mit Schülern des «San Francisco Zen Centers». Diese Verbindung blieb bis an ihr Lebensende bestehen.
Während fast dreissig Jahren, bis zu seinem Tod 1991, bot Charlotte Selver Kurse zusammen mit ihrem zweiten Mann, Charles W. Brooks an. Viele Schülerinnen und Schüler reisten ihnen um die halbe Welt nach, um über Monate regelmässig am Unterricht teilhaben zu können.
1971 wurde die «Sensory Awareness Foundation» ins Leben gerufen, eine Stiftung, deren Ziel die Erhaltung und Dokumentation von Charlotte Selvers Lebenswerk ist. 1995 verlieh ihr das «California Institute of Integral Studies» in San Francisco den Ehrendoktortitel.
Seit März 2003 verbrachte Charlotte Selver die letzten Monate in ihrem Heim in Muir Beach in San Francisco, in der umsorgenden Pflege ihres dritten Mannes, Peter Gracey.
Eine grosse Anzahl an Schülerinnen und Schülern wird die Arbeit mit Charlotte Selver mit grosser Dankbarkeit in liebevoller Erinnerung behalten..
Die von Charlotte Selver autorisierten «Leaders» werden «Sensory Awareness» – im Bewusstsein des grossen Verlustes – achtsam und sorgfältig im Sinne von «Charlotte» weiter vermitteln.
September 2003 Stefan Laeng Gilliatt