Oskar Maria Graf

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Inhaltsverzeichnis

Dorfbanditen

Unschuldsengel sind die neun Kinder der Bäckerfamilie Graf nicht. Vor allem die Buben treiben es bunt. Ob sie sich heimlich Flobert-Gewehre besorgen und wildern gehen, beim Nachbarn Erdbeeren aus dem Garten klauen und dabei bereit sind, den Wache stehenden Spitz zu erschließen: Grafs Kindheits- und Jugenderinnerungen zeigen eine raues Dorfleben um 1900. Prügelstrafen und Kinderarbeit sind an der Tagesordnung, raufende und saufende Bauern ebenso. So amüsant und anekdotisch heiter diese autobiografischen Geschichten sind, sie zeigen eine harte und brutale dörfliche Lebenswirklichkeit.

124 Seiten Allitera Verlag (7. Juli 2011) Sprache: Deutsch ISBN-10: 9783869060118 ISBN-13: 978-3869060118 ASIN: 3869060115

240120 via fb miriam


Ich dichtete und lief in der Revolution herum - 23.05.2021

SONNTAG 23.05.2021 Zeit 11:00 Uhr Ort München - Bahnhofsplatz 1 (Treffpunkt vor dem Postbank Finanzcenter) Veranstaltung Ich dichtete und lief in der Revolution herum Eintrittspreis EINTRITT 13 EURO Details Der abwechslungsreiche Rundgang von Stattreisen München e. V. mit Petra Wucher durch das Bahnhofsviertel und die Maxvorstadt geht dorthin, wo Graf gefeiert, gedichtet, geliebt und revoltiert hat. MVV-Ticket erforderlich!

Mehr unter: www.stattreisen-muenchen.de/fuehrungen/oskar-maria-graf

060421


Oskar Maria Graf: Beschreibung eines Volksschriftstellers

Wollt Ihr nun wissen, was und wer ich bin, so sage ich: Mir ist als Bub von zehn bis zwölf Jahren so gründlich wie vielleicht keinem der Glaube an das Menschliche im Menschen herausgeprügelt worden, daß es viele Jahrzehnte, fast bis an die Grenze meines Greisenalters, gebraucht hat, bis ich wenigstens einiges von diesem Glauben wieder zurückgewinnen konnte.

Und ohne diesen Glauben kann kein Mensch existieren. Meine einzige Rettung war, daß ich - um nicht einfach eines Tages meinem Leben den Garaus zu machen - mit einer bohrenden Verbissenheit ohnegleichen stets vor mir selber und der Öffentlichkeit Beichte ablegte, mich derart entlarvte und bloßstellte, bis es mir vor mir selber unsagbar graute. Und da es in der Natur jedes Menschen liegt, stets von sich auf andere zu schließen, so kann man sich denken, welche Erschütterungen dieses sich immer wiederholende Grauen in mir hervorgerufen hat. Es steigerte sich schließlich zum ohnmächtigen Eingeständnis, daß der Mensch eine unergründliche Fehlleistung der Schöpfung ist, wie ein Blatt im Wind hilflos ausgeliefert den Mächten seiner Herkunft, seines mühseligen Werdens und den dunklen, fast unbezwingbaren Trieben.

Das trieb mich zum Schreiben, und das, daß auch der Mitmensch dadurch ermutigt wird, so in sich zu schauen und dadurch zu einer Verträglichkeit mit seiner Umwelt zu kommen, war einzig und allein der Sinn meines ganzen Schaffens und Wirkens.

Oskar Maria Graf: Beschreibung eines Volksschriftstellers

Ich war nie Parteisozialist

Ich war nie Parteisozialist und habe mir nicht erst von marxistischen Schriftgelehrten sagen lassen müssen, was Sozialismus ist. Mir ist – um mit Gorki zu reden – „mein Sozialismus von Kind an auf den Rücken geprügelt worden“. Das hat mich – nicht etwa aus einem inneren Wagnis, sondern gleichsam instinktiv und zwangsläufig – zum Rebellen gemacht, über dessen Wesen ich mir längst vor Camus Klarheit verschafft habe. Der Rebell bedarf keiner sozusagen moralischen Zurede von anderer Seite, er handelt nicht nach dem Rezept einer politischen Überzeugung, die ihm von irgendwelchen politischen Ideologen oktroyiert worden ist, sondern einzig und allein aus einer grundmenschlichen Empörung gegen jeden Mißbrauch der Schwächeren durch die Stärkeren, aus der erlittenen Einsicht, daß Unrecht und Unmenschlichkeit, niederträchtiger Massenbetrug und chauvinistische Völkerverhetzung gemeine Verbrechen asozialer Machthaber sind. Das macht ihn zum Sozialisten, denn kein Mensch kann schließlich allein und für sich wirken, und bei allem provokativen Einzelgängertum, das ihn kennzeichnet, wird die Grundhaltung des Rebellen doch von dem unzerstörbaren Glauben an die Solidarität der Gleichen bestimmt. Mehr als für jeden anderen Menschen besteht für ihn die unabweisbare Verpflichtung, zu jeder Zeit und mit allen seinen Kräften dafür einzustehen und zu kämpfen, was im Grunde genommen alle wahrhaft sozialistischen Parteien erringen wollen: eine Gesellschaftsordnung, in welcher der einzelne und die Völker das gleiche Recht erhalten, in Freiheit und Frieden am Aufbau einer glücklichen Welt mitzuwirken. Danach habe ich stets zu handeln versucht, und jeder, der dafür kämpfte – ganz gleich, ob er sich nun Kommunist, freier Sozialist oder Sozialdemokrat nannte -, war und ist für mich ein „Genosse“. Dafür haben viele meiner Freunde, und nicht nur Arbeiter, sondern Geistige, gläubige Christen und Priester, die Folterungen in den Konzentrationslagern oder den Märtyrertod erlitten. Dies je zu vergessen, hielte ich für einen schamlosen Verrat.

in: Hans Dollinger: Das Oskar Maria Graf Lesebuch, München (List) 1993, S. 84 ff.

http://www.oskarmariagraf.de/werk-ausgewaehlte-texte-nachschrift-zu-diesem-protest.html



'Mütter, Arbeiterinnen, Revolutionärinnen' Frauenbilder im Werk von Oskar Maria Graf

22.07.2024, 15:00 Uhr, München - Literaturhaus Bibliothek - Salvatorplatz 1

EINTRITT FREI

Öffentliche Tagung der Stiftung Literaturhaus in Kooperation mit der Oskar Maria Graf-Gesellschaft e. V. Mehr unter: www.literaturhaus-muenchen.de/veranstaltung/muetter-arbeiterinnen-revolutionaerinnen/

http://www.oskarmariagraf.de

Oskar Maria Graf und die räterep. in bayern

Nach kurzer Inhaftierung ist Graf im Gegensatz zu Toller und Mühsam einer längeren Festungshaft entkommen. So dass er schon Anfang der Zwanzigerjahre die Leitung eines Arbeitertheaters übernehmen konnte. Daneben probierte er sich literarisch weiter aus. So veröffentlichte er, auch am Anfang der Zwanzigerjahre, einen Gedichtband mit Indianergedichten,

http://www.signaturen-magazin.de/dichter-in-der-muenchner-raeterepublik--oskar-maria-graf-.html

+

bayern-revolution-1919 https://www.br.de/themen/bayern/inhalt/geschichte/bayern-revolution-1919-weisser-terror100.html

0704 via googlen


"Der berühmte Anarchist in Lederhosen" - Oskar Maria Graf zwischen den Weltkriegen

Ein literaturwissenschaftlicher Essay von Miriam Gil

„Etwas war für immer zu Ende“ - Die Flucht nach München

Anscheinend muss es im Leben des blutjungen Oskar Graf einen Moment gegeben haben, an dem ihn erstmal nichts mehr an seinem scheinbar idyllischen Geburtsort Berg am Starnberger See gehalten hat. Genauer hatte er wohl genug von den Schlägen, welche ihm in regelmäßigen Abständen von seinem größeren Bruder Max verpasst wurden. Dieser hatte nach dem Tod des Vaters die familieneigene Bäckerei übernommen und lies dort ein strenges Regiment walten. Der erst zwölfjährige Oskar musste dort bereits viel mitarbeiten, obwohl er eventuell in der freien Zeit lieber seiner bereits damals entfachten Leidenschaft, dem Lesen, oder anderen Dingen nachgegangen wäre. Man könnte den Eindruck gewinnen der kleine Oskar war verzweifelt und scheinbar ohne schützenden Halt, wenn man liest: „ Ich war kaum zwölf Jahre alt, meine Schwester Anna zehn. Tagsüber – meist bis zum Hereinbruch der Dämmerung – half ich in der Konditorei oder fuhr mit dem Rad Bestellungen zu verschiedenen Kundschaften. Kein Wunder, daß ich mitten in der Nacht oft und oft vom Schlaf übermannt wurde. Dann schlugen mich die Gesellen. Ich konnte es einmal nicht mehr aushalten und rannte hilfesuchend zum Maxl in die dunkle Kammer hinauf. Verzweifelt weinte ich und weckte ihn. Er sprang schlaftrunken aus dem Bett und hieb blindwütig auf mich ein, daß ich entsetzt wieder davonstürzte. Triumphierend verhöhnten mich die Gesellen.“ In dem einfühlsamen Portrait seiner Mama heißt es weiterhin: „Mit einer Militärknute hieb er auf mich ein, schlug und schlug. Das Blut rann mir an allen Seiten herab, aber ich schrie nur ein paar mal und weinte nicht mehr. Auch die Schläge spürte ich nicht mehr, Himmel und Hölle hatten zu schnell gewechselt für mich. Etwas war für immer zu Ende. Am selben Abend lief ich davon. Ich floh in die unbekannte Stadt.“ Schwerer Start alleine in München : Geldnot Die Mutter hatte wohl heimlich Geld für Oskar angespart und mit diesen dreihundert Mark in der Hosentasche kam er dann in München an. Graf pflegte sein ganzes Leben eine emotionale Beziehung zu seiner Mutter und auch zu den Geschwistern. Die Familie erkundigte sich auch nach dem Aufbruch nach München regelmäßig nach ihm und der berufliche Werdegang sowie die finanzielle Situation des Jungen wurden beäugt. Ab und an kamen Geldgeschenke und Essenspakete bei Oskar an, jedoch war dies eigentlich weder das, was die Familie wollte, noch was Oskar sich für sein Leben vorgestellt hatte. Da das erhoffte „bequeme Dichterdasein“ erstmal ausblieb und keine regelmäßigen Einnahmen durch das Schreiben in Sicht waren nahm Graf verschiedene Arbeiten an. In der von Georg Bollenbeck im Rowohlt Verlag herausgegebenen Bildmonographie zu Graf heißt es: „ Der Provinzler in der großen Stadt ist arbeitsscheu und zugleich fleißig. Wenn er als Bäckereigehilfe, Müllerei-Arbeiter oder als Anstreicher arbeitet, wenn er gelegentlich in einer Brotfabrik oder, wie während des Krieges, in einer Keksfabrik aushilft, macht Oskar Graf die Schinderei nur kurze Zeit mit. ´Nur drei bis vier Wochenlöhne, dann werf ich die Sache hin`, denkt er sich als Bäckereigehilfe. Er braucht Geld, und deswegen übernimmt er gelegentlich eine Arbeit. Er will aber Schriftsteller werden und meidet deshalb diese entfremdende körperliche Arbeit.“ Immerhin hat der Mann es geschafft, sich in München über Wasser zu halten. Dies gelang eben durch besagte Tätigkeiten in diversen Fabriken und Betrieben und dann konnte Graf auch immer wieder kleinere Veröffentlichungen aufweisen, welche ein wenig belohnt wurden. Graf war alleine, auch wenn er nun in einer Großstadt angekommen war: „Ich ging allein. Keinen Menschen kannte ich, keine Wirtschaft besuchte ich. Scheu durchstreifte ich die Warenhäuser, die Museen , Ausstellungen, saß auf Anlagebänken und wartete auf einen Menschen. Aber niemand sprach mit mir. Also arbeiten. Und wieder ging ich auf mein Zimmer und schrieb. Unmögliche Aufsätze häuften sich. Skizzen, Betrachtungen, ein großes Buch über die Erziehung wollte ich schreiben. Dann aber schrieb ich Briefe an namhafte Schriftsteller, jammerte. Maggiwürfel, Tee, Brot. Aber man muß zäh sein und aushalten.“ Das Kennenlernen der Anarchisten und: Immer schreiben wollen Eines Tages kam Oskar mit seinem Nachbarn, einem Buchhändler ins Gespräch. Es ging um Tolstojs „Die Sklaven unserer Zeit“, und da Graf „das Büchlein“ kannte und der Nachbar dies zu schätzen wusste, wurde er spontan für den nächsten Freitag in die Kneipe „Glockenbach“ eingeladen. Graf wurde, bevor er das erste Mal persönlich zu einem Treffen der „Anarchisten“ erscheinen sollte ,Landauers „Aufruf zum Sozialismus“ in die Hand gedrückt und nachdem er diesen gelesen hatte, entwickelte er sofort Sympathie für die dargelegten Ideen einer neuen Welt. Nach einem kleinen Maleur, welches ihm relativ schnell verziehen wurde kam er also bei Mühsam und Konsorten an. (Oskar erkundigte sich bei Polizisten nach dem Weg zu den Anarchisten. Daraufhin wurden gleich seine Personalien aufgenommen und es wurde ihm von seiten der Gesetzeshüter nahegelegt sich von dem „arbeitsscheuen Gesindel“ fernzuhalten. Dieser Vorfall erregte die revolutionären Gemüter, sie wurden jedoch wieder beschwichtigt, weil keine anderen Namen außer der Grafs selbst vor den Polizisten gefallen war.) Die Anarchisten waren Graf gegenüber offen und boten ihm gleich einen Posten an, der seiner Profession als Schriftsteller gerecht werden sollte. Graf sollte sich um schriftliche Arbeiten bei einer politischen Gruppierung kümmern, die er noch nicht kannte. Woher auch? In Berg am Starnberger See kam er mit jenen Leuten und Schriften Landauers bis dato einfach noch nicht in Kontakt. Graf wollte immer schreiben. „´Dank schön für den feinen Posten.`Ich malte mir eine ungeheure Tätigkeit aus und hielt mich in dieser Bewegung für unentbehrlich wichtig. Mein Talent hatte also doch seinen Endecker gefunden. Mit Büchervertrieb und Zeitungen was zu tun haben, sie direkt vom Verlag geschickt zu bekommen, das eröffnete immerhin Aussichten auf Gedrucktwerden. Sofort setzte ich mich nachts hin und schrieb einen Artikel über die Unterdrückung und die Gerechtigkeit, suchte die Adresse im Sozialist und schickte die Sachen ab.“ Als Oskar seinen Lieben erzählt er hätte nun eine feste Aufgabe zugeteilt bekommen freuen die Angehörigen sich nicht uneingeschränkt,sondern wollen gleich wissen, was er denn bei dieser Tätigkeit verdienen würde: „`Was bekommst du denn dort Gehalt...?` `Gehalt?`sagte ich und sah sie an [die Schwester Theres], denn erst jetzt kam mir in den Sinn, daß die Leute davon ja gar nichts gesagt hatten, `Gehalt....ja, das haben sie mir noch nicht gesagt...ich muss erst fragen.“ Erich Mühsam nun erklärt dem jungen Graf, dass es bei der Verteilung revolutionärer Flugblätter nicht primär um das Geldverdienen gehen würde – nimmt jedoch die schriftstellerischen Ambitionen Oskars ernst, und verweist ihn auf einen befreundeten Verleger. Da auch bei diesem das Geld knapp ist und Oskar für Veröffentlichungen selbst in die Tasche greifen müsste reagiert dieser alles andere als erfreut: „Ich sollte die Druckkosten bezahlen. Ich war ganz verzweifelt und ließ die Sache sein. Alles und alle verfluchte ich.“ Graf konnte einfach nicht so wie er wollte. Auch litt er im Geiste darunter finanziell nicht auf eigenen Beinen zu stehen und kämpfte innerlich damit, dass er Ersparnisse einer seiner Brüder, welche bei ihm in München „bloß hinterlegt“ wurden einst einfach selbst aufgebraucht hatte: „Es ging mir sehr schlecht. Und immer jagte mich die Sache mit Maurus` verbrauchten Spargroschen weiter, ich suchte verzweifelt nach irgendeinem Lebensunterhalt.“ Kritk an den Intelektuellen zum Anbeginn des Ersten Weltkrieges 1914 Oskar Graf verbrachte nun immer mehr Zeit mit den Anarchisten, lernte Literaten der sogenannten Schwabinger Boheme kennen und entwickelte sich, wie er auch selbst bekennt,s tetig weiter. Er bemerkt an sich selbst, dass er lernte sich auszudrücken, dass seine Zunge geschmeidiger wurde und er langsam am Begreifen war, was Sozialismus heißt. Graf mochte den Krieg nicht. Das Kaiserreich nahm darauf jedoch erstmal keine Rücksicht, und auch Oskar wurde eingezogen. Es beginnt der Kampf darum, auszubrechen. Graf wird bald als „Irrer“ abgestempelt, von der Front entfernt und zweimal für jeweils drei Monate in eine staatliche Irrenanstalt eingewiesen. Es ist schwer, dass alles punktgenau nach zu recherchieren, man kann in Köpfe nicht reingucken, aber es ist anzunehmen, dass der Mann kalkuliert hat. Bewaffnet an der Front eines Konstrukts, dass Unbehagen ausgelöst hat oder: nicht ernst genommen in der Anstalt, bzw. in Haft. Graf durchlebte letztere Institutionen. Es gibt ein Foto, dass ihn 1918 nach der Entlassung zu Ende des Krieges zeigt, und das spricht Bände: harte Gesichtszüge zeigen, dass ihn das alles wohl recht mitgenommen hat. Im Vorwort von „Wir sind Gefangene“ aus dem Jahre 1965 heißt es: „ … Um es noch einmal zu wiederholen: Daß eine ganz andere, schrecklichere Zukunft heraufkam, war und bleibt zum großen Teil die Schuld jener Geistigen, die sich, sobald die Politik notwendigerweise ins widerliche Detail gehen mußte, sofort wieder zurückzogen, um makellose Kunst zu produzieren. -“ Graf war kein Menschenfreund. Graf war auch kein Mitglied irgendeiner Riege von Künstlern oder Literaten die heute literaturwissenschaftlich aufgearbeitet werden, und wieder und wieder vermarktet werden. Im Gegensatz zu Mühsam wurde er am Ende nicht von den Nazis umgebracht. Abschied von München – der Beginn des lebenslangen Exils 1933 in Wien Nach Ende des Ersten Weltkrieges gab es immer noch Leute, die dem ewigen Krieg machen ein Ende setzen wollten und andere Wege andachten. Es kam zu der kurzen geschichtlichen Episode der bayerischen Räterepublik für die sich Graf stark machte, die jedoch relativ schnell niedergeschlagen wurde und wieder vielen Andersdenkenden das Leben kostete. Graf überlebt und schreibt Romane. In diesen Romanen wird beschrieben, wie sich Pogrome gegen die Juden im gesellschaftlichen Leben zeigen. Graf war an dieser Stelle kein besonders einfühlsamer Beobachter oder anderes, -er war eben nicht blind. 1933 wird Graf von Wiener Sozialdemokraten offiziell nach Österreich eingeladen. Graf packt seine Sachen und geht dort hin. Seine Frau wird nachgeholt und er kommt eigentlich nie wieder zurück. Warum auch? Beziehungsweise erstmal: Wie auch? Es bleibt bei ein paar Besuchen in Deutschland, der Lebensmittelpunkt wird später nach New York verlegt. Für diejenigen, welche sich für das Werk Grafs interessieren hier noch die Adresse der Oskar Maria Graf Gesellschaft in München : www.oskarmariagraf.de

Oskar Maria Graf: Rebell, Weltbürger, Erzähler

Das Deutsche Exilarchiv 1933–1945 präsentiert eine Ausstellung des Literaturhauses München ...

Ausstellungseröffnung am 03.04. 19h mit den Kuratorinnen Karolina Kühn und Laura Mokrohs, Jochen Nix (Lesung) und Vassily Dück (Akkordeon) Eintritt frei, Anmeldung unter www.dnb.de/veranstaltungfrankfurt oder Tel. 069 1525-1987

Die Ausstellung zeigt den bayerischen Dichter Oskar Maria Graf (1894–1967) als internationalen, weltoffenen, auch rebellischen Schriftsteller. Im Mittelpunkt stehen die Zeit des Exils und die Frage nach der „wahren Heimat“.

Von 1933 bis 1938 lebte Graf in Wien und Brünn und ab 1938 in der Metropole New York, deren Vielfalt und Vitalität er liebte. Als Autor von weltliterarischem Rang schrieb er im Exil seine größten Werke – Texte, die vor dem Hintergrund der heutigen weltpolitischen Lage von großer Aktualität sind und deren Wiederentdeckung lohnt.

Zugleich blieb er der „Heimat“ verbunden, insbesondere durch seine Sprache, aber auch durch seine Erscheinung: Seine Lederhose legte er auch auf der Fifth Avenue nicht ab.

4. April – 7. September 2019

Eintritt frei.



Oskar Maria Graf und seine Freunde - ein lit.wiss. Seminar

Im Seminar "Oskar Maria Graf und seine politischen Freunde in München" begeben wir uns auf eine spannende Zeitreise zwischen die beiden Weltkriege. Ich freue mich Sie im Winter begrüßen zu dürfen und möchte Ihnen schon einmal den offiziellen Facebook Auftritt von Oskar Maria Graf empfehlen: klicken Sie sich durch zahlreiche Zitate und Grafiken und erfahren Sie mehr über Leben und Werk von Oskar Graf.

Auf den Spuren eines Schriftstellers, der Zeuge der Münchner Räterepublik war und mit seinem Roman „Wir sind Gefangene“ ein Dokument zur bayerischen Zeitgeschichte schuf.



1. Oskar Maria Graf – Leben und Werk. Die Flucht nach München

Der berühmte Anarchist in Lederhosen mal anders betrachtet : von einem der nach München kam und zwischen die Weltkriege

Literatur: literaturwissenschaftlicher Aufsatz von Miriam Gil und Auszüge aus der rororo Bildmonografie zu Oskar Maria Graf


2. Dokument der Zeitgeschichte: Wir sind Gefangene

Der Roman als ein Stück Geschichtsschreibung : bekannte Orte und Stimmen

Literatur: Wir sind Gefangene von Oskar Maria Graf


3. Freunde, Anarchisten und Revolutionäre – Münchner Räterepublik

Die Politisierung des jungen Graf und seiner Weggefährten: von Räten, Sozialisten und Anarchisten

Literatur: literaturwissenschaftlicher Aufsatz von Miriam Gil und Textauszüge aus dem Widerspruch, Münchner Zeitschrift für Philosophie


4. Das Leben meiner Mutter – Exil und Heimatbegriff

Landleben und neue Heimat New York - Besuch in Moskau

Literatur: Das Leben meiner Mutter von Oskar Maria Graf und Auszüge aus „Gefangenschaft und Lebenslust“ – Eine Werkbiographie von Oskar Maria Graf


===5. Stammtischbesuch bei der Oskar Maria Graf Literaturgesellschaft im Gasthaus Fraunhofer in München

Literatur (bei Interesse) „Zur Umfrage unter der Oskar-Maria Graf Literaturgesellschaft im Jahre 2014 zur Erinnerung an 100 Jahre Beginn des Ersten Weltkrieges“ von Miriam Gil, erschienen im Jahrbuch der Literaturgesellschaft 2014

Exkursion nach München – Speis und Trank in ungezwungener Atmosphäre am Oskar-Maria-Graf-Stammtisch – Fragen und Anregungen sind herzlich Willkommen

Literatur wird digital verschickt und zusätzlich werden ausgewählte Textauszüge als Kopien von der Dozentin zur Verfügung gestellt


Miriam Gil

Seit 2017 freiberufliche DaF-Dozentin; BA in DaF mit Nebenfach Philosophie; Redaktionsmitglied in der Münchner Zeitschrift für Philosophie Widerspruch; www.widerspruch.com; Schreibendes Mitglied in der Oskar Maria Graf Literaturgesellschaft; www.oskarmariagraf.de In Grafing Stadt aufgewachsen und ehemals Schriftführerin in der Jugendinitiative Grafing e.V.


Literatur:

  • Gerhard Bauer: Oskar Maria Graf – Gefangenschaft und Lebenslust -Eine Werk-Biographie. Süddeutscher Verlag, München, ISBN 3-7991-63555-7
  • Rororo Bildmonografie Oskar Maria Graf, Georg Bollenbeck ISBN 3 499 50337 9
  • „Wir sind Gefangene“ von Oskar Maria Graf
  • „Das Leben meiner Mutter“ von Oskar Maria Graf
  • Widerspruch, Münchner Zeitschrift für Philosophie „Räterepublik in Bayern“ Nummer 67 ISSN 0722-8104



Oskar Maria Graf: Verbrennt mich

Zwei Tage nach der Bücherverbrennung, am 12. Mai 1933, veröffentlichte Graf diesen Artikel in der Wiener Arbeiterzeitung:


"Verbrennt mich


Wie fast alle links gerichteten, entschieden sozialistischen >>>> > Geistigen in Deutschland, habe auch ich etliche Segnungen des >>>> > neuen Regimes zu spüren bekommen: Während meiner zufälligen >>>> > Abwesenheit aus München erschien die Polizei in meiner dortigen >>>> > Wohnung, um mich zu verhaften. Sie beschlagnahmte einen >>>> > großen Teil unwiederbringlicher Manuskripte, mühsam >>>> > zusammengetragenes Quellenstudien- Material, meine sämtlichen >>>> > Geschäftspapiere und einen großen Teil meiner Bücher. Das alles >>>> > harrt nun der wahrscheinlichen Verbrennung. >>>> > >>>> >

Ich habe also mein Heim, meine Arbeit und - was am Schlimmsten >>>> > ist - die heimatliche Erde verlassen müssen, um dem >>>> > Konzentrationslager zu entgehen. Die schönste Überraschung aber >>>> > ist mir erst jetzt zuteil geworden: Laut "Berliner Börsencourier" >>>> > stehe ich auf der "weißen Autorenliste" des neuen Deutschlands, >>>> > und alle meine Bücher, mit Ausnahme meines Hauptwerkes "Wir >>>> > sind Gefangene", werden empfohlen: Ich bin also dazu berufen, >>>> > einer der Exponenten des "neuen" deutschen Geistes zu sein! >>>> > >>>> >

Vergebens frage ich mich: Womit habe ich diese Schmach >>>> > verdient? Das "Dritte Reich" hat fast das ganze deutsche >>>> > Schrifttum von Bedeutung ausgestoßen, hat sich losgesagt von der >>>> > wirklichen deutschen Dichtung, hat die größte Zahl seiner >>>> > wesentlichsten Schriftsteller ins Exil gejagt und das Erscheinen >>>> > ihrer Werke in Deutschland unmöglich gemacht. Die >>>> > Ahnungslosigkeit einiger wichtigtuerischer Konjunkturschreiber und >>>> > der hemmungslose Vandalismus der augenblicklich herrschenden >>>> > Gewalthaber versuchen all das, was von unserer Dichtung und >>>> > Kunst Weltgeltung hat, auszurotten und den Begriff "deutsch" >>>> > durch engstirnigsten Nationalismus zu ersetzen. >>>> > >>>> >

Ein Nationalismus, auf dessen Eingebung selbst die geringste >>>> > freiheitliche Regung unterdrückt wird, ein Nationalismus, auf >>>> > dessen Befehl alle meine aufrechten sozialistischen Freunde >>>> > verfolgt, eingekerkert, gefoltert, ermordet oder aus Verzweiflung in >>>> > den Freitod getrieben werden. Und die Vertreter dieses >>>> > barbarischen Nationalismus, der mit Deutschsein nichts, aber auch >>>> > rein gar nichts zu tun hat, unterstehen sich, mich als einen ihrer >>>> > "Geistigen" zu beanspruchen, mich auf ihre sogenannte "weiße >>>> > Liste" zu setzen, die vor dem Weltgewissen nur eine schwarze >>>> > Liste sein kann! >>>> > >>>> >

Diese Unehre habe ich nicht verdient! Nach meinem ganzen Leben >>>> > und nach meinem ganzen Schreiben habe ich das Recht, zu >>>> > verlangen, dass meine Bücher der reinen Flamme des >>>> > Scheiterhaufens überantwortet werden und nicht in die blutigen >>>> > Hände und die verdorbenen Hirne der braunen Mordbande >>>> > gelangen. Verbrennt die Werke des deutschen Geistes! Er selber >>>> > wird unauslöschlich sein wie eure Schmach! Alle anständigen >>>> > Zeitungen werden um Abdruck dieses Protestes ersucht."

http://karldietz.blogspot.de/2013/05/oskar-maria-graf-verbrennt-mich-1933.html

s.a.

Oskar Maria Graf: Verbrennt mich Faksimile in digital: http://www.oskarmariagraf.de/werk-ausgewaehlte-texte-verbrennt-mich.html


Bert Brecht - Die Bücherverbrennung

Als das Regime befahl, Bücher mit schädlichem Wissen
Öffentlich zu verbrennen, und allenthalben
Ochsen gezwungen wurden, Karren mit Büchern
Zu den Scheiterhaufen zu ziehen, entdeckte
Ein verjagter Dichter, einer der besten, die Liste der
Verbrannten studierend, entsetzt, daß seine
Bücher vergessen waren. Er eilte zum Schreibtisch
Zornbeflügelt, und schrieb einen Brief an die Machthaber. 
Verbrennt mich! schrieb er mit fliegender Feder, verbrennt mich! 
Tut mir das nicht an! Laßt mich nicht übrig! Habe ich nicht
Immer die Wahrheit berichtet in meinen Büchern? Und jetzt
Werd ich von euch wie ein Lügner behandelt! Ich befehle euch, 
Verbrennt mich!


s.a.


Gerhard Bauer schreibt in seiner Werk-Biographie "Oskar Maria Graf - Gefangenschaft und Lebenslust" (1987, Süddeutscher Verlag München ISBN 3-7991-6355-7):

"Mitten im Krieg kam Bertolt Brecht für eine Weile an die Ostküste und traf sich auch mit Graf. Auf dem bekannten Foto wirken die beiden, als seien sie aus zwei verschiedenen Welten zusammengetroffen.

Brecht schrieb danach in sein Àrbeitsjournal`: Graf, der kein Wort englisch gelernt hat, ist etwas vereinsmeierisch, dick, hinterfotzig und glaubt an jahrzehntelange Reaktionsperiode".

Oskar Maria Graf : nacha mach 'ma halt a Revolution - via DNB

http://d-nb.info/946363145

Oskar Maria Graf : nacha mach 'ma halt a Revolution ; eine interaktive Biographie ; eine Driftwood-Produktion der Krieger, Zander und Partner GmbH / Bayerischer Rundfunk. Angela Holzwig. Hrsg. von Anton Kehl und Franz-Maria Sonner

Person(en) Holzwig, Angela (Mitwirkender) Graf, Oskar Maria (Mitwirkender) Organisation(en) Krieger, Zander und Partner (München) (Herausgebendes Organ)

Ausgabe Orig.-Multimedia-Ausg. Verlag München : Systhema

Zeitliche Einordnung Erscheinungsdatum: 1995

Umfang/Format 1 CD-ROM : farb., mit Ton, mit Videosequenzen ; 12 cm, in Behältnis 23 x 17 x 2 cm + Beil. (58 S. : Ill., graph. Darst.)

ISBN/Einband/Preis 978-3-634-23112-5 : DM 98.00 (freier Pr.), S 798.00 (freier Pr.), sfr 96.00 (freier Pr.) 3-634-23112-2 : DM 98.00 (freier Pr.), S 798.00 (freier Pr.), sfr 96.00 (freier Pr.)

Beziehungen Multimedia-CD-ROM für PC

Anmerkungen Systemvoraussetzungen: 80486-DX-Prozessor mit mind. 33 Mhz Taktfrequenz; 8 MB RAM; Windows ab Version 3.11 oder Windows 95; CD-ROM-Laufwerk (Double Speed: 300 KB/sek.); 8-Bit-Soundkarte (Soundblaster-kompatibel, zu empfehlen ist allerdings eine 16-Bit-Soundkarte). - Titel auf dem Behältnis

Schlagwörter Graf, Oskar Maria ; CD-ROM

Sachgruppe(n) 53 Deutsche Sprach- und Literaturwissenschaft

Frankfurt Signatur: 1995 CRB 149 Bereitstellung in Frankfurt

Leipzig Signatur: 1995 CRB 149 Bereitstellung in Leipzig

3008 via fb miriam


Oskar Maria Graf : nacha mach 'ma halt a Revolution - via BSB

opacplus.bsb-muenchen.de/search?isbn=3634231122&db=100&View=default ... 404 am 240624

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Neue Perspektiven auf das Werk

Lyrik Kabinett München.

20. Dezember 2015

Von der Münchner Boheme zum amerikanischen Exil – Neue Perspektiven auf das Werk Oskar Maria Grafs

Von Miriam Gil


Am 4. Dezember 2015 fand direkt gegenüber dem Universitätshauptgebäude, im Lyrik Kabinett München, eine Tagung statt, in der anhand von insgesamt neun verschiedenen Vorträgen „Neue Perspektiven auf das Werk Oskar Maria Grafs vorgestellt worden sind. Das Lyrik Kabinett ist in einem sachlichen grauen Beton- Glas-Würfel untergebracht. Abends ist der Eingang blau beleuchtet, man blickt vom Hof aus direkt in studentische Kleinapartements in der Amalienstraße.

Ein Stacheldraht-Kunstwerk ziert den Vorhof, in dem Studenten gerne ihre Mittagspause verbringen. Drinnen dringt das Licht zwischen massiven Holzbalken von sehr hoch oben auf die Bühne. Neben der umfangreichen Präsenzbibliothek in schweren Stahlschiebern hängen Künstlerabbildungen und Künstlergewänder in Wachs und Gips an der Wand.

Waldemar Fromm, Vorsitzender der OMG-Gesellschaft, bezeichnet das Lyrik Kabinett als „einen der zauberhaftesten Orte“, die er kenne. So könne er sich vorstellen, öfters dort zu arbeiten.

Er bedankt sich für die gute Aufnahme hier und betont noch einmal, dass die Veranstaltung möglich geworden ist durch die Kooperation zwischen dem Institut der Deutschen Philologie, dem Doctoral Research Training des Graduate Center der LMU, dem Literaturarchiv Monacensia und der Oskar Maria Graf-Gesellschaft.

Er eröffnet einen langen Sitzungstag mit den Worten: „Wie Leser sich verhalten, das kann die Literaturgesellschaft, die sich übrigens immer über neue Mitglieder und Interessierte freut, wohl nicht beeinflussen – wir können aber dem Werk Grafs einen neuen Hauch Aktualität einhauchen, indem wir uns mit ihm auseinandersetzen, denn gerade in dieser Zeit mit der Migrationswelle könnte der Roman 'Anton Sittinger' eine Stimmung aufzeigen, die wir so nicht mehr haben wollen.“

Ein Blick in die Zuhörerschaft stimmt optimistisch: Erfreulich, dass so viele junge Zuhörer zu sehen sind! Frau Tworek von der Monacensia gibt mit ihrem Beitrag „Wo Literatur entsteht. Der Exil-Schreibtisch von Oskar Maria Graf“ den Auftakt. Weil ein Dichterschreibtisch einem Schriftsteller immer Sicherheit und Kontinuität gebe, freue sich die Monacensia, die solche Tische sammle, besonders über solche, wie den von Graf, der originalgetreu mit all seinen Utensilien präsentiert werden könne. Fragen nach der Herkunft des Tisches und seiner Umgebung, beantwortet Frau Tworek umfassend.

Die Wohnung in New York sei 1967 in Zusammenarbeit mit der Stadt München komplett geräumt worden: „Wir waren an dem Gesamtkonzept der Zwei- Zimmer-Wohnung interessiert, immerhin lebte Oskar Maria Graf bis zu seinem Tod 1967 in genau dieser Wohnung. Im Roman 'Er nannte sich Banjo' erfahren wir, dass der Tisch von einem Freund gezimmert worden ist. 1947 schrieb Graf sich mit 'Unruhe um einen Friedfertigen' sozusagen wieder in die Heimat zurück. In seinem 'Zimmer-Gedicht' geht es um die Bilder an seiner Wand am Arbeitsplatz. Diese wurden von einer Restauratorin für uns gerettet. Neben einem Bild von seiner Mutter zeigen sie nur deutsche Freunde. Wir haben aus dieser Wohnung einen Container voll Literaturgeschichte und sehr viele Bierkrüge herausgeholt.“

Frau Tworek zitiert am Schluss Graf selbst, der einmal über seine Englischkenntnisse gesagt hat: „Ich kann kein Englisch sprechen, brauch es aber auch nicht, weil ich her nur unter Deutschen bin. Wenn man seine Sprache verlässt, verlässt man seine Heimat.“

Damit gibt sie ein Leitwort, unter dem die ganze Tagung stehen könnte. Professor Walter Fähnders von der Universität Osnabrück, leitet mit seinem Referat „Anarchie, Boheme, Ästhetik – Konjunkturen einer Beziehung“ die Vormittagssektion ein.

Am Beginn bringt er eine Definition des Anarchismus als antistaatliche, antiautoritäre, föderalistische organisationskritische Bewegung, in der libertär-selbstbestimmtes Leben und Arbeiten nach dem Prinzip der gegenseitigen Hilfe angestrebt wird. Weiter entscheidet er zwischen dem Arbeiteranarchismus und dem Intellektuellenanarchismus, der Überschneidungen mit der antibürgerlichen Subkultur der Boheme aufweist. Walter Fähnders analysiert die Anarchismusvorstellungen von Gustav Landauer und Erich Mühsam. Während Landauer die proletarische Arbeitsutopie im Sinne libertärer Selbstbestimmung gegen die prinzipielle Arbeitsverweigerung der Boheme gegenüberstellt, ruft Mühsam eine „Internationale der Deklassierten“ (Fähnders) aus, in der das „Lumpenproletariat“ und der Bohemien verbunden sind. Hier verortet Herr Fähnders, in Anlehnung an Georg Bollenbeck, OMGs Verbindungen zu Boheme und Anarchismus.

Im zweiten Teil des Referates wird untersucht, ob es eine anarchistische Ästhetik gibt. Fähnders zitierte Landauer, der in der „Litterarischen Beilage“ seiner Zeitschrift „Der Sozialist“ eine anarchische Literatur fordert, „um dem Freien und Schönen zum Sieg zu verhelfen, das Hässliche und Gemeine zu vernichten und die Anmaßung der Dummheit und Unterdrückungssucht zu stürzen!“ Dem Dichter komme die Rolle des „Seher(s) und Vorreiter(s) der zu befreienden Menschheit“ zu. Landauer lehnt die „Tendenzliteratur“ ab, die aktiv ins politische Leben eingreifen und verändern will, und fordert die große Dichtung, die Kraft ihres Kunstcharakters den Menschen ändert. Erich Mühsam hingegen produziert Tendenzliteratur. Gerade die Lyrik – im 1. Weltkrieg wurden geschätzte 50 000 Gedichte geschrieben - eignet sich für die Agitation in Kampfzeiten. Aber auch Mühsam unterscheidet zwischen Tendenzliteratur und Kunst mit ästhetischem Anspruch. Als Ergebnis hält Fähnders fest: „In Dingen der Kunst bleibt die politische anarchistische Bewegung eher von einem ästhetischen Traditionalismus geprägt.“

In ihrem Referat „Erich Mühsam – Ästhetik und Politik geht Laura Mokrohs auf die Bezüge im lyrischen Schaffens von OMG und Erich Mühsam ein. Erich Mühsam selbst hat seine eigenen Gedichte einmal als „Aufrufe, Proklamationen und Manifeste“ bezeichnet – für Graf sind diese „wertlos – aber propagandistisch gut“.

Wie hellsichtig die Gedichte Mühsams sind, zeigt ein Auszug aus der „Gebrauchsanweisung für Literaturhistoriker“. Es geht um den Nachruhm: Es sei: Mein Name gilb in Listen form- und gemütbegeisterter Seminaristen, mit einem Schandkreuz angemerkt. - Ich bin's zufrieden. Sonst sei er ausgelöscht im Weltgedächtnis. Auch sei, was ich von Mond und Mädchen je gedichtet, für Dissertationen im Archiv geschichtet: das Tote ist dem Leben kein Vermächtnis! ... Doch, blieb aus meinem Freiheitsruf ein Reim, ein einziger, lebendig bei Rebellen - gelang ein Wort mir, Dumpfheit zu erhellen - so kehr mein Name gern zum Lethe heim. Denn: färbt ein weißes Blütenblatt sich rot vom Blute meiner Leidenschaft - ein einziges auf dem Feld, wo junge Kraft den Sieg erkämpfen soll -, so ist mein Werk nicht tot! Es lebe im Hauche, den es stärkend trug zum Kampf der Jugend. - - Name nicht, noch Wort - der Geist, der wirkende lebe fort! Darf meiner Freiheit wirken, ist's mir Ruhm genug.

(Aus: Gebrauchsanweisung für Literaturkritiker. In: Verse eine Kämpfers, © e- artnow,2015)

OMG entdeckt in Mühsam eine „robuste eigene Selbstsicherheit“ und nennt dann einfach alles, was nicht in sein Leben passt, „kleinbürgerlich“. Im Anschluss an den Vortag eine erste Diskussion über die „Bildhaftigkeit“ der Poesie: Festzuhalten ist, dass der von den Nazis ermordete Mühsam in seinem lyrischen Werk immer politisch und sozial engagiert gewesen ist und damit das zeitgenössische Denken beeinflusst hat.

Es folgte Sebastian Schuller mit seinem provozierenden Beitrag „Graf und die Literatur des Partisanen.“ Für Schuller machte sich Oskar Maria Graf „Unterlegenheit und Schwäche“ gezielt zu Nutze – genauso wie der Partisan. In der Rolle des Außenseiters kann er die Gesellschaft vorführen und auch stören: Mit der Rolle des Picaro kann er die Gesellschaft dem Lachen preisgeben. Sein despektierliches Verhalten gegenüber Vorgesetzten während des Militärdienstes im 1. Weltkrieg ist nur scheinbar mit seinem „bäuerlichen Herkommen“ zu erklären (wahrhaft bäuerlich war das Herkommen ja gar nicht – gemeint ist die „gespielte Naivität“!). Für Schuller ist der Begriff des „literarischen Partisanen“ auch deswegen gerechtfertigt, weil sich Grafs emanzipatorische Kraft auch darin zeigt, dass er sich „zwar mit einem Standpunkt lokalisiert – nicht aber unbedingt mit einer Örtlichkeit.“ Graf ist für ihn ein „Parteigänger der Unterdrückten, er etabliert Widerstand und bleibt auch widerständig“.

Die Zuhörer waren begeistert über den kraftvollen Vortrag über eine „literarisierte Partisanentechnik“; in der Diskussion aber ist man sich nicht ganz einig, wie man mit den in den Raum geworfenen Begrifflichkeiten umgehen soll. So wird der Einwand geäußert, dass der Partisan sich stets eine militärische Strategie ausdenken würde, dass es einen Partisanen auf Lebenszeit“ noch nie gegeben habe, dass das Partisanentum stets zeitlich begrenzt sei.Von Frau Bannasch wird eingeworfen, man müsse genauer im Auge behalten, wo das „lyrische Ich“, wo das „autobiographische Ich“ in Grafs „Wir sind Gefangene“ zum Ausdruck komme. Sicherlich sei der junge Graf kriegstraumatisiert gewesen und habe eine ganz greifbare „wirkliche Angst“ vor der Front und dem Kriegstreiben gehabt. Herr Dittmann schlägt an dieser Stelle den Begriff „pazifistischer Partisan – Partisan for Peace“ vor und zitiert Graf: „Und manchmal kommt es, dass wir Mörder sein müssen.“ Im späteren Gespräch äußert Herr Schuller, dass Graf vermutlich für die aktive Niederschlagung des deutschen Faschismus gewesen sei. Aus diesem Grunde würde er Graf vielleicht lieber einen „überzeugten Antimilitaristen“ nennen.

Nach der etwa einstündigen Mittagspause, in der noch intensiv über die Referate diskutiert wurde, folgte der zweite Teil der Tagung, der unter dem Titel „Neue Perspektiven der Exilforschung“stand.

Das Impulsreferat von Frau Prof. Dr. Bannasch beschäftigte sich mit den „Neue(n) Perspektiven der Exilforschung“. Ursprünglich wollte Frau Bannasch das Referat zusammen mit ihrer Doktorandin Gerhild Rochus halten, die aber leider wegen


Krankheit ausfiel. Hinter der harmlosen Feststellung „Wenn man ein Land verlassen musste, ist dies immer schwierig für den Schreibprozess.“ verbirgt sich ein so komplexer Forschungsbereich, dass nur einige Schwerpunkte in diesem Bericht angerissen werden können.

Frau Bannasch beginnt mit einer umfassenden Definition des Begriffs „Exilliteratur“: Zu berücksichtigen sind die Entstehungsgeschichte sowie die Produktions- und Veröffentlichungsbedingungen eines Werkes. Als Beispiel: Ist das Werk vor 1933 entstanden oder danach, wie ist die biographische Situation, welche Vorstellungen von „Heimat, Entwurzelung, Identität und Sprache“ stehen dahinter, wie wird der Exilbegriff im jeweiligen Text entfaltet? Frau Bannasch verweist auch darauf, dass exilierte Autorinnen erfasst werden müssen und dass die jüdische Tradition des Exils eine große Rolle spielt. So beschäftigt sich die Exilforschung mit dem Exil als einem „Ort für Prozesse der Dynamisierung, Durchkreuzung und Hybridisierung kultureller und nationaler Identitätskonzepte sowie traditioneller Geschlechterordnungen.“ (Bannasch) Darüber hinaus fragt sie, inwieweit postkoloniale Forschungsergebnisse nutzbar gemacht werden können. Am Schluss des sehr dichten Referates stellt Frau Bannasch noch die Frage nach der Repräsentativität des individuellen Gedächtnisses und ob die Literatur unter dem Aspekt Trauma oder Therapie zu sehen ist. Sie beschließt mit dem Verweis auf die Bedeutung der Entstehung- und Rezeptionsgeschichte eines Werkes.

Zwei Gedanken prägen sich besonders ein: „Das 'andere', idealistische Deutschland formiert sich im Ausland.“ (Thomas Mann). Kann man also im Nachkriegsdeutschland noch leben, kann man in der „Mördersprache“ noch weiterschreiben? Und: Graf hat sein Exil nach 1945 auf Lebenszeit verlängert, während er um 1933 noch von „einem großen Wartesaal“ sprach, in dem die Literaten zusammen saßen. Warum?

Matthias Jean-Marie Schäppi gibt eine Antwort darauf in seinen Überlegungen zur „Sprach- und Erzählkrise von OMG im Exil“. Oskar Maria Graf wird ab 1933 von der Provinz als „Pendant zur großen Welt und zur Großstadt“ abgeschnitten. Die Folgen zeigen sich nicht gleich, denn im Wiener und im Brünner Exil kann er stofflich aus dem Vollen schöpfen und lebt zugleich im deutschen Sprachraum. Im New Yorker Exil spürte das Graf nicht so intensiv, da der politische Kampf gegen die Faschisten und die Hoffnung auf eine sozialistische Neuordnung Europas im Vordergrund steht: „Wir müssen uns vor der Welt als 'Deutsche Literatur' behaupten.“ (OMG). Nach dem Krieg gerät Graf in eine bittere Krise: Er, der sich als deutscher Schriftsteller versteht, kann sich immer weniger mit den divergierenden Vorstellungen der Emigranten identifizieren. Dem Erzähler Graf, der weiterhin nur in Deutsch schreiben will (und kann), verliert das Lesepublikum. Da aber sich aber vor allem als mündlicher Erzähler versteht, fehlen ihm zunehmend die Zuhörer. Die Erzählkrise, die aus dieser Situation entsteht, versucht OMG in seinem Roman „Die Flucht ins Mittelmäßige“ zu gestalte: Der Emigrant und Schriftsteller Martin Ling trägt unverkennbar die Züge Grafs. Ling scheitert letztlich, weil es ihm nicht gelingt, seine Stärke, das mündliche Erzählen, überzeugend schriftlich zu fassen. Im Roman, der keine tragfähige Handlung aufweist, dominiert das „Diskutionelle“ (W. F. Schoeller). Damit rückt Graf – so Matthias Schäppi – in die Nähe des Chandos-Briefs von Hofmannsthal oder des Nouveau Romans und wird zu einem Begründer einer neuen epischen Schule. „ Das Exil als Erinnerungsrahmen“: In ihrer Einleitung stellt Frau Velte zwei Leitfragen: Wo endet Dokumentation? Wo beginnt Fiktion? Im Mittelpunkt der Untersuchung stehen die beiden Autobiographien „Wir sind Gefangene“ und „Gelächter von außen“. In beiden Werken unterscheidet sie scharf zwischen dem erzählten Ich und dem Erzähler. Wenn „Erinnerung als retrospektiver, selektiver und konstruktiver Vorgang sich stark auf die Gegenwart des Erzählers bezieht, wird das Leben im Exil damit zum zentralen Faktor der Graf'schen Autobiographik nach 1933“, schlussfolgert Velte. Die Beispiele, die herangezogen werden, folgen den Fragen nach dem Subjekt, dem Inhalt und der Gestaltung der Erinnerung.

Als Beleg zieht Frau Velte nun das Vorwort der 1. Auflage und das der ersten Nachkriegsveröffentlichung (1965) von „Wir sind Gefangene“ heran. Der erzählende Schriftsteller reflektiert 1927, angeblich dokumentarisch, seine Zeit und sein Werden als Schriftsteller. Im Vorwort von 1965 äußert sich Graf als „etablierter, selbstkritischer Berufsschriftsteller“ - aber im Exil!

In der Einleitung von „Gelächter von außen“ geht Graf auf die ersten beiden Vorworte ein, betont nun aber, dass sich mit den Veränderungen nach 1933 die Sehweise verändert hat und Ereignisse erst in der Rückerinnerung Bedeutung erhalten. Drei unterschiedliche Reden, drei unterschiedliche Standpunkte, aber gemeinsam ist ihnen „die Selbstinszenierung als Schriftsteller und Dokumentar einer politisch bewegten Zeit.“ (Velte)

Mit diesem Einblick in das „Exil als Erinnerungsrahmen“ endet Frau Velte. Die Ausführungen zum Inhalt bzw. der Ausformung der Erinnerungen (Motive, narrative Verfahren) versprechen weitere Einsicht in Grafs Rolle als Exilschriftsteller. Zum Abschluss der Tagung im Lyrik Kabinett beschäftigt sich Stefan Seidl in seinem Referat „OMG und die bildende Kunst“ mit dem Kunstkritiker Graf. Diese Seite ist ja weitgehend unbekannt, obwohl Graf 42 kunstkritische Beiträge verfasst hat, die Mehrzahl vor 1933. Die Artikel vor 1933 erschienen in renommierten Fachzeitschriften, im New Yorker Exil bleibt ihm eigentlich nur die Exilzeitung "Der Aufbau“.

Graf gibt zwei Versionen, wie es zu dieser Tätigkeit gekommen ist. Im „Notizbuch eines Provinzschriftstellers“ will er selbst darauf gekommen sein, im „Gelächter von außen“ rät ihm der Maler Georg Schrimpf dazu, weil Kunstkritik lukrativer sein soll als die Veröffentlichung von Gedichten. Der Widerspruch in den beiden Darstellungen fußt auf Grafs Erzählprinzip, wirkungsvolle Pointen zu setzen.

Wie kommt nun ein Autodidakt zur Anerkennung als Kunstkritiker? Graf beschreibt das: Am Anfang steht die Aneignung der Sprache, der sich die Kunstkritik bedient. Das fällt Graf nicht schwer und so fasst er seine Eindrücke von einem Kunstwerk. Über Diskussionen mit seinen zahlreichen Malerfreunden, in der Schwabinger Boheme und in intellektuellen Zirkeln eignet er sich seinen Kunstverstand an. Im Exil ist das schwieriger, aber auch hier findet er Malerfreunde, mit denen er diskutieren kann. Außerdem sucht er den Kontakt zu den Künstlern, die in Deutschland geblieben sind und unterstützt sie.

Stefan Seidl Dissertation verspricht sehr spannend zu werden, weil er darin die kunstkritischen Schriften, die schwer zugänglich sind, erstmals zusammen edieren und kommentieren will.

Die Tagung beschließt am Abend Ulrich Dittmann, der langjährige Vorsitzende der OMG-Gesellschaft, im Hauptgebäude der Universität mit seinem komplexen Vortrag über „Paratexte im Werk Oskar Maria Grafs“. Paratextualität meint nach Gérard Genette Textteile, die zusammen mit dem Text auftreten, aber nicht eigentlich zum Text gehören wie Titel und Titelbild, Untertitel, Vorworte, Nachworte, Fußnoten, Gattungszuweisungen, Illustrationen usw., so dass es der eigentlichen Absicht von Autor, Herausgeber oder Verlag nachzuspüren gilt.

Eine solche Untersuchung verlangt eine minutiöse Darstellung, die aber an dieser Stelle nicht geleistet werden kann. Deshalb wird nur der Hinweis auf den den Autorennamen herausgegriffen, der ja gewissermaßen das Markenzeichen eines Dichters ist. Herr Dittmann stellt fest, dass in den verschiedenen Ausgaben der Werke Grafs der Autorenname unterschiedlich auf dem Cover erscheint: ohne Vorname, groß, klein usw. Die beiden Sammelausgaben vom Süddeutschen Verlag und von der Büchergilde Gutenberg verleihen „dem Namen auf Schutzumschlägen und Einbänden monumentale denkmalsgleiche Prominenz“ (Dittmann). Der Süddeutsche Verlag setzt sogar noch unter die übergroßen Druckbuchstaben die Autor-Signatur. Für Dittmann, und das weist er überzeugend nach, wird nicht erkannt, welche Bedeutung der Autorennname für Oskar Maria Graf besitzt. In den beiden Autobiographien schildert er, wie er den seinen Autorennamen findet: In Abgrenzung zu dem Kriegsmaler Oscar Graf nennt er sich Oskar Maria Graf. Damit dokumentiert er seine pazifistische Haltung. Für die Zeitgenossen war das keine Referenz vor Rilke, sondern eher eine „freche Anleihe“ (Dittmann), in „Gelächter von außen“ benennt Graf diese Episode mit „Die Firma erhält einen Namen“. Dittmanns Resumee lautet: „Während Graf das eigene Autorenbild subversiv abbaut, wohl um allgemeinen Erwartungen an Dichtung zu widersprechen, pochen andererseits seine Stoffe auf den Ernst des Autors als antimilitaristischen Zeitkritiker.“

Herr Dittmann zeigt noch an weiteren Beispielen wie dem Titelbild, dem Autorenphoto oder den handschriftlichen Widmungen auf, wie komplex diese Forschungsrichtung ist. Sein Fazit: Es bedarf einer neuen, gründlich philologisch erarbeiteten Edition der Werke Grafs.

Die Gespräche nach dieser langen und intensiven Tagung zeigen: Oskar Maria Graf und sein Werk sind aktueller denn je! Und es wird von jungen Forschern erschlossen!

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Lesereihe der Oskar Maria Graf-Gesellschaft - 28.01.2020 20 Uhr

Im Rahmen von "Texte statt Brezn" der Oskar Maria Graf-Gesellschaft widmen wir uns in einer sechsteiligen Lesereihe Grafs Roman: Unruhe um einen Friedfertigen.

Dieser spielt in der Zeit zwischen Erstem Weltkrieg und der Machtergreifung der Nazis und schildert die schleichenden Veränderungen und den aufkommenden politischen Fanatismus. Das unmenschliche Spiel des Hasses und der Gewalt bricht in die heile Welt des beschaulichen Dorfes Auffing.

Eintritt frei. Weitere Termine: 25. Februar, 31. März, 28. April, 26 Mai, 30. Juni.

Es lesen Katrin Sorko und Oliver Leeb Musikalisch begleitet von Josef Eder, Simon Ackermann, Luis Maria Hölzl, Stefan Straubinger, Maxi Pongratz u. a.

https://www.facebook.com/events/180706039710689/


Oskar Maria Graf und das Bild - Illustration, Fotografie und Malerei

Oskar Maria Grafs Ausbrechen aus den familiären Verhältnissen in Berg und sein Umzug als 17-jähriger nach München brachte ihn früh in Kontakt mit anarchistischen Kreisen, in denen sich auch Künstler aufhielten. Sie sind es dann auch, die seine erste Peergroup in der Stadt bildeten. Dieses biografische Detail beschreibt im Grunde die Geburtsstunde des Autors Graf im Kontext von Künstlern und der Kunst. Es waren nicht vorrangig Schriftstellerkolleg*innen , mit denen Graf die ersten prägenden Jahre seines Lebens als Autor verbrachte, es waren überwiegend Maler*innen.

Aus der Vorbemerkung des Jahrbuches 2019-2020 Dezember 2020 Allitera Verlag ISBN 978-3-96233-244-2

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Ausstellung "Ein neuer Blick auf Oskar Maria Graf"

Das Jahrbuch 2019\20 der Oskar Maria Graf-Gesellschaft versammelt die Ergebnisse der Ausstellung "Ein neuer Blick auf Oskar Maria Graf", die vom 10.Februar bis 26.Juni 2020 in der Ausleihhalle der Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität in München stattfand. Die Ausstellung ging den bildlichen Inszenierungen im Leben und Werk Grafs nach und zeigte eine Bandbreite an Text-Bild-Relationen. (...)

Allitera Verlag Dezember 2020 ISBN 978-3-96233-244-2

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Oskar Maria Graf - Gefangenschaft und Lebenslust

Gerhard Bauer schreibt in seiner Werk-Biographie "Oskar Maria Graf - Gefangenschaft und Lebenslust" (1987, Süddeutscher Verlag München ISBN 3-7991-6355-7)

"Graf bleibt mit seiner antitheoretischen Haltung auf die meisten von ihm aufgeworfenen Fragen die Antwort schuldig. Er bringt uns nicht recht weiter, weder philosophisch und lebenskundlich noch politisch. Er verstärkt nur noch die Dringlichkeit, die Schwierigkeiten, die Präsenz und Unausweichlichkeit des Lebens, in dem wir sowieso stehen. Er macht uns damit aber auch Mut und Lust, uns diesem Leben zu stellen. Er vertraut wie die älteren Schriftsteller darauf, daß die Leser irgendwelche Lebenslösungen sich doch nicht aus Büchern holen, sondern sie, von den Büchern nur angekratzt, `beraten`oder `verunsichert`, sich selber suchen müssen. Sein Freund Ernst Waldinger sah es so:

`In einer Zeit, die dem Erzählen abhold, Den Weltzusammenhang verleugnet, brachtest Aus kleinem Dasein du die Welt zusammen.` " (Seite 231)

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Gerhard Bauer schreibt in seiner Werk-Biographie "Oskar Maria Graf - Gefangenschaft und Lebenslust" (1987, Süddeutscher Verlag München ISBN 3-7991-6355-7)

"Nicht nur wohlbehütet und mühevoll war Oskars Kindheit, sie war auch bedroht, selbst von der nächsten Umgebung. Schon objektiv, beim Stand der Hygiene auf dem Lande, war es damals nicht selbstverständlich, daß er überhaupt groß wurde. Von seinen zehn Geschwistern starben drei im frühesten Alter. Kranksein, Sterben, Tote müssen schon den kleinen Oskar sehr beeindruckt haben. Den ersten Teil von `Wir sind Gefangene`, den zweiten Teil von `Das Leben meiner Mutter`beginnt Graf mit einer Sterbeszene." (Seite 27)

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Oskar Maria Graf: Rebellischer Weltbürger, kein bayerischer Nationaldichter

kleine bayerische biografien

Oskar Maria Graf: Rebellischer Weltbürger, kein bayerischer Nationaldichter Ulrich Dittmann, Waldemar Fromm Verlag Friedrich Pustet, 29.05.2017 - 144 Seiten

Auf Visitenkarten nannte er sich "Provinzschriftsteller", einen "Spezialisten für ländliche Sachen". Doch Oskar Maria Graf (1894–1967) war weit mehr als ein Dichter der Provinz. Jüngst wertete Tilman Spengler "Das Leben meiner Mutter" als einen "Klassiker der Weltliteratur". Grafs Erfolgsbuch "Wir sind Gefangene" (1927) wurde bereits ein Jahr nach Erscheinen in Amerika als repräsentatives Nachkriegswerk überSetzt. Der Autor suchte seinen Weg durch ein zerstörerisches Jahrhundert – pazifistisch, authentisch und widersprüchlich. Sein spontaner Protest gegen die Bücher- verbrennung vom 10. Mai 1933 wurde weltweit gelesen: "Ein verjagter Dichter, einer der Besten", urteilte Bertolt Brecht. Im US-Exil war er einer der Wortführer der aus Deutschland vertriebenen Autoren.

Autoren Ulrich Dittmann, Waldemar Fromm Verlag Verlag Friedrich Pustet, 2017 ISBN 3791761005, 9783791761008 Länge 144 Seiten

https://books.google.de/books?id=0kl3DwAAQBAJ&pg=PT53

s.a.

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