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(LIBREAS34: 90 Jahre BIB.wiss. in B)
(LIBREAS21: Schuldt, Karsten (2022). Die nationalen Bibliothekswesen sind stark auf sich selbst bezogen: Eine Auswertung der bibliothekarischen Zeitschriften im DACH-Raum mit Bezug auf internation)
 
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==LIBREAS34: 90 Jahre BIB.wiss. in B==
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==LIBREAS36: Nachhaltigkeit von Forschungsinfrastruktur==
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CfP LIBREAS. Library Ideas #36: Nachhaltigkeit von Forschungsinfrastruktur
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Der Term Nachhaltigkeit wird vor allem mit Umwelt, Ökologie, Klimaschutz oder wirtschaftlichen Aspekten in Verbindung gebracht. Zu Recht, liegt doch ein Ursprung des Begriffes im Landbau: Böden sollen möglichst so bewirtschaftet werden, dass der Ertrag auf Dauer stabil bleibt. Mittlerweile hat seine Verwendung längst das eine Feld verlassen und zahlreiche andere erobert. Der Begriff ist inzwischen Trend, man könnte sagen, er habe sich zum Buzzword gewandelt. Er durchlief eine Art konzeptionelle Ausweitung auf einen ökonomischen Grundanspruch, der sich auf jede Struktur beziehen lässt: Diese soll so gestaltet werden, dass sie auf Dauer stabil funktioniert. Wie beim Boden geht es dabei nicht nur um die Struktur selbst, sondern auch um die Rahmenbedingungen, die diese Dauerhaftigkeit sichern.
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Auch Forschungsinfrastrukturen sind solche Strukturen und stehen vor der Frage: Sind sie auch nachhaltig? Um das abzusichern, brauche es einen dauerhaften Zufluss an Ressourcen – Betriebsmittel, Personal und Personalmittel, Kompetenz – und eine dauerhafte Nachfrage. Denn erst die Nutzung einer Struktur legitimiert ihren Betrieb und macht den Ertrag bestimmbar. Was klar und berechenbar klingt, erweist sich oft als neblig und schwer zu bestimmen. Alle, die sich in dem Bereich bewegen, müssen es dennoch versuchen. Grund genug, das Thema für die LIBREAS Nummer 36 aufzugreifen. Die im November 2018 an der TU Berlin abgehaltene Konferenz “Bits und Bäume – Die Konferenz für Digitalisierung und Nachhaltigkeit”[1] liefert per Titel einen weiteren Beleg, dass Digitalisierung und Umweltaspekte zusammen gedacht werden können und sollten. Im Juni wird mit deRSE19 die erste “Konferenz für ForschungssoftwareentwicklerInnen in Deutschland” in Potsdam stattfinden[2]; auch hier wird die Frage der Nachhaltigkeit eine Rolle spielen[3].
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Uns geht es bei der Annäherung an den Begriff darum zu ergründen, wie Infrastrukturen für die Forschung so erschaffen, unterhalten und weiterentwickelt werden, dass sie auch wirklich nachhalten – dass sie über einen längeren Zeitraum, auch unter sich ändernden Bedingungen, Zuständigkeiten oder für sie verantwortliche Personen, für Forschung beziehungsweise von Forscher*innen nutzbar sind. Dabei ist “Forschungsinfrastruktur” durchaus weit zu fassen:
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* Anwendungen für die Veröffentlichung beziehungsweise Präsentation von Forschungsergebnissen (Publikationsplattformen wie Repositorien, Zeitschriftenserver)
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* Portale/Services für die (kollaborative) Arbeit an Forschungsobjekten (Annotationsplattformen, Digitale Sammlungen)
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* Dienste zur Unterstützung von Kommunikation oder Prozessen in Forschungsprojekten, (Systeme zur Versionskontrolle, Chat, Cloud-Speicherdienste, Videokonferenzsysteme, Ticketsysteme)
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* Software, die im Rahmen von Projekten entwickelt wird, um Forschungsfragen nachzugehen
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* Wissenschaftliche Bibliotheken und ihre Dienstleistungen an sich
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* Organisations- und Betreuungsstrukturen sowie Strukturen, Workflows, Kompetenzen und Personen zur Weiterentwicklung des vorangehend Benannten
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Bei der Beantragung von Drittmitteln muss in der Regel angegeben werden, was mit den Daten im Anschluss passiert. Bei Infrastrukturprojekten wird ein Konzept zur Verstetigung erwartet. Öffentliche Einrichtungen sind aufgefordert Nachhaltigkeitskonzepte vorzulegen. Mitnichten entstehen alle Neuentwicklungen im Projektkontext – manches beginnt auf Initiative einer einzelnen Person[4] oder Einrichtung und wird dann, hoffentlich, in eine nachhaltig betreibbare Struktur überführt.
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Um einen Service oder eine Infrastruktur nachhaltig zu betreiben, sind verschiedene Aspekte in den Blick zu nehmen:
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Finanzierung: Was kostet es, eine Forschungsinfrastruktur zu entwickeln und nachhaltig zu betreiben? Wie stellt man Kostentransparenz her? Wo findet man Orientierungswerte? Was sind geeignete Geschäftsmodelle, insbesondere bei Community-getriebenen Diensten? Wie kann die Entwicklung vom Projektstadium hin zu einem nachhaltigen Betrieb gelingen, insbesondere bei drittmittelgestützten Projekten? Welche Bedeutung haben Förderstrukturen, die vor allem auf Initialförderung für innovative Ansätze setzen, für die Verstetigung von Projekten, für die Personalentwicklung und für die Gestaltung von Abläufen und Aufgaben in einzelnen Einrichtungen (Stichwort “Projektitis”)? Gefordert wird all dies von verschiedenen Forschungsförderern seit Jahren, in den Projektanträgen ist es Usus geworden, ein Arbeitspaket für diese Frage einzurichten: Aber wie sieht die Realität aus? Was wird tatsächlich nachhaltig finanziert und wie?
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Kollaboration: Kann man auch als einzelne Institution nachhaltige Infrastrukturen schaffen? Was motiviert gegebenenfalls zu Zusammenarbeit? Wann passt welches Kollaborationsmodell am besten und wann sollten man vielleicht auch eine Einzellösung suchen?  Wie sieht erfolgreiches Community beziehungsweise Entity Building aus? Welche Bedeutung spielen Netzwerke wie etwa das ORCID DE Konsortium, das DSpace-Konsortium Deutschland, OJS-de.net, deRSE & Co? Welche Bedeutung hat Kollaboration für die Reputationsbildung von Einzelpersonen und Institutionen?
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Lizenzierung: Welche Bedeutung haben (freie) Lizenzen für die Entwicklung und den Betrieb nachhaltiger Infrastrukturen? Was sind geeignete Lizenzierungsmodelle und welche Vor- und Nachteile haben sie? Welche Rolle spielt die Offenheit von Daten (etwa bibliografische Daten oder Zitationsdaten) für den Aufbau und Betrieb von Forschungsinfrastrukturen?
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Institutionalisierung: Nicht nur, aber gerade Wissenschaftliche Bibliotheken scheinen sich als Einrichtungen zu begreifen, welche die Nachhaltigkeit von Forschungsinfrastrukturen garantieren können. Insbesondere beim Forschungsdatenmanagement sind sie in den letzten Jahren proaktiv aufgetreten. Aber ist das erfolgreich? Wie und wann? Wie verändert es die Bibliotheken und ihre Arbeit? Wie stehen sie zu anderen Formen von Institutionalisierung, beispielsweise Konsortien, Stiftungen oder Firmen? Und muss man eigentlich Projekte, die man einmal begonnen hat, dauerhaft fortführen? Woran macht man es fest, ob ein Service eingestellt werden kann oder sollte?
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Die Sammlung der Fragen ist weder erschöpfend noch soll sie begrenzen. Wir wissen um die unzähligen Facetten und die Komplexität von Infrastrukturentwicklung, -betrieb und -vermittlung und auch, dass man sie weder in einem geschlossenen Modell noch in einem Fragekatalog fassen kann. Die Stichpunkte dienen einzig zur Anregung. Wie immer freuen wir uns über Blickwinkel aller Art auf das Thema, was ausdrücklich bei diesem Thema, das gemeinhin immer Lösungen einfordert, auch Problematisierungen einschließt. Es dürfte kaum einen Bereich geben, in dem sich das “Scheitern” derart ballt, wie den der Nachhaltigkeit. Zugleich spricht man – aus verständlichen Gründen – sehr wenig darüber. Umso willkommener wären auch Beiträge, die sich dem “Scheitern an der Nachhaltigkeit” nähern.
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Wir rufen also wie immer dazu auf, Beiträge zu diesem Themenkomplex einzureichen, wobei sowohl Berichte aus der Praxis als auch theoretische Auseinandersetzungen in jedem Format (Essays, Arbeitsberichte, Abschlussarbeiten et cetera) willkommen sind. Da auch der Aufruf für Einreichungen für die Open-Access-Tage 2019 das Themenfeld Nachhaltigkeit aufgreift[5], möchten wir  insbesondere Vortragende der OA-Tage 2019 dazu motivieren, entsprechende Beiträge zu verschriftlichen und für die Ausgabe zur Verfügung zu stellen. Bieten können wir vor allem eine nachhaltige Publikation und Archivierung auf dem edoc-Server der Humboldt-Universität zu Berlin und Aufmerksamkeit auch über die OA-Tage hinaus.
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Vorschläge können gerne vorab mit der Redaktion besprochen werden; Beitragsvorschläge und Beiträge bitte an redaktion@libreas.eu. Einreichungsschluss ist der 15.10.2019.
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Eure / Ihre Redaktion LIBREAS. Library Ideas
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(Berlin, Chur, Dresden, Hannover, München)
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Fussnoten
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[1] “Bits und Bäume – Die Konferenz für Digitalisierung und Nachhaltigkeit”.
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[2] deRSE19, 4.–6. Juni.
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[3] Vgl. etwa die Einreichung von Löffler, Frank, Hammitzsch, Martin, Schieferdecker, Ina, Nüst, Daniel, & Druskat, Stephan. (2019, March 29). RSE4NFDI – Safeguarding software sustainability in the NFDI. Zenodo.
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[4] Ein Beispiel hierfür ist der Workflow für den Satz der Artikel der LIBREAS. Library Ideas: Wir nutzen pandoc, eine Entwicklung eines Philosophieprofessors der UC Berkley.
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[5] Der “Call for Proposals” fragt zum Beispiel “Wie schaffen wir interoperable, vernetzte, widerstandsfähige Dienste? Wie gewährleisten wir Kontrolle durch akademische Einrichtungen? Wie machen wir Kosten transparent und wie sichern wir die dauerhafte Finanzierung?” Frist für die Einreichung ist der 2. Mai 2019.
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2304 via i.
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==LIBREAS35: Neutralität. Bibliotheken zwischen Pluralität und Propaganda==
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Werte Kolleginnen und Kollegen,
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liebe Mitglieder des LIBREAS-Vereins,
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gerne würde ich Ihre / Eure Aufmerksamkeit auf den gerade erschienen Call for Papers für die Ausgabe #35 der LIBREAS. Library Ideas lenken. Schwerpunkt dieser Ausgabe soll das allenthalben in der Luft liegende Thema der "Neutralität" von Bibliotheken in Zeiten rechtspopulistischer Wahlerfolge und Diskursverschiebungen sein.
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Während Bibliotheken schnell dabei sind, Neutralität als bibliothekarischen Grundsatz zu postulieren, mehren sich - im deutschsprachigen aber auch anderen Bibliothekswesen - Stimmen, die sowohl in Zweifel ziehen, ob dies überhaupt anzustreben ist als auch ob Neutralität überhaupt möglich ist. Wir wollen - um den Rahmen der Ausgabe vorab abzustecken -  diesen Zweifeln und Kritiken genauso Raum geben wie Verteidigungen dieser Haltung.
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Der CfP ist zu finden unter: https://libreas.wordpress.com/2018/11/23/cfp-libreas-library-ideas-35-neutralitat-bibliotheken-zwischen-pluralitat-und-propaganda/ und noch einmal hier in der Mail. Gerne diskutieren wir über Vorschläge für Beiträge. Deadline ist der 31.03.2019.
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für die Redaktion LIBREAS. Library Ideas,
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Karsten Schuldt
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CfP LIBREAS. Library Ideas #35: Neutralität. Bibliotheken zwischen Pluralität und Propaganda
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Bibliotheken als öffentliche Einrichtungen sehen sich aktuell verstärkt in einer besonders widersprüchlichen Lage: Es scheinen sich einerseits ein “Neutralitätsgebot” und eine Verpflichtung zur “Informationsfreiheit” gegenüberzustehen mit einem bewusst eingeforderten Bekenntnis zu einer aktiv pluralistisch-demokratischen Rolle, die sich auch offen gegen alle Tendenzen aufstellt, die diese Grundausrichtung des politischen Systems der Bundesrepublik gefährden. In diesem Spannungsfeld bewegen sich die Akteure, wenn es gilt Handlungsmaximen für die Praxis, also eine Art Ethik der Bibliothek, abzuleiten.
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Dass diese Polarisierung jetzt so akut spürbar wirkt, liegt einerseits in der Luft. Es gibt zugleich aber auch konkrete Ereignisse, die uns als Redaktion motivieren, hier eine intensivere Auseinandersetzung zu suchen.
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Auf dem 107. Bibliothekstag im Juni diesen Jahres in Berlin kam die Frage nach dem Umgang mit ‘neuer’ rechter[1] Literatur mit doch größerer Wucht in der deutschsprachigen Bibliotheksgemeinschaft an. Bei einer Podiumsdiskussion diskutierte man sehr kontrovers über den Umgang mit rechter Literatur in Bibliotheken. Jörg Sundermeier vom Verbrecher Verlag bezog klar Stellung gegen eine Aufnahme von rechter Literatur in das Sortiment des Buchhandels oder in den Bestand von Bibliotheken und begründete dies einmal formal mit der Unprofessionalität der rechten Verlage, sowie aber vor allem mit deren zweifelhaften, oft ins verschwörungstheoretische oder esoterische abdriftenden Inhalten, die nicht selten diskriminierend, rassistisch, homophob und die Menschenwürde verletzend sind.
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In den letzten Jahren kann man jedoch teilweise einen Professionalisierungsgrad in diesem Literatursegment beobachten, der etablierte Buchhändler wie Michael Lemling zumindest Respekt abzunötigen scheint. Auch die Existenz der Bibliothek des Konservatismus in der Berliner Fasanenstraße sowie der politische Erfolg rechtskonservativer Positionen zwischen CSU und AfD, FPÖ und SVP sind Anzeichen für eine weitere Etablierung und Dauerpräsenz entsprechender Denkrichtungen im öffentlichen Diskurs und damit auch im Publikationswesen. Zudem gab es ‒- Stichwort Thilo Sarrazin ‒ schon immer Texte, die sich auf dieser Seite der Debatte positionieren und auch in größeren Publikumsverlagen ihre Heimat fanden.
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Abgesehen von der Erwerbungspolitik der Bibliotheken, erhalten diese Stimmen freilich auch die Möglichkeit, sich anderweitig über Bibliotheken am politischen Diskurs zu beteiligen oder dazu zu informieren, zum Beispiel mit Veranstaltungsformaten. Einen Ansatz hierzu präsentiert der DBV-Verband Niedersachsen, der die AfD aufs Podium des Niedersächsischen Bibliothekstags, neben Vertreter*innen anderer Parteien aus dem Landtag, einlädt. (siehe auch) Diese Aktion ist gleichzusetzen mit der Abbildung des gesamten politischen Spektrums im Bestand, die unter anderem die SLB Potsdam bei der oben genannten Podiumsdiskussion vertreten hat. Jedoch tritt hier auch der Nebeneffekt ein, dass hier Rechtskonservativen nicht nur sprichwörtlich ein Podium geboten wird.
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Es finden sich zugleich andere Positionierungen von Bibliotheken im Spannungsfeld zwischen Pluralität und Propaganda. Die Staatsbibliothek zu Berlin organisiert im November ein Werkstattgespräch zum Thema “Rechte lesen. Theorien und Ästhetiken der ‘Neuen’ Rechten”, welche im Weiteren eine fundierte wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema erhoffen lässt. Die Wissenschaft schweigt natürlich nicht zu diesem Thema, beispielsweise organisierte die Humboldt-Universität zu Berlin im September eine Feministische Sommeruniversität und subsumiert: “Der Feminismus muss gegen Rechts zusammenhalten„.
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Erwartungsgemäß haben wir zu diesem Komplex einige Fragen. In der LIBREAS-Ausgabe #35 möchten wir diese sortieren, durchdringen und diskutieren. Der Ausgangspunkt liegt im aktuell verstärkten Sichtbarwerden sogenannter neurechter Literatur. Öffentliche Debatten kreisen häufiger um die Frage, welche Rolle diese Bücher auf Buchmessen und in den Buchhandlungen spielen sollen. Aber selbstverständlich sind auch, und aus ethischer Sicht fast noch herausgeforderter, die Bibliotheken betroffen. Neurechte Titel im Bestand? Neurechte Autor*innen auf die Diskussions- und Lesebühnen? Wenn ja, in welcher Aufstellung, Präsentation, in welchem Umfang, in welchem Kontext? Das treibt mindestens diejenigen Bibliothekar*innen um, die Veranstaltungen organisieren, konkret Erwerbungsentscheidungen treffen oder die per Standing Order eingegangenen Exemplare in die Aufstellung integrieren sollen.
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Da aber eine Bestandsaufnahme zur Situation fehlt, wollen wir zunächst allgemein fragen, wie sich diese Konfliktlinie überhaupt im aktuellen Tagesgeschehen und der Erwerbungspolitik der Bibliotheken manifestiert? Eine Rolle kommt dabei auch den externen Erwartungshaltungen an die Bibliotheken durch Träger und mehr noch durch die Nutzer*innen zu.
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Die Achse dieser Debatten läuft erstaunlich häufig über die Vorstellung, Bibliotheken seien ein durch und durch neutraler Vermittlungsort für Information und gegebenenfalls Diskurse und Debatten. Die inhaltliche Ausgestaltung hätte sich vor allem an den Bedarfen und Ansprüchen einer Kundschaft auszurichten. Sie wären also radikal als Dienstleister*innen auf einem Markt sich verändernder Nachfragen zu verstehen, die vor dem Hintergrund des jeweiligen Publikationsaufkommens zu bedienen seien. Konsequent gedacht müssten sie daher alles anbieten und abbilden, was legal ist, solange es nur nachgefragt wird. Eine inhaltliche Bewertung und Sichtung findet nur sehr eingeschränkt statt. Wie Hermann Rösch zuletzt im Bibliotheksdienst (52 (2018) 10-11) postulierte, wäre es nur das Gesetz, das durch Verbote einen Rahmen setzt.
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Man kann also fragen: Inwiefern und auf welcher Grundlage sind öffentliche (kommunale und wissenschaftliche) Bibliotheken tatsächlich zur sogenannten weltanschaulichen Neutralität verpflichtet? Und wie weit müssen sie gehen, um diese “Neutralität” umzusetzen? Prinzipiell unterliegen Bibliotheken, bei entsprechender Trägerschaft, als öffentliche beziehungsweise staatlich geförderte Einrichtungen, selbstverständlich dem Neutralitätsgebot, welches sich unter anderem von dem im Grundgesetz (Art. 3 I GG) formulierten allgemeinen Gleichheitsgrundrecht ableitet. Aber wie lässt sich dies auf den geschilderten Sachverhalt hin konkretisieren? Ebenso im Grundrecht verankert ist auch die Informationsfreiheit (Art. 5 I 1 2. Var. GG), wonach „jeder“ das Recht hat, „sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten“. Und auch hier stellt sich die Herausforderung der Umsetzung in der Bibliothekspraxis.
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Denkt man Bibliotheken aus der benannten Richtung eines betont neutralen und streng an der Nachfrage ausgerichteten Informationsdienstleisters, stellt sich notwendigerweise die Frage, wie dieser Bedarf, wie diese Nachfrage ermittelt wird, wie repräsentativ dies tatsächlich ist und wie widerstreitende Bedarfe zu gewichten sind? Die oft geäußerte allgemeine Ausrichtung am Grundgesetz, die darauf abzielt, dass Bibliotheken eine umfassende Meinungsbildung im Sinne der Informationsfreiheit unterstützen sollen, impliziert zugleich, dass gerade auch die Positionen von Minderheiten erfasst werden müssten, da die umfassende Meinungsbildung eben nur über die Zurkenntnisnahme solcher Positionen möglich ist. Genau dies ist ja die Besonderheit einer pluralistischen Demokratie: Gerade nicht die Herrschaft der Mehrheit sondern eine Repräsentanz und gegebenenfalls auch ein aktiver Schutz von Minderheiten. Nur: Wer bestimmt, wer Mehrheit und wer Minderheit ist, wer besonderen Schutz und wer eine spezielle Repräsentanz benötigt? Ein rhetorischer Schachzug vieler neurechter Vertreter*innen ist es, diesen Ausgleich auszuhebeln, indem sie sich als diskriminierte Minderheitenposition einer vermeintlichen (schweigenden) Mehrheit ausgeben. Dies ermöglicht ihnen, Grundlagen und Institutionen eines demokratischen Systems zu instrumentalisieren, um genau diese Grundlagen und Institutionen nach ihren Interessen umzugestalten. Das alles ist bekannt und leicht durchschaubar und trotzdem teils sehr wirkungsvoll. Ihre – vorübergehende – Stärke liegt darin, dass das System der demokratischen Öffentlichkeit, wozu auch die Bibliotheken zählen, bisher kaum Strategien besitzt, die dadurch hervorgerufenen Verunsicherungseffekte ab- und aufzufangen.
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Und entsprechend müssen sich auch Bibliotheken fragen, wie sie mit Positionen umgehen, die implizit oder explizit die Zulässigkeit anderer Positionen aktiv in Frage stellen, die jedoch zugleich in der Logik einer pluralistischen und Meinungsvielfalt fördernden Basis von Öffentlichkeit entstanden sind und die institutionalisierten Kanäle nutzen, um genau diese Basis aufzubrechen? Karl Poppers berühmtes Toleranz-Paradoxon wird plötzlich Zentralkonzept öffentlicher Debatten und eine Herausforderung für bibliothekarische Fachdiskussionen.
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Daher lässt sich zwangsläufig im Kontrast zum (vermeintlichen) Neutralitätsanspruch auch zumindest fragen, ob Bibliotheken nicht parallel die Grundlagen von Öffentlichkeit mitvermitteln müssten, also ein übergreifendes Verständnis für die Struktur von Debatten und Diskursen, die Rolle und die Entstehungsbedingungen von Publikationen und die damit verbundenen Ideen und möglichen Folgen? Stehen Bibliotheken in der Verantwortung, Metakompetenzen zur Teilhabe an der Öffentlichkeit in ihrem Vermittlungsauftrag zu berücksichtigen? Zu diesen würde notwendig auch die Kommunikation ihres Selbstverständnisses zählen, die transparent werden lässt, weshalb bestimmte Titel und Positionen in den Angeboten auftauchen und weshalb andere möglicherweise fehlen. Also genereller: Sollen, wollen oder können Bibliotheken Institutionen der politischen Bildung sein?
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So wird ein Gegenmodell zur reinen Dienstleistungsposition denkbar, nach dem sich Bibliotheken dezidiert als normative Institution mehr mit einem politischen bzw. Bildungs- denn einem Informations- und Dienstleistungsauftrag verstehen. Aber wie würde, könnte, sollte dies konkret aussehen? Ist solch eine Rolle in den Rahmenbedingungen und besonders auch in der Berufsausbildung überhaupt angelegt oder anlegbar? Und darüber hinaus ist zu fragen, ob Bibliotheken selbst als Akteure in den Debatten auftreten und Position beziehen sollten? (Viele tun dies nachweislich bereits.)
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Wir möchten die Grenzen normativer Praxis im Bibliotheks- und Informationsbereich thematisieren. Dass ein Bibliotheksgesetz fehlt, welches einheitlich verbindliche Regelungen für Entwicklungen im Bibliothekswesen formulieren könnte, lässt Spielräume und überträgt die Aufgabe, sich hier aufzustellen, den einzelnen Einrichtungen. Ob dies eine Schwäche (mangelnde Verbindlichkeit) oder eine Stärke (im Sinne des Pluralismus) darstellt, wäre ebenfalls ein interessanter Diskussionspunkt. In jedem Fall wäre gerade der Bibliothekspraxis geholfen, überhaupt eine systematische Grundlage für mögliche normative Leitlinien zu haben – ein Auftrag auch an die Bibliothekswissenschaft. LIBREAS ruft entsprechend auch dazu auf, dafür relevante Quellen zu identifizieren, zu erläutern und nachzuweisen.
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Im Prinzip erstaunt es, dass das Thema nach der normativen Ausrichtung von Bibliotheken nicht öfter Gegenstand von Bibliothekstagen, Themenheften der Fachzeitschriften oder auch bei LIBREAS ist. In den Ausgaben #19 Zensur und Ethik und in der #22 Recht und Gesetz beschäftigten wir uns immerhin bereits mit verwandten Themenkomplexen. In der kommenden Ausgabe wollen wir konkret den aktuellen Diskurs zum Umgang mit neuer rechter Literatur und der Positionierung von Bibliotheken in der aktuellen politischen Lage adressieren.
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Wir wollen also erfahren: Wie positionieren Sie sich, wie positioniert ihr euch in dieser Debatte und welchen Umgang mit diesem Thema haben Sie/habt ihr mit Ihrer/eurer Einrichtung gefunden? Auf welche (historischen) Narrative und Paradigmen kann in diesem Kontext Bezug genommen werden? Gibt es internationale Parallelen?
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Wir rufen dazu auf, Beiträge zu diesem Themenkomplex einzureichen, wobei wie immer sowohl Berichte aus der Praxis als auch theoretische Auseinandersetzungen in jedem Format (Essays, künstlerische Auseinandersetzungen, Abschlussarbeiten et cetera) willkommen sind. Wir freuen uns auch über Einreichungen aus Institutionen, die sich per Funktion mit diesem Themenkomplex befassen wie Gedenkstätten- oder politisch/historisch ausgerichtete (Forschungs-)Bibliotheken. Gerne unterstützen wir Sie/euch beim Verfassen der Texte oder diskutieren Ideen für Beiträge.
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Einreichungsschluss ist der 31.03.2019. Beitragsvorschläge und Beiträge bitte an redaktion@libreas.eu. Wir freuen uns und sind sehr gespannt.
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Eure / Ihre Redaktion LIBREAS. Library Ideas
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(Berlin, Chur, Dresden, Hannover, München im November 2018)
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Fussnote [1] Der Zusatz ‘neu’ wird in der wissenschaftlichen Diskussion teilweise abgelehnt, da aktuelle rechte Literatur oftmals auf ältere Texte verweist und sich somit an alte Diskurse anschließt. Im Folgenden verstehen wir unter ‘rechts’ zusammenfassend rechts-konservatives, rechts-extremes und rechts-revolutionäres Denken.
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==LIBREAS34: 90 Jahre BIB.wiss. in Berlin==
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Ihre / Eure Redaktion LIBREAS. Library Ideas zusammen mit dem IBI
Ihre / Eure Redaktion LIBREAS. Library Ideas zusammen mit dem IBI
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(Berlin, Chur, Dresden, Göttingen)
(Berlin, Chur, Dresden, Göttingen)
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== LIBREAS33: Ortstermin. Reportagen aus der tatsächlichen Bibliotheksarbeit==
== LIBREAS33: Ortstermin. Reportagen aus der tatsächlichen Bibliotheksarbeit==
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==Libreas31: “Frech wie Oskar!” oder “Todeswünschesammeln”  - Emotionen & Emotional Labor in Bibliotheken==
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==LIBREAS31: “Frech wie Oskar!” oder “Todeswünschesammeln”  - Emotionen & Emotional Labor in Bibliotheken==
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== LIBREAS21 ==
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==LIBREAS42==
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Schuldt, Karsten (2022). Die nationalen Bibliothekswesen sind stark auf sich selbst bezogen: Eine Auswertung der bibliothekarischen Zeitschriften im DACH-Raum mit Bezug auf internationale Themen. In: LIBREAS. Library Ideas, 42 (2022). https://libreas.eu/ausgabe42/schuldt/
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LIBREAS21 ==
http://www.libreas.eu/
http://www.libreas.eu/
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== LIBREAS20: Scheitern==
== LIBREAS20: Scheitern==

Aktuelle Version vom 1. Oktober 2024, 12:19 Uhr

Inhaltsverzeichnis

LIBREAS - Library Ideas

frei zugängliche elektronische Zeitschrift für Bibliothekswissenschaft und angrenzende Gebiete.



LIBREAS36: Nachhaltigkeit von Forschungsinfrastruktur

CfP LIBREAS. Library Ideas #36: Nachhaltigkeit von Forschungsinfrastruktur

Der Term Nachhaltigkeit wird vor allem mit Umwelt, Ökologie, Klimaschutz oder wirtschaftlichen Aspekten in Verbindung gebracht. Zu Recht, liegt doch ein Ursprung des Begriffes im Landbau: Böden sollen möglichst so bewirtschaftet werden, dass der Ertrag auf Dauer stabil bleibt. Mittlerweile hat seine Verwendung längst das eine Feld verlassen und zahlreiche andere erobert. Der Begriff ist inzwischen Trend, man könnte sagen, er habe sich zum Buzzword gewandelt. Er durchlief eine Art konzeptionelle Ausweitung auf einen ökonomischen Grundanspruch, der sich auf jede Struktur beziehen lässt: Diese soll so gestaltet werden, dass sie auf Dauer stabil funktioniert. Wie beim Boden geht es dabei nicht nur um die Struktur selbst, sondern auch um die Rahmenbedingungen, die diese Dauerhaftigkeit sichern.

Auch Forschungsinfrastrukturen sind solche Strukturen und stehen vor der Frage: Sind sie auch nachhaltig? Um das abzusichern, brauche es einen dauerhaften Zufluss an Ressourcen – Betriebsmittel, Personal und Personalmittel, Kompetenz – und eine dauerhafte Nachfrage. Denn erst die Nutzung einer Struktur legitimiert ihren Betrieb und macht den Ertrag bestimmbar. Was klar und berechenbar klingt, erweist sich oft als neblig und schwer zu bestimmen. Alle, die sich in dem Bereich bewegen, müssen es dennoch versuchen. Grund genug, das Thema für die LIBREAS Nummer 36 aufzugreifen. Die im November 2018 an der TU Berlin abgehaltene Konferenz “Bits und Bäume – Die Konferenz für Digitalisierung und Nachhaltigkeit”[1] liefert per Titel einen weiteren Beleg, dass Digitalisierung und Umweltaspekte zusammen gedacht werden können und sollten. Im Juni wird mit deRSE19 die erste “Konferenz für ForschungssoftwareentwicklerInnen in Deutschland” in Potsdam stattfinden[2]; auch hier wird die Frage der Nachhaltigkeit eine Rolle spielen[3].

Uns geht es bei der Annäherung an den Begriff darum zu ergründen, wie Infrastrukturen für die Forschung so erschaffen, unterhalten und weiterentwickelt werden, dass sie auch wirklich nachhalten – dass sie über einen längeren Zeitraum, auch unter sich ändernden Bedingungen, Zuständigkeiten oder für sie verantwortliche Personen, für Forschung beziehungsweise von Forscher*innen nutzbar sind. Dabei ist “Forschungsinfrastruktur” durchaus weit zu fassen:

  • Anwendungen für die Veröffentlichung beziehungsweise Präsentation von Forschungsergebnissen (Publikationsplattformen wie Repositorien, Zeitschriftenserver)
  • Portale/Services für die (kollaborative) Arbeit an Forschungsobjekten (Annotationsplattformen, Digitale Sammlungen)
  • Dienste zur Unterstützung von Kommunikation oder Prozessen in Forschungsprojekten, (Systeme zur Versionskontrolle, Chat, Cloud-Speicherdienste, Videokonferenzsysteme, Ticketsysteme)
  • Software, die im Rahmen von Projekten entwickelt wird, um Forschungsfragen nachzugehen
  • Wissenschaftliche Bibliotheken und ihre Dienstleistungen an sich
  • Organisations- und Betreuungsstrukturen sowie Strukturen, Workflows, Kompetenzen und Personen zur Weiterentwicklung des vorangehend Benannten

Bei der Beantragung von Drittmitteln muss in der Regel angegeben werden, was mit den Daten im Anschluss passiert. Bei Infrastrukturprojekten wird ein Konzept zur Verstetigung erwartet. Öffentliche Einrichtungen sind aufgefordert Nachhaltigkeitskonzepte vorzulegen. Mitnichten entstehen alle Neuentwicklungen im Projektkontext – manches beginnt auf Initiative einer einzelnen Person[4] oder Einrichtung und wird dann, hoffentlich, in eine nachhaltig betreibbare Struktur überführt.

Um einen Service oder eine Infrastruktur nachhaltig zu betreiben, sind verschiedene Aspekte in den Blick zu nehmen:

Finanzierung: Was kostet es, eine Forschungsinfrastruktur zu entwickeln und nachhaltig zu betreiben? Wie stellt man Kostentransparenz her? Wo findet man Orientierungswerte? Was sind geeignete Geschäftsmodelle, insbesondere bei Community-getriebenen Diensten? Wie kann die Entwicklung vom Projektstadium hin zu einem nachhaltigen Betrieb gelingen, insbesondere bei drittmittelgestützten Projekten? Welche Bedeutung haben Förderstrukturen, die vor allem auf Initialförderung für innovative Ansätze setzen, für die Verstetigung von Projekten, für die Personalentwicklung und für die Gestaltung von Abläufen und Aufgaben in einzelnen Einrichtungen (Stichwort “Projektitis”)? Gefordert wird all dies von verschiedenen Forschungsförderern seit Jahren, in den Projektanträgen ist es Usus geworden, ein Arbeitspaket für diese Frage einzurichten: Aber wie sieht die Realität aus? Was wird tatsächlich nachhaltig finanziert und wie?

Kollaboration: Kann man auch als einzelne Institution nachhaltige Infrastrukturen schaffen? Was motiviert gegebenenfalls zu Zusammenarbeit? Wann passt welches Kollaborationsmodell am besten und wann sollten man vielleicht auch eine Einzellösung suchen? Wie sieht erfolgreiches Community beziehungsweise Entity Building aus? Welche Bedeutung spielen Netzwerke wie etwa das ORCID DE Konsortium, das DSpace-Konsortium Deutschland, OJS-de.net, deRSE & Co? Welche Bedeutung hat Kollaboration für die Reputationsbildung von Einzelpersonen und Institutionen?

Lizenzierung: Welche Bedeutung haben (freie) Lizenzen für die Entwicklung und den Betrieb nachhaltiger Infrastrukturen? Was sind geeignete Lizenzierungsmodelle und welche Vor- und Nachteile haben sie? Welche Rolle spielt die Offenheit von Daten (etwa bibliografische Daten oder Zitationsdaten) für den Aufbau und Betrieb von Forschungsinfrastrukturen?

Institutionalisierung: Nicht nur, aber gerade Wissenschaftliche Bibliotheken scheinen sich als Einrichtungen zu begreifen, welche die Nachhaltigkeit von Forschungsinfrastrukturen garantieren können. Insbesondere beim Forschungsdatenmanagement sind sie in den letzten Jahren proaktiv aufgetreten. Aber ist das erfolgreich? Wie und wann? Wie verändert es die Bibliotheken und ihre Arbeit? Wie stehen sie zu anderen Formen von Institutionalisierung, beispielsweise Konsortien, Stiftungen oder Firmen? Und muss man eigentlich Projekte, die man einmal begonnen hat, dauerhaft fortführen? Woran macht man es fest, ob ein Service eingestellt werden kann oder sollte?

Die Sammlung der Fragen ist weder erschöpfend noch soll sie begrenzen. Wir wissen um die unzähligen Facetten und die Komplexität von Infrastrukturentwicklung, -betrieb und -vermittlung und auch, dass man sie weder in einem geschlossenen Modell noch in einem Fragekatalog fassen kann. Die Stichpunkte dienen einzig zur Anregung. Wie immer freuen wir uns über Blickwinkel aller Art auf das Thema, was ausdrücklich bei diesem Thema, das gemeinhin immer Lösungen einfordert, auch Problematisierungen einschließt. Es dürfte kaum einen Bereich geben, in dem sich das “Scheitern” derart ballt, wie den der Nachhaltigkeit. Zugleich spricht man – aus verständlichen Gründen – sehr wenig darüber. Umso willkommener wären auch Beiträge, die sich dem “Scheitern an der Nachhaltigkeit” nähern.

Wir rufen also wie immer dazu auf, Beiträge zu diesem Themenkomplex einzureichen, wobei sowohl Berichte aus der Praxis als auch theoretische Auseinandersetzungen in jedem Format (Essays, Arbeitsberichte, Abschlussarbeiten et cetera) willkommen sind. Da auch der Aufruf für Einreichungen für die Open-Access-Tage 2019 das Themenfeld Nachhaltigkeit aufgreift[5], möchten wir insbesondere Vortragende der OA-Tage 2019 dazu motivieren, entsprechende Beiträge zu verschriftlichen und für die Ausgabe zur Verfügung zu stellen. Bieten können wir vor allem eine nachhaltige Publikation und Archivierung auf dem edoc-Server der Humboldt-Universität zu Berlin und Aufmerksamkeit auch über die OA-Tage hinaus.

Vorschläge können gerne vorab mit der Redaktion besprochen werden; Beitragsvorschläge und Beiträge bitte an redaktion@libreas.eu. Einreichungsschluss ist der 15.10.2019.

Eure / Ihre Redaktion LIBREAS. Library Ideas (Berlin, Chur, Dresden, Hannover, München)

Fussnoten [1] “Bits und Bäume – Die Konferenz für Digitalisierung und Nachhaltigkeit”. [2] deRSE19, 4.–6. Juni. [3] Vgl. etwa die Einreichung von Löffler, Frank, Hammitzsch, Martin, Schieferdecker, Ina, Nüst, Daniel, & Druskat, Stephan. (2019, March 29). RSE4NFDI – Safeguarding software sustainability in the NFDI. Zenodo. [4] Ein Beispiel hierfür ist der Workflow für den Satz der Artikel der LIBREAS. Library Ideas: Wir nutzen pandoc, eine Entwicklung eines Philosophieprofessors der UC Berkley. [5] Der “Call for Proposals” fragt zum Beispiel “Wie schaffen wir interoperable, vernetzte, widerstandsfähige Dienste? Wie gewährleisten wir Kontrolle durch akademische Einrichtungen? Wie machen wir Kosten transparent und wie sichern wir die dauerhafte Finanzierung?” Frist für die Einreichung ist der 2. Mai 2019.

2304 via i.


LIBREAS35: Neutralität. Bibliotheken zwischen Pluralität und Propaganda

Werte Kolleginnen und Kollegen, liebe Mitglieder des LIBREAS-Vereins,

gerne würde ich Ihre / Eure Aufmerksamkeit auf den gerade erschienen Call for Papers für die Ausgabe #35 der LIBREAS. Library Ideas lenken. Schwerpunkt dieser Ausgabe soll das allenthalben in der Luft liegende Thema der "Neutralität" von Bibliotheken in Zeiten rechtspopulistischer Wahlerfolge und Diskursverschiebungen sein. Während Bibliotheken schnell dabei sind, Neutralität als bibliothekarischen Grundsatz zu postulieren, mehren sich - im deutschsprachigen aber auch anderen Bibliothekswesen - Stimmen, die sowohl in Zweifel ziehen, ob dies überhaupt anzustreben ist als auch ob Neutralität überhaupt möglich ist. Wir wollen - um den Rahmen der Ausgabe vorab abzustecken - diesen Zweifeln und Kritiken genauso Raum geben wie Verteidigungen dieser Haltung.

Der CfP ist zu finden unter: https://libreas.wordpress.com/2018/11/23/cfp-libreas-library-ideas-35-neutralitat-bibliotheken-zwischen-pluralitat-und-propaganda/ und noch einmal hier in der Mail. Gerne diskutieren wir über Vorschläge für Beiträge. Deadline ist der 31.03.2019.

für die Redaktion LIBREAS. Library Ideas, Karsten Schuldt



CfP LIBREAS. Library Ideas #35: Neutralität. Bibliotheken zwischen Pluralität und Propaganda

Bibliotheken als öffentliche Einrichtungen sehen sich aktuell verstärkt in einer besonders widersprüchlichen Lage: Es scheinen sich einerseits ein “Neutralitätsgebot” und eine Verpflichtung zur “Informationsfreiheit” gegenüberzustehen mit einem bewusst eingeforderten Bekenntnis zu einer aktiv pluralistisch-demokratischen Rolle, die sich auch offen gegen alle Tendenzen aufstellt, die diese Grundausrichtung des politischen Systems der Bundesrepublik gefährden. In diesem Spannungsfeld bewegen sich die Akteure, wenn es gilt Handlungsmaximen für die Praxis, also eine Art Ethik der Bibliothek, abzuleiten.

Dass diese Polarisierung jetzt so akut spürbar wirkt, liegt einerseits in der Luft. Es gibt zugleich aber auch konkrete Ereignisse, die uns als Redaktion motivieren, hier eine intensivere Auseinandersetzung zu suchen.

Auf dem 107. Bibliothekstag im Juni diesen Jahres in Berlin kam die Frage nach dem Umgang mit ‘neuer’ rechter[1] Literatur mit doch größerer Wucht in der deutschsprachigen Bibliotheksgemeinschaft an. Bei einer Podiumsdiskussion diskutierte man sehr kontrovers über den Umgang mit rechter Literatur in Bibliotheken. Jörg Sundermeier vom Verbrecher Verlag bezog klar Stellung gegen eine Aufnahme von rechter Literatur in das Sortiment des Buchhandels oder in den Bestand von Bibliotheken und begründete dies einmal formal mit der Unprofessionalität der rechten Verlage, sowie aber vor allem mit deren zweifelhaften, oft ins verschwörungstheoretische oder esoterische abdriftenden Inhalten, die nicht selten diskriminierend, rassistisch, homophob und die Menschenwürde verletzend sind.

In den letzten Jahren kann man jedoch teilweise einen Professionalisierungsgrad in diesem Literatursegment beobachten, der etablierte Buchhändler wie Michael Lemling zumindest Respekt abzunötigen scheint. Auch die Existenz der Bibliothek des Konservatismus in der Berliner Fasanenstraße sowie der politische Erfolg rechtskonservativer Positionen zwischen CSU und AfD, FPÖ und SVP sind Anzeichen für eine weitere Etablierung und Dauerpräsenz entsprechender Denkrichtungen im öffentlichen Diskurs und damit auch im Publikationswesen. Zudem gab es ‒- Stichwort Thilo Sarrazin ‒ schon immer Texte, die sich auf dieser Seite der Debatte positionieren und auch in größeren Publikumsverlagen ihre Heimat fanden.

Abgesehen von der Erwerbungspolitik der Bibliotheken, erhalten diese Stimmen freilich auch die Möglichkeit, sich anderweitig über Bibliotheken am politischen Diskurs zu beteiligen oder dazu zu informieren, zum Beispiel mit Veranstaltungsformaten. Einen Ansatz hierzu präsentiert der DBV-Verband Niedersachsen, der die AfD aufs Podium des Niedersächsischen Bibliothekstags, neben Vertreter*innen anderer Parteien aus dem Landtag, einlädt. (siehe auch) Diese Aktion ist gleichzusetzen mit der Abbildung des gesamten politischen Spektrums im Bestand, die unter anderem die SLB Potsdam bei der oben genannten Podiumsdiskussion vertreten hat. Jedoch tritt hier auch der Nebeneffekt ein, dass hier Rechtskonservativen nicht nur sprichwörtlich ein Podium geboten wird.

Es finden sich zugleich andere Positionierungen von Bibliotheken im Spannungsfeld zwischen Pluralität und Propaganda. Die Staatsbibliothek zu Berlin organisiert im November ein Werkstattgespräch zum Thema “Rechte lesen. Theorien und Ästhetiken der ‘Neuen’ Rechten”, welche im Weiteren eine fundierte wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema erhoffen lässt. Die Wissenschaft schweigt natürlich nicht zu diesem Thema, beispielsweise organisierte die Humboldt-Universität zu Berlin im September eine Feministische Sommeruniversität und subsumiert: “Der Feminismus muss gegen Rechts zusammenhalten„.

Erwartungsgemäß haben wir zu diesem Komplex einige Fragen. In der LIBREAS-Ausgabe #35 möchten wir diese sortieren, durchdringen und diskutieren. Der Ausgangspunkt liegt im aktuell verstärkten Sichtbarwerden sogenannter neurechter Literatur. Öffentliche Debatten kreisen häufiger um die Frage, welche Rolle diese Bücher auf Buchmessen und in den Buchhandlungen spielen sollen. Aber selbstverständlich sind auch, und aus ethischer Sicht fast noch herausgeforderter, die Bibliotheken betroffen. Neurechte Titel im Bestand? Neurechte Autor*innen auf die Diskussions- und Lesebühnen? Wenn ja, in welcher Aufstellung, Präsentation, in welchem Umfang, in welchem Kontext? Das treibt mindestens diejenigen Bibliothekar*innen um, die Veranstaltungen organisieren, konkret Erwerbungsentscheidungen treffen oder die per Standing Order eingegangenen Exemplare in die Aufstellung integrieren sollen.

Da aber eine Bestandsaufnahme zur Situation fehlt, wollen wir zunächst allgemein fragen, wie sich diese Konfliktlinie überhaupt im aktuellen Tagesgeschehen und der Erwerbungspolitik der Bibliotheken manifestiert? Eine Rolle kommt dabei auch den externen Erwartungshaltungen an die Bibliotheken durch Träger und mehr noch durch die Nutzer*innen zu.

Die Achse dieser Debatten läuft erstaunlich häufig über die Vorstellung, Bibliotheken seien ein durch und durch neutraler Vermittlungsort für Information und gegebenenfalls Diskurse und Debatten. Die inhaltliche Ausgestaltung hätte sich vor allem an den Bedarfen und Ansprüchen einer Kundschaft auszurichten. Sie wären also radikal als Dienstleister*innen auf einem Markt sich verändernder Nachfragen zu verstehen, die vor dem Hintergrund des jeweiligen Publikationsaufkommens zu bedienen seien. Konsequent gedacht müssten sie daher alles anbieten und abbilden, was legal ist, solange es nur nachgefragt wird. Eine inhaltliche Bewertung und Sichtung findet nur sehr eingeschränkt statt. Wie Hermann Rösch zuletzt im Bibliotheksdienst (52 (2018) 10-11) postulierte, wäre es nur das Gesetz, das durch Verbote einen Rahmen setzt.

Man kann also fragen: Inwiefern und auf welcher Grundlage sind öffentliche (kommunale und wissenschaftliche) Bibliotheken tatsächlich zur sogenannten weltanschaulichen Neutralität verpflichtet? Und wie weit müssen sie gehen, um diese “Neutralität” umzusetzen? Prinzipiell unterliegen Bibliotheken, bei entsprechender Trägerschaft, als öffentliche beziehungsweise staatlich geförderte Einrichtungen, selbstverständlich dem Neutralitätsgebot, welches sich unter anderem von dem im Grundgesetz (Art. 3 I GG) formulierten allgemeinen Gleichheitsgrundrecht ableitet. Aber wie lässt sich dies auf den geschilderten Sachverhalt hin konkretisieren? Ebenso im Grundrecht verankert ist auch die Informationsfreiheit (Art. 5 I 1 2. Var. GG), wonach „jeder“ das Recht hat, „sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten“. Und auch hier stellt sich die Herausforderung der Umsetzung in der Bibliothekspraxis.

Denkt man Bibliotheken aus der benannten Richtung eines betont neutralen und streng an der Nachfrage ausgerichteten Informationsdienstleisters, stellt sich notwendigerweise die Frage, wie dieser Bedarf, wie diese Nachfrage ermittelt wird, wie repräsentativ dies tatsächlich ist und wie widerstreitende Bedarfe zu gewichten sind? Die oft geäußerte allgemeine Ausrichtung am Grundgesetz, die darauf abzielt, dass Bibliotheken eine umfassende Meinungsbildung im Sinne der Informationsfreiheit unterstützen sollen, impliziert zugleich, dass gerade auch die Positionen von Minderheiten erfasst werden müssten, da die umfassende Meinungsbildung eben nur über die Zurkenntnisnahme solcher Positionen möglich ist. Genau dies ist ja die Besonderheit einer pluralistischen Demokratie: Gerade nicht die Herrschaft der Mehrheit sondern eine Repräsentanz und gegebenenfalls auch ein aktiver Schutz von Minderheiten. Nur: Wer bestimmt, wer Mehrheit und wer Minderheit ist, wer besonderen Schutz und wer eine spezielle Repräsentanz benötigt? Ein rhetorischer Schachzug vieler neurechter Vertreter*innen ist es, diesen Ausgleich auszuhebeln, indem sie sich als diskriminierte Minderheitenposition einer vermeintlichen (schweigenden) Mehrheit ausgeben. Dies ermöglicht ihnen, Grundlagen und Institutionen eines demokratischen Systems zu instrumentalisieren, um genau diese Grundlagen und Institutionen nach ihren Interessen umzugestalten. Das alles ist bekannt und leicht durchschaubar und trotzdem teils sehr wirkungsvoll. Ihre – vorübergehende – Stärke liegt darin, dass das System der demokratischen Öffentlichkeit, wozu auch die Bibliotheken zählen, bisher kaum Strategien besitzt, die dadurch hervorgerufenen Verunsicherungseffekte ab- und aufzufangen.

Und entsprechend müssen sich auch Bibliotheken fragen, wie sie mit Positionen umgehen, die implizit oder explizit die Zulässigkeit anderer Positionen aktiv in Frage stellen, die jedoch zugleich in der Logik einer pluralistischen und Meinungsvielfalt fördernden Basis von Öffentlichkeit entstanden sind und die institutionalisierten Kanäle nutzen, um genau diese Basis aufzubrechen? Karl Poppers berühmtes Toleranz-Paradoxon wird plötzlich Zentralkonzept öffentlicher Debatten und eine Herausforderung für bibliothekarische Fachdiskussionen.

Daher lässt sich zwangsläufig im Kontrast zum (vermeintlichen) Neutralitätsanspruch auch zumindest fragen, ob Bibliotheken nicht parallel die Grundlagen von Öffentlichkeit mitvermitteln müssten, also ein übergreifendes Verständnis für die Struktur von Debatten und Diskursen, die Rolle und die Entstehungsbedingungen von Publikationen und die damit verbundenen Ideen und möglichen Folgen? Stehen Bibliotheken in der Verantwortung, Metakompetenzen zur Teilhabe an der Öffentlichkeit in ihrem Vermittlungsauftrag zu berücksichtigen? Zu diesen würde notwendig auch die Kommunikation ihres Selbstverständnisses zählen, die transparent werden lässt, weshalb bestimmte Titel und Positionen in den Angeboten auftauchen und weshalb andere möglicherweise fehlen. Also genereller: Sollen, wollen oder können Bibliotheken Institutionen der politischen Bildung sein?

So wird ein Gegenmodell zur reinen Dienstleistungsposition denkbar, nach dem sich Bibliotheken dezidiert als normative Institution mehr mit einem politischen bzw. Bildungs- denn einem Informations- und Dienstleistungsauftrag verstehen. Aber wie würde, könnte, sollte dies konkret aussehen? Ist solch eine Rolle in den Rahmenbedingungen und besonders auch in der Berufsausbildung überhaupt angelegt oder anlegbar? Und darüber hinaus ist zu fragen, ob Bibliotheken selbst als Akteure in den Debatten auftreten und Position beziehen sollten? (Viele tun dies nachweislich bereits.)

Wir möchten die Grenzen normativer Praxis im Bibliotheks- und Informationsbereich thematisieren. Dass ein Bibliotheksgesetz fehlt, welches einheitlich verbindliche Regelungen für Entwicklungen im Bibliothekswesen formulieren könnte, lässt Spielräume und überträgt die Aufgabe, sich hier aufzustellen, den einzelnen Einrichtungen. Ob dies eine Schwäche (mangelnde Verbindlichkeit) oder eine Stärke (im Sinne des Pluralismus) darstellt, wäre ebenfalls ein interessanter Diskussionspunkt. In jedem Fall wäre gerade der Bibliothekspraxis geholfen, überhaupt eine systematische Grundlage für mögliche normative Leitlinien zu haben – ein Auftrag auch an die Bibliothekswissenschaft. LIBREAS ruft entsprechend auch dazu auf, dafür relevante Quellen zu identifizieren, zu erläutern und nachzuweisen.

Im Prinzip erstaunt es, dass das Thema nach der normativen Ausrichtung von Bibliotheken nicht öfter Gegenstand von Bibliothekstagen, Themenheften der Fachzeitschriften oder auch bei LIBREAS ist. In den Ausgaben #19 Zensur und Ethik und in der #22 Recht und Gesetz beschäftigten wir uns immerhin bereits mit verwandten Themenkomplexen. In der kommenden Ausgabe wollen wir konkret den aktuellen Diskurs zum Umgang mit neuer rechter Literatur und der Positionierung von Bibliotheken in der aktuellen politischen Lage adressieren.

Wir wollen also erfahren: Wie positionieren Sie sich, wie positioniert ihr euch in dieser Debatte und welchen Umgang mit diesem Thema haben Sie/habt ihr mit Ihrer/eurer Einrichtung gefunden? Auf welche (historischen) Narrative und Paradigmen kann in diesem Kontext Bezug genommen werden? Gibt es internationale Parallelen?

Wir rufen dazu auf, Beiträge zu diesem Themenkomplex einzureichen, wobei wie immer sowohl Berichte aus der Praxis als auch theoretische Auseinandersetzungen in jedem Format (Essays, künstlerische Auseinandersetzungen, Abschlussarbeiten et cetera) willkommen sind. Wir freuen uns auch über Einreichungen aus Institutionen, die sich per Funktion mit diesem Themenkomplex befassen wie Gedenkstätten- oder politisch/historisch ausgerichtete (Forschungs-)Bibliotheken. Gerne unterstützen wir Sie/euch beim Verfassen der Texte oder diskutieren Ideen für Beiträge.

Einreichungsschluss ist der 31.03.2019. Beitragsvorschläge und Beiträge bitte an redaktion@libreas.eu. Wir freuen uns und sind sehr gespannt.

Eure / Ihre Redaktion LIBREAS. Library Ideas (Berlin, Chur, Dresden, Hannover, München im November 2018)


Fussnote [1] Der Zusatz ‘neu’ wird in der wissenschaftlichen Diskussion teilweise abgelehnt, da aktuelle rechte Literatur oftmals auf ältere Texte verweist und sich somit an alte Diskurse anschließt. Im Folgenden verstehen wir unter ‘rechts’ zusammenfassend rechts-konservatives, rechts-extremes und rechts-revolutionäres Denken.

261118 via i. f.


LIBREAS34: 90 Jahre BIB.wiss. in Berlin

Werte Kolleginnen und Kollegen, liebe Leserinnen und Leser der LIBREAS, (liebe Alumnis der bibliothekarischen / bibliothekswissenschaftlichen Studiengänge in Berlin,)

gerne leite ich Ihnen/euch den Call for Papers für die Ausgabe #34 der LIBREAS. Library Ideas "90 Jahre Bibliotheks*wissenschaft in Berlin" weiter. Diese Ausgabe wird in enger Zusammenarbeit mit dem Institut für Biliotheks- und Informationswissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin gestaltet, aber selbstverständlich gibt ist eine persönlicher Zusammenhang mit dem Institut keine Voraussetzung zur Einreichung eines Beitrags. Wie immer sind wir offen für Einreichungen aller Art, freuen uns als Redaktion, mit Ihnen/Euch im Vorfeld über Ideen für Beiträge zu diskutieren und bedanken uns schon mal für Ihre/eure Mitarbeit.

m.f.G. / Gruss Karsten Schuldt (Redaktion LIBREAS. Library Ideas)



Call for Papers #34: 90 Jahre Bibliotheks*wissenschaft in Berlin

Für LIBREAS. Library Ideas ist das Institut für Bibliothekswissenschaft beziehungsweise Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin (IBI) ein sehr besonderer Ort. Denn hier in der Dorotheenstraße 26, im Herzen Berlins, wurden erst die Idee, dann die Zeitschrift und später der Verein empfangen, erstellt und gegründet. Das Eckhaus gegenüber der Rückseite der Staatsbibliothek ist also der Nucleus oder der Ausgangspunkt für vielerlei persönliche Geschichten. Uns liegt es aus diesem Grund sehr am Herzen. Es hat uns viel gegeben (und genommen), bisweilen auch enttäuscht, letztlich aber unhintergehbar geprägt. Nicht nur uns. Das heutige IBI ist im Prinzip das, was von der nie sehr großen universitären Bibliothekswissenschaft in Deutschland übrig ist und zugleich einer der wenigen akademischen Anker der Informationswissenschaft, den sich die Bundesrepublik leistet. Zumindest wir aus der Bibliotheks- und Informationswissenschaft wissen, dass dies in einem argen Missverhältnis zu dem steht, was an Aufgaben sowohl für das Bibliothekswesen als auch für Informationskontexte aller Art an wissenschaftlichem Kompetenzaufbau und Begleitforschung eigentlich notwendig wäre. Dass Bibliotheken und Digitale Gesellschaft auch ohne große umfassende bibliotheks- und informationswissenschaftliche Unterfütterung funktionieren, bedeutet ja nicht, dass sie nicht besser funktionieren könnten – oder dass es nicht besser wäre, wenn die Gesellschaft mehr von ihnen verstehen würde. Eine Rolle spielt in der Praxis übrigens auch, dass Absolvent*innen des IBI natürlich ihre auch bibliothekswissenschaftliche Expertise und mitunter Forschung an ihren jeweiligen Beschäftigungsorten leben.

In diesem Jahr wird das IBI nun 90 Jahre alt, nicht ganz ein Jahrhundert, aber doch Zeuge einer Epoche, die die Welt in einer auch retrospektiv kaum fassbaren Weise transformierte. Der Traum von Mundaneum lebt in gewisser Weise in einem Tesla-Elektromobil fort, das in Richtung eines Asteroidengürtels steuert. Man kann nur staunen. Und natürlich die Frage stellen, was sich zwischen Dokumentation und Wissensmanagement, zwischen Szientometrie und Wissenschaftsforschung, zwischen sozialer Bibliotheksarbeit und Makerspaces an Spuren des Instituts, seiner Professor*innen, Mitarbeiter*innen, Absolvent*innen, Abrecher*innen in die Welt getragen hat. Wir möchten gemeinsam mit dem IBI für eine Jubiläumsausgabe einen vielstimmigen, gern auch leicht kakophonischen Chor mit Eindrücken, Erinnerungen, Erkenntnissen aus 90 Jahren Bibliothekswissenschaft, Bibliothekswissenschaft und wissenschaftliche Information, Bibliotheks- und Informationswissenschaft und iSchool-Existenz zusammentragen und eine Art Rückblick und kritische Würdigungen zusammenstellen. “Heute Neunzig Jahr” hat uns als Titel Uwe Johnson bereits vorweggenommen. Daher operieren wir zunächst sachlich mit dem Arbeitstitel “90 Jahre Bibliotheks*wissenschaft in Berlin”. Aber auch dahingehend sind wir für jeden Vorschlag offen.

Wir freuen uns zum Beispiel über Vorschläge zu den folgenden Themen:

- Historische, retrospektive Aufarbeitung der Berliner Bibliotheks- und Informationswissenschaft - Persönliche Geschichten verbunden mit dem Studienfach, dem Ort Dorotheenstraße, den Lehrenden, Studierenden etc. - Analyse des Status quo der (deutschsprachigen) Bibliothekswissenschaft - Zukunftsperspektiven für die Bibliotheks- und Informationswissenschaft Neben Einreichungen in textlicher Form sind ausdrücklich auch alternative Beitragsformen visueller oder multimedialer Art (Zeichnungen, Collagen etc.) vorstellbar.

Informationen zu weiteren Jubiläumsplanungen des IBI finden sich übrigens auf der Webseite des Instituts unter: https://www.ibi.hu-berlin.de/de/90-jahre-ibi

Die Deadline für Einreichungen ist der 1.8.2018.

Ihre / Eure Redaktion LIBREAS. Library Ideas zusammen mit dem IBI (Berlin, Chur, Dresden, Göttingen)

LIBREAS33: Ortstermin. Reportagen aus der tatsächlichen Bibliotheksarbeit

Werte Kolleginnen und Kollegen,

gerne schicke ich Ihnen auf diesem Weg den CfP für die Ausgabe #33 der LIBREAS. Library Ideas (auch unter https://libreas.wordpress.com/2017/10/04/cfp-libreas-library-ideas-33-ortstermin-reportagen-aus-der-tatsaechlichen-bibliotheksarbeit/ zu finden) und hoffe auf rege Beteiligung an dieser Nummer.

m.f.G. Karsten Schuldt


CfP LIBREAS. Library Ideas #33: Ortstermin. Reportagen aus der tatsächlichen Bibliotheksarbeit

Die bibliothekarische Literatur hat einen erstaunlichen Bias: Der Alltag, also das, was in Bibliotheken Tag für Tag, Woche für Woche gemacht wird, kommt in ihr kaum vor. Neue Projekte, innovative Veranstaltungen, erstaunliche Bauten finden immer wieder Platz in den bibliothekarischen Zeitschriften, Überlegungen zur Zukunft der Bibliotheken und Medien erst Recht; aber das, was nicht sofort als innovativ, verändernd oder erstaunlich beschrieben werden kann, ist in der Literatur fast unsichtbar. Dabei ist es diese alltägliche Arbeit, die überhaupt erst die Basis für alle neuen Projekte bietet; es ist auch diese Arbeit, die von den Nutzerinnen und Nutzern wahrgenommen wird. Zu vermuten ist, dass sie die Bibliotheken vor allem wegen diesem alltäglichen Funktionieren als Institution, als Raum, als Idee besuchen – und nur zu einem kleinen Teil wegen der so oft beschriebenen Innovationen. (Und selbst diese Innovationen werden schnell zum Alltag, wenn sie funktionieren.) Auch das Personal in den Bibliotheken ist vor allem mit dem Alltag befasst. Nur eben die bibliothekarische Literatur (und bibliothekswissenschaftliche Forschung) selten.

Ein Grund dafür ist selbstverständlich, dass das Neue, Innovative, Verändernde oft erst einmal interessanter klingt und dadurch für die Publikation geeigneter. Aber der Alltag ist eher das, was interessant ist, wenn man verstehen will, warum Bibliotheken funktionieren, wie sie funktionieren, warum sie bestimmte Entscheidungen treffen, warum sie so beliebt sind bei einer doch erstaunlich großen Anzahl von Menschen. Mit dem Fokus auf Innovationen und Veränderungen entsteht oft der Eindruck, der bisherige Alltag wäre rückständig, mitunter falsch und vor allem zu überwinden. Während es auch nicht richtig wäre, Veränderungen abzulehnen, scheint dieser Fokus doch auch viel zu übersehen. Es wird Gründe geben, warum Bibliotheken bestimmte Dinge immer und immer wieder tun. Diese werden jedoch nur sichtbar, wenn man sich den Alltag anschaut. Es gibt in den Bibliotheken immer wieder lokale Lösungen, die an diesen konkreten Orten besonders sinnvoll sind und auch etwas darüber sagen, wie Bibliotheken in ihren jeweiligen Communities funktionieren. Und es gibt immer wieder Veränderungen in Bibliotheken, die weniger sichtbar sind, auch weil sie kleinteilig oder natürlich oder trivial erscheinen. Aber dass Bibliotheken heute viel offener erscheinen, als vor einigen Jahrzehnten ist nicht nur das Ergebnis von radikalen Veränderungen, sondern von zahllosen so kleinen wie wirksamen Schritten. Auch das wird nur sichtbar, wenn man den Blick auf den Alltag der Bibliotheken lenkt.

Nicht zuletzt aber ist es der Alltag, der viele Kolleginnen und Kollegen dazu bringt, Tag für Tag und Jahr für Jahr weiter aktiv und begeistert in ihrer Bibliothek zu arbeiten und nicht die Stelle oder das Feld zu wechseln. Es gibt auch immer persönliche Erfolgsgeschichten, es wird immer auch ein Sinn in der eigenen Arbeit gesehen.

LIBREAS. Library Ideas möchte in ihrer Ausgabe #33 vor allem diesem Alltag auf die Spur kommen. Uns interessieren Berichte aus diesem Alltag: Was passiert da eigentlich Tag für Tag in der Bibliothek? Was machen die Menschen sowie die Kolleginnen und Kollegen vor Ort wirklich? Dabei geht es nicht um die großen Geschichten, die massiven Veränderungen, sondern um das vermeintlich Kleine, Nebensächliche, Alltägliche. Also das, was passiert, wenn die Türen geöffnet werden, wenn Veranstaltungen, welche die Bibliothek regelmässig durchführt, stattfinden, wenn die Schulklassen in die Öffentliche Bibliothek kommen oder die neuen Studierenden in die Wissenschaftliche Bibliothek. Wie ist das in Ihrer Bibliothek, wenn das Wetter wechselt und die Tage länger oder kürzer werden? Wie ist das, Medien einzustellen am Morgen oder am Informationspult zu sitzen am Nachmittag oder die Bibliothek am Abend zu schließen und die letzten Personen in den Abend zu entlassen?

Es geht um persönliche Erfahrungen und Berichte, um Reportagen – gerne auch improvisiert, gerne auch mit vielen Bildern und wenig Text –, um Interviews über die persönliche Motivation von Bibliothekarinnen und Bibliothekaren (zum Beispiel Ihren direkten Kolleginnen und Kollegen oder auch gerade Ihnen selber). Nichts ist zu klein, zu unwichtig oder zu wenig relevant, sondern gerade das, was oft als normaler Alltag in der Bibliothek angesehen wird, interessiert uns. Die Ausgabe #33 “Ortstermine” soll genau das sein: Besuche vor Ort, in den Bibliotheken, großen und kleinen, Öffentlichen und Wissenschaftlichen, auf dem Land und in der Stadt. Jede Bibliothek glänzt mit ihrem Alltag, nicht nur mit ihren Innovationen.

Wir rufen alle Kolleginnen und Kollegen in den Bibliotheken auf, solche Reportagen einzureichen. Gerne unterstützen wir Sie bei beim Verfassen der Texte oder diskutieren Ideen für Beiträge. Einreichungsschluss ist der 31.01.2018.

Eure / Ihre Redaktion LIBREAS. Library Ideas (Berlin, Chur, Dresden, Hannover, München)

041017 via i.


LIBREAS32: Wirkt Open Access? Oder: Wo ist die Utopie geblieben?

URL  : https://libreas.wordpress.com/2017/06/14/cfp-libreas-library-ideas-32-wirkt-open-access-oder-wo-ist-die-utopie-geblieben/ Verfasst  : 14. Juni 2017 um 12:27 Autor  : Karsten Schuldt



LIBREAS31: “Frech wie Oskar!” oder “Todeswünschesammeln” - Emotionen & Emotional Labor in Bibliotheken

Werte Damen und Herren, werte Kolleginnen und Kollegen,

gerne schicke ich Ihnen im Namen der Redaktion auf diesem Weg den Call for Paper für die Ausgabe #31 der LIBREAS. Library Ideas. Eine ausführlichere Version des CfP finden Sie im LIBREAS-Blog: https://libreas.wordpress.com/2016/12/06/cfp-31-emotionen-emotional-labor/

m.f.G. Karsten Schuldt


Libreas CfP #31: “Frech wie Oskar!” oder “Todeswünschesammeln” - Emotionen & Emotional Labor in Bibliotheken

Wo Menschen sind, gibt es Emotionen. Das gilt auch für die Bibliothek. Sie ist Ort direkter wie auch medial vermittelter Menschlichkeit. Sie ist Kontaktfläche für Menschen mit der Kultur. Je offener die Bibliothek ist, desto vielfältiger sind die Kontakte und damit Kommunikationen. Dort, wo Menschen beteiligt sind, ist beides emotional getönt. Wer sich in eine Kommunikation begibt, begibt sich entsprechend motiviert hinein. Wer eine Kommunikation verlässt, verlässt sie gleichfalls motiviert.

Wir wollen in der Ausgabe #31 diese emotionale Aufladung von Kommunikation und Kommunizieren, von Gefühlen und Ängsten, spezifisch auf den Ort der Bibliothek betrachten. Das ist sehr abstrakt möglich, beispielsweise wenn es darum geht, wie das Erleben der Bibliothek durch Kinder deren Einstellung zur Kultur und Medien prägt oder auch wie die Bibliothek als Manifestation von Blockaden im wissenschaftlichen Arbeitsprozess oder als Symbol für wohlmöglich elitäres (wissenschaftliches) Wissen fungiert und als solches negative Gefühle wie Exklusion oder Versagensängste erzeugen kann. Man kann nach der Rolle von Gefangenenbüchereien für die Insassen fragen, die sich oft fast zwangsläufig in einem emotionalen Ausnahmezustand befinden. Man kann fragen, wieso und mit welchem Ziel in improvisierten Gemeinschaften von Occupy-Wall-Street bis zum Dschung_e_l von Calais Bibliotheken entstehen. Man kann auch nach den Gefühlen, Aversionen, der Empathie des Bibliothekspersonals bei seiner Arbeit fragen. Überhaupt lohnt es, die Institution der Bibliothek und ihr Image aus einer Perspektive auf ihren emotionalen Gehalt, auf entsprechende Zuschreibungen und den Wandel dieser Zuschreibungen zu reflektieren.

Die Forschung bietet andererseits konkrete Anschlusspunkte wie die berühmte Bibliotheksangst, das Phänomen der Emotional Labor allgemein oder auch das Phänomen der Bibliotherapie.

Die LIBREAS. Library Ideas möchte die Ausgabe #31 dem Schwerpunkt der Wechselbeziehung von Emotion und Bibliothek widmen. Sie ruft deshalb zum Einreichen von entsprechenden Beiträgen auf. Gerne unterstützt die Redaktion Sie/euch beim Verfassen der Beiträge oder diskutiert Ideen zur Beiträgen. Die Beiträge können sehr unterschiedliche Formate haben, von persönlichen Berichten über wissenschaftliche Arbeiten bis hin zu künstlerischen Auseinandersetzungen.

Redaktionsschluss ist der 30.04.2016 Kontaktadresse: redaktion@libreas.eu

Eure / Ihre Redaktion LIBREAS. Library Ideas (Berlin, Chur, Dresden, Hannover, München)

061216 via i.


LIBREAS29: Bibliographien

http://libreas.eu/ausgabe29 ... 1807 via t.


Call for Papers für die Ausgabe #29 der LIBREAS. ==

Wir sind sehr an Texten und anderen Arbeiten rund um das Bibliographieren interessiert: Darstellungen zum aktuellen Stand, zum Status und zur Entwicklung von Bibliographien, zur Praxis des Bibliographierens selber, zu geschichtlichen oder grundsätzlichen Fragestellungen. Den CfP finden Sie hier: https://libreas.wordpress.com/2015/11/10/libreas-29-bibliographien-call-for-papers ...


LIBREAS28: Die Bibliothek als Idee

LIBREAS. Library Ideas – 10 Jahre bibliothekswissenschaftliche Reflektionen


2015 wird die Open Access-Zeitschrift LIBREAS. Library Ideas zehn Jahre alt. Das wollen wir, wie bereits angekündigt, mit einer Jubiläumsveranstaltung feiern. Das Symposium am 12. Septemberr in Berlin ist inhaltlich an den Titel der Zeitschrift, Library Ideas, angeleht und thematisiert somit die ideelle Seite der Bibliothek. Innerhalb des interdisziplinären Rahmens werden vor allem kulturwissenschaftliche Forschungen die Bibliothek als Heterotopie in den Blick nehmen.

Die Bibliothek kann einerseits als Metapher für das kulturelle Gedächtnis sowie als Spiegelbild, eventuell sogar pars pro toto der zeitgenössischen Gesellschaft und ihrer Wissenskulturen betrachtet werden. Das Charakteristikum der Institution Bibliothek ist die Spannung zwischen ihrem Ideal als gemeinnützige Sammlerin und Bewahrerin von als relevant eingestuftem Wissen und den Möglichkeiten, dies in der konkreten Praxis einzulösen. Die damit verbundenen Idealbilder der Institution Bibliothek und die damit verbundenen Ziele werden genauso in gesellschaftlichen und politischen Diskursen ausgehandelt wie die Vorstellung von dem, was bewahrenswertes und legitimes Wissen ist.

Zeigte sich nun diese Spannung nur durch den Unterschied zwischen eigenem Anspruch und realisierbarer Praxis, würden Idee und Anwendung in einem engeren Verhältnis stehen und sich gegenseitig begrenzen.

Die Externalität der konkreten Vorgaben und (ökonomischer) Rahmenbedingungen bringt eine weitere Dimension ins Spiel, die diesen Abgleich häufig verunmöglicht. Nicht selten bergen diese externen Interessen und Vorstellungen ein hohes Gefährdungs- bzw. Konfliktpotential für die Institution.

Unter anderem dadurch ergibt sich in der Bibliothekspraxis eine häufig produktive, oft aber desillusionierende Situation des beständigen Scheiterns. Dieses Problem versucht die Institution durch die stetige Suche nach Ausgleich der Spannung zwischen dem Ideal, dem Geforderten, dem Wirklichem und dem Machbaren zu lösen, ohne sie jemals aufheben zu können. Entscheidend ist hier, dass die konkreten gesellschaftlichen und politischen Vorgaben selbst durch – oft widerstreitende – Ideen davon geprägt sind, was die Institution Bibliothek eigentlich ist und was sie leisten soll.

Wir wollen jedoch weniger den wiederkehrenden Konflikt des Abgleichs zwischen Vorgabe und Praxis thematisieren, sondern vielmehr im Symposium und in der Ausgabe die Ideen von der Bibliothek selbst hinterfragen: Woher kommen sie? Wodurch haben sie sich gebildet? Wie unterscheiden sie sich? Wer hat und wer nimmt mit welchen Interessen Einfluss auf ihre Entwicklung? Dabei gehen wir davon aus, dass sich die Ideen genauso ändern können wie die äußeren Umstände (Vorgaben, finanzielle Möglichkeiten, technische Bedingungen et cetera). Idee und Realität, Tradition und Innovation treffen im Raum der Bibliothek in verschärfter und konkreter Weise aufeinander. Insofern können ihre sich in viele Richtungen streuenden Entwicklungen auch als temporäres Bild der aktuellen Gesellschaft und der diese prägenden und lenkenden (Wissens-)Kulturen aufgefasst werden.

In der Jubiläumsausgabe werden idealerweise die Vorträge des Symposiums als Jubiläumsausgabe veröffentlicht. Diese sollen jedoch gern durch weitere Positionen auf die Idee(n) der Bibliothek ergänzt werden. Dies muss, wie immer, nicht in der Form eines klassischen Aufsatzes geschehen. LIBREAS befürwortet ausdrücklich Einreichungen, die die Möglichkeiten des vernetzten, multimedialen, digitalen Publizierens kreativ aufgreifen – und lädt in jedem Fall herzlich dazu ein, die Idee der Bibliothek aktiv und offen zu be- und hinterfragen. Ebenso sind, wie immer, Beiträge abseits des Schwerpunktthemas herzlich willkommen. Deadline der Ausgabe ist der 15.10.2015.


LIBREAS27: Methoden

Wissenschaft unterscheidet sich von anderen Formen der Wissensproduktion, Erkenntnisfindung und Verstehensbemühung bekanntlich durch ihr klares und systematisches Annähern. Das Mittel dafür sind die Methoden. Sie helfen, wissenschaftliche und andere Fragestellungen nach einem klar vorstrukturierten Handlungsprogramm zu bearbeiten. Sie schaffen Vergleichbarkeit und sorgen dafür, dass die Antworten oder neuen Fragen in ihre Genese nachvollzogen werden können. Jeder Wissenschaftler und jede Wissenschaftlerin braucht sie und in jeder wissenschaftlichen Arbeit müssen sie zum Verständnis, zur Anerkennung und zur Prüfbarkeit der Aussage dieser Arbeit expliziert werden.

Andererseits müssen die Methoden zu den jeweiligen Fragestellungen passen und wo sie nicht ganz passen, passend gemacht werden. Keinesfalls jedoch sollte die Methode die Fragestellung dominieren, was oft genug vorkommt und beispielsweise einige der Ängste von Geisteswissenschaftlern gegenüber den aufblühenden Digital Humanities erklärt. Die Methode ist die Brille, die den Blick lenkt und den Schärfepunkt definiert. Sie kann Kurzsichtigkeit überwinden aber eben auch hervorrufen. Da es ohne Methoden keine Wissenschaft gibt, muss die Methodendiskussion geführt werden. Und zwar ständig, denn eine Wissenschaft ändert sich mit jedem Erkenntnisschritt und jeder neuen Frage. Daher muss regelmäßig geprüft werden, ob die Methoden, die dazu führten, in derselben Form auch noch für den nächsten Schritt angemessen sind oder angepasst werden müssen. Ein grundsätzlicher Methodenwechsel in einer Fachkultur ist dagegen selten und vor allem selten erwünscht.

Da dieser Prozess eine ganz eigene Komplexität besitzt, verwundert es nicht, dass es in der Spezialisierung der Wissenschaft auch Expertinnen und Experten, die eine Tiefenkenntnis und überdurchschnittliche Reflexionskompetenz bezüglich bestimmter Methoden haben. Sie heißen zwar nicht Methodologisten, sind aber dennoch diejenigen, die idealerweise die Methodendiskussionen mit ihrem Meta- beziehungsweise methodologischen Wissen führen. In einer Wissenschaft sind sie in der Regel dadurch zu identifizieren, dass sie Handbücher, Einführungen und Tutorien zu den jeweiligen Methoden dieses Fachs verfassen. Greift man zu den jeweils aktuellsten Publikationen dieser Art, erfährt man gemeinhin viel über den derzeitigen Elaborierungsstand zum methodologischen Fundament eines Faches und damit auch ganz allgemein etwas über den Zustand einer Disziplin. Finden sich keine aktuellen Methodenhandbücher, ist das Fach meist so gut wie tot.

Der Bibliotheks- und Informationswissenschaft ist entsprechend trotz aller Kritik und der allgemeinen Annahme einer methodischen Retardation (vgl. Kaden, 2014) wenigstens formal einigermaßen lebendig, denn gleich drei Titel zu Methoden erschienen in kurzem Abstand voneinander 2013 und 2014. (Umlauf, Fühles-Ubach & Seadle 2013; Schuldt, 2014; Siegfried & Nix, 2014) Ähnliches gilt für die Methodenkritik. Mitte 2014 postulierte Corinna Haas in der 027.7 sowie in einem von ihr eingeführten Schwerpunkt in der Bibliothek. Forschung und Praxis zu ethnologischen Methoden, dass die Bibliotheken sich bislang vor allem auf Umfragen, Interviews und Fokusgruppen konzentrieren würden, wenn sie etwas über ihre Nutzerinnen und Nutzer erfahren wollen. (Haas 2013; Haas 2014) Dabei, so Haas vollkommen richtig, ist die Bandbreite von Methoden, die in anderen Forschungsfeldern entwickelt wurden, viel größer. Ganz abgesehen davon, dass auch die Bibliotheks- und Informationswissenschaft mit ihren sehr unterschiedlichen Fragestellungen selber Methoden entwickeln könnte.

Mit einem größeren Methodenwissen lässt sich, so ist kurz zu vermerken, ein größeres Spektrum Fragen sinnvoll und strukturiert bearbeiten, was auch heißt, dass das Bibliothekswesen mehr Wissen ansammeln, vergleichen, strukturieren und in tragfähige Modelle fassen kann. Die Bibliotheks- und Informationswissenschaft könnte also durch die Erweiterung und Elaboration des in ihr gängigen Methodenspektrums ihr Erkenntnis- und Analysepotential erweitern. Für ein Fach, das sich traditionell fragen lassen muss, was es eigentlich ist und ob man es wirklich braucht, ist das auch wissenschaftsstrategisch immer ein sinnvolles Ziel.

Deshalb ist die Redaktion LIBREAS der Meinung, dass diese Diskussion vorangetrieben werden sollte. Mit dem Schwerpunkt der Ausgabe #27 stellen wir dafür gerne einen Ort zur Verfügung. Das Thema lässt sich, so unser Vorschlag, in Themenblöcke untergliedern.

(1) Zum einen wäre es sinnvoll, die tatsächliche Situation darzustellen und zu reflektieren. Stimmt es eigentlich, dass Bibliotheken und die Bibliotheks- und Informationswissenschaft ein eher unsicheres und kleines Methodenwissen haben? Beschränken sie sich tatsächlich auf (zu) wenige Methoden? Und selbst wenn, ist das negativ? Gibt es dafür andere Gründe? Welche Auswirkungen hat das?

(2) Wenn es stimmt, dass Bibliotheken zu wenige Methoden einsetzen, was wäre dann die Lösung? Sollte die Ausbildung verändert werden? Muss die Arbeitsweise und Struktur von Bibliotheken verändert werden? Ist der Zuwachs an Projektstellen in Bibliotheken, der in den letzten Jahren zu beobachten ist, nicht schon eine Entwicklung in Richtung Methodenvielfalt? Muss die Finanzierung von Forschungs- und ähnlichen Projekten in Bibliotheken verändert werden? Müssen Bibliotheken oder die Bibliotheks- und Informationswissenschaft mehr auf andere Forschungsdisziplinen zugehen, um sich deren Methoden anzueignen?

(3) Damit zusammenhängend: Was wären eigentlich sinnvolle Methoden für Bibliotheken und zu welchen Fragen? Sind die bislang verwendeten Methoden schlecht, sind deren Erkenntnismöglichkeiten wirklich gering? Ist nicht, zum Beispiel, die Form des unstrukturierten Interviews, wenn deren Einsatz reflektiert geschieht, zumeist auch vollkommen ausreichend?

(4) Und selbstverständlich ist es möglich, die Erfahrungen mit bestimmten, vorzugsweise eher selten verwendeten Methoden zu schildern. Gibt es solche Erfahrungen schon, muss man sie vielleicht nur sichtbar machen? Was sind die Vorzüge einzelner Methoden? Gibt es ein Akzeptanzproblem für solche Methoden innerhalb der Fachgemeinschaft? Dies kann sowohl auf abstrakter Ebene als auch auf der Ebene einzelner Forschungsprojekte erläutert werden. Wir würden uns freuen, wenn zu diesen oder angrenzenden Fragestellungen Beiträge eingingen, sowohl kritische und breitangelegte, welche das gesamte Bibliothekswesen in den Blick nehmen als auch konkrete, lokal angelegte, die auf die Erfahrungen und Wünsche in einzelnen Bibliotheken oder Instituten eingehen.

Für die Einreichung gelten die Hinweise für Autorinnen und Autoren auf der Homepage der LIBREAS. Gerne diskutieren wir Artikelideen im Vorfeld mit Ihnen. Deadline für diese Ausgabe ist der 31. März 2015.


Literatur

Haas, Corinna: „Spielen die jetzt Soziologen?“. Nutzerstudien mit ethnografischen Methoden. In: 027.7 Zeitschrift für Bibliothekskultur 1 (2013) 3, http://www.0277.ch/ojs/index.php/cdrs_0277/article/view/38/101

Haas, Corinna: Wozu Ethnografie in Bibliotheken?. In: Bibliothek. Forschung und Praxis 38 (2014) 2, 185-189 Kaden, Ben: Ein Handbuch und sein Fach. Zu einer aktuellen Besprechung in der Zeitschrift BuB. In: LIBREAS.Weblog, 19.06.2014, http://libreas.wordpress.com/2014/06/19/bibliothekswissenschaft_bub/

Schuldt, Karsten: Bibliotheken erforschen ihren Alltag. Ein Plädoyer. Berlin: Simon Verlag für Bibliothekswissen, 2014 Siegfried, Doreen ; Nix, Sebastian: Nutzerbezogene Marktforschung für Bibliotheken. Eine Praxiseinführung (Praxiswissen). Berlin: Walter de Gruyter, 2014

Umlauf, Konrad ; Fühles-Ubach, Simone ; Seadle, Michael: Handbuch Methoden der Bibliotheks- und Informationswissenschaft. Bibliotheks-, Benutzerforschung, Informationsanalyse. Berlin: Walter de Gruyter, 2013

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Werte Kolleginnen und Kollegen,== gerne weise ich Sie im Namen der Redaktion darauf hin, dass der Call for Paper für die Ausgabe #27 der LIBREAS erschienen ist. Schwerpunktthema dieser Ausgabe sind Methoden in Bibliotheken und der Bibliotheks- und Informationswissenschaft. Der Text des CfP ist hier angehangen, kann aber auch im Blog der LIBREAS gefunden werden (http://libreas.wordpress.com/2014/09/30/call-for-paper-libreas-27-methoden/).

Bei dieser Gelegenheit verweise ich gerne darauf, dass auch der Call for Paper für die Ausgabe #26 "Bibliotheken __ abseits / ausserhalb der Bibliothek" (http://libreas.wordpress.com/2014/05/12/cfp26/) bis zum 30.10.2014 geöffnet ist und wir gerne weiterhin Beiträge für diese Ausgabe annehmen.

m.f.G. Karsten Schuldt (HTW Chur), für die Redaktion LIBREAS. Library Ideas



LIBREAS26: BIB-s outside BIB-s =

Anarchistische Bibliothek & Archiv Wien=== Bibliothekskollektiv Anarchistische Bibliothek & Archiv Wien LIBREAS. Library Ideas, 26 (2014). http://libreas.eu/ausgabe26/04kollektiv/

Die Anarchistische Bibliothek in Wien gibt es seit 2010 und wird von einer Handvoll Leuten unentgeltlich betrieben. Sie existiert sowohl real in den angemieteten Räumlichkeiten im Erdgeschoß im Hinterhof eines Gründerzeithauses im 8. Wiener Gemeindebezirk als auch im Netz unter http://a-bibliothek.org


die-geologisierung-der-medientheorie=== https://libreas.wordpress.com/2015/01/30/die-geologisierung-der-medientheorie/


  1. 26 "Bibliotheken __ abseits / ausserhalb der Bibliothek" ==

http://libreas.wordpress.com/2014/05/12/cfp26/



LIBREAS25: Frauen

http://www.libreas.eu zb Bona Peiser ...


„Dieses Persönlich-Geistige des bibliothekarischen Berufs zieht die Frauen erfahrungsgemäß stark an, und es ist keine Frage, daß die Frau für dieses Gebiet gute Eigenschaften mitbringt. Ist es ihr nicht von Natur gegeben, auf andere einzugehen, besitzt sie nicht Schmiegsamkeit des Geistes und die Elastizität, die es allein ermöglichen, Menschen mit den verschiedensten geistigen Bedürfnisssen zu verstehen? Fühlt sie nicht und sieht, wonach gesucht wird, während der Mann noch des erklärenden Wortes bedarf? Und ist es nicht gerade ihre ‘Liebe zu den Büchern’, die sie in die Bibliothek führt? Das alles ist, obwohl auch hier nicht verallgemeinert werden darf, richtig, und das alles sind wichtige Voraussetzungen für erfolgreiches Wirken.“ (Hoffmann-Bosse 1915, 11)


["The interpersonal intelligence of the library profession attracts woman predominantly, according to experience, and there is no question that the woman possesses good properties for this field of work. Is it not given to her by nature to be responsive to others , doesn’t she possess suppleness of mind and an elasticity , which allow her to understand people with various intellectual needs ? Doesn’t she feel and see what is sought for, where the male still needs a word of explanation? And isn’t it especially her ' love for books ' which brings her to the library ? All this is, though it may not be generalized here and all those are important prerequisites for successful work. " ( Hoffmann- Bosse 1915 , 11)]


LIBREAS #25 | Frauen

Anstelle eines Editorials

Heike Stadler & Karsten Schuldt —Spurensuche: Bibliothekarinnen, Berufsgeschichte, Sprache in Nachrufen. Ein Dialog

Schwerpunkt:

Bibliothekarin sein – Nutzerin sein. Frauen und Bibliotheken Karin Alexander — Die Frau im Bibliothekskatalog Frauke Mahrt-Thomsen — Bewerbungen von bibliothekarischen Hilfsarbeiterinnen an der Königlichen Bibliothek / Preußischen Staatsbibliothek 1916-1943 Susanne Brandt — Lieder und Gedichte sammeln gegen das Verstummen. Erinnerungen an die Bibliothekarin Anna Kvapilová (1905-1992) Anna Becchi — Jella Lepman. Die Gründerin der Internationalen Jugendbibliothek Marion Voigt — Wiberat. Eine Frauengestalt aus dem Frühmittelalter als Patronin der Bibliothekare und Bibliophilen. Oder: Feiern Sie den 2. Mai? Maria-Inti Metzendorf & Antje Kellersohn — Frauen in bibliothekarischen Führungspositionen – Ein Gespräch im Mai 2014 Katharina Leyrer — Das Geschlecht spukt in der Stadtbibliothek: Ein Aufruf für genderneutrale Bibliotheksangebote

Freier Teil Jutta Haider — How library and information science can save the world and why to care

Rezension [Rezension:] Walther Umstätter — Rezension zu: Bredemeier, Willi (2014) Ein Anti-Heimat-Roman. Bildungsreisen durch ein unbekanntes Land. Simon Verlag für Bibliothekswissen, Berlin



LIBREAS24: Zukünfte

URL http://www.libreas.eu ... Über Rückmeldungen und Diskussionen freuen wir als Redaktion uns ebenso wie über eine Verbreitung dieser Nachricht. In diesem Zusammenhang verweise ist zudem gerne noch einmal auf den aktuellen Call for Paper zur LIBREAS #25: Frauen (http://libreas.wordpress.com/2013/11/18/4384/).


LIBREAS22: Recht und Gesetz

Das als Gesetz und Verordnung kodifizierte Recht zieht in das gesellschaftliche Leben Grenzen ein. Damit setzt es die Vorbedingungen des Zusammenlebens und gibt den Individuen und Institutionen Orientierung für ein – in diesem Bezugsrahmen – normativ richtiges Handeln. Es kann Macht zuteilen oder aberkennen. Obwohl die Gesetze selber einer ständigen Kritik unterliegen, die Umsetzung der Gesetze und Verordnungen ebenso als Quelle der Friktionen bekannt ist und gegen die meisten Gesetzgebungsverfahren der Einwand erhoben wird, nicht ausreichend transparent zu sein: Bibliotheken, Informationseinrichtungen, Dienstleister im Informationsbereich, die bibliotheks- und informationswissenschaftliche Forschung können diesen Rahmen nicht verlassen. Sie wollen es gar nicht, wenngleich insbesondere das Urheberrecht politischem Druck ausgesetzt ist, welcher zum Teil auch vom Bibliotheks- und Informationswesen getragen wird.

Aber was genau heißt in der Bibliothekspraxis, das Gesetz nicht zu übertreten? Wie sieht der Raum, den das Gesetz für die Informationspraxis umreißt, eigentlich genau aus? Was darf getan werden und was nicht? Wie unterscheiden sich diese Räume im internationalen Rahmen? Repräsentiert das Recht die gesellschaftlichen Anforderungen an Informationsnutzung? Sollten die Gesetze, insbesondere – sofern vorhanden – Bibliotheksgesetze, aus Sicht der Informationseinrichtungen und ihrer Akteure, geändert werden? Wie sollten sie aussehen? Damit möchte sich die LIBREAS Ausgabe #22 beschäftigen. Uns interessiert zudem die Frage, wie Bibliotheken und Informationseinrichtungen eigentlich mit den möglichen Grenzen des Gesetzes umgehen? Wie verhindern sie ungewollte Übertretungen? Was tun sie, wenn sie doch solcher angeklagt werden? Oder sind sie, wie ihnen manches Mal vorgeworfen wird, viel zu vorauseilend und nehmen sie sich damit selber Rechte weg? Übertreten sie zum Teil die einen Rechte – zum Beispiel ihrer Nutzerinnen und Nutzer – um andere Rechte – zum Beispiel die der Content Provider – zu weitgehend durchzusetzen?

Nicht zuletzt erheben insbesondere Bibliotheken innerhalb des Diskurses „Informationskompetenz“ immer öfter den Anspruch, ihre Nutzerinnen und Nutzer dazu anzuhalten, die Rechte aller Beteiligten am Produktionsprozess von Medien zu achten. Was ist damit eigentlich gemeint? Ist das überhaupt sinnvoll und berechtigt? Sollen Bibliotheken das tun oder ist das nicht, wenn überhaupt, Aufgabe dieser Beteiligten alleine? Sollen Bibliotheken Piraten sein, sollen sie die Interessen von Verlagen und Labeln vertreten, von Künstlerinnen und Autoren oder radikal die der Nutzerinnen und Nutzer? Oder sollen sie ganz und gar neutral bleiben?

Zuletzt drängt sich auf, dass Informationseinrichtungen und Bibliotheken als Infrastruktur gerade im Prozess der Rechtsprechung relevant sind. In Gerichten und Kanzleien sitzen, zumeist verteilt und als One Person Libraries organisiert, Kolleginnen und Kollegen und tragen dafür Sorge, dass die rechtlichen Prozesse geführt werden können. Ebenso werden gesetzgebende Institutionen von Kolleginnen und Kollegen direkt unterstützt. Während ihre Arbeit offenbar im Gegensatz zur (medizinischen) Autopsie nicht cool genug für Fernsehserien sind – warum eigentlich? – würden wir uns freuen, wenn einmal ein Licht auf sie und ihre verantwortungsvolle Arbeit geworfen wird.

Wir rufen dazu auf, insbesondere aus der Praxis – egal ob in den Einrichtungen und bei der informationsbezogenen Arbeit, als auch aus der politischen und gesetzgeberischen Praxis – zum Themenbereich Recht und Gesetz Beiträge für die nächste Ausgabe der LIBREAS einzureichen. Dem Thema entsprechend werden sie hoffentlich kritisch und reflexiv sein. Wir freuen uns auf spannende Diskussionen, Berichte aus der Praxis und widerstreitende Positionen. Redaktionsschluss für die LIBREAS #22 ist der 31. Januar 2013. Für Einsendungen oder weitere Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktion LIBREAS (redaktion@libreas.eu) oder einzelne Redakteurinnen und Redakteure (www.libreas.eu/formal/impressum.htm).


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LIBREAS42

Schuldt, Karsten (2022). Die nationalen Bibliothekswesen sind stark auf sich selbst bezogen: Eine Auswertung der bibliothekarischen Zeitschriften im DACH-Raum mit Bezug auf internationale Themen. In: LIBREAS. Library Ideas, 42 (2022). https://libreas.eu/ausgabe42/schuldt/

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LIBREAS21 == http://www.libreas.eu/

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LIBREAS20: Scheitern

http://www.libreas.eu/

Interview mit Dr. Luzian Weisel - DGI DGI-Vizepräsident und Mitglied der IuK-Initiative Wissenschaft. Dr. Luzian Weisel hat Ende des Jahres 2011 Libreas ein Interview zur Auflösung der ... dgi-info.informationsassistent.de/


LIBREAS19: Ethik und Zensur

http://www.libreas.eu/

LIBREAS Ausgabe #19 erschienen by Wolfgang Kaiser Die Herbstausgabe der LIBREAS beschäftigt sich diesmal mit dem Thema “Ethik und Zensur”:

“Es gibt keine einfachen Antworten, noch nicht einmal einfache Fragen. Das wird uns beim letzten Lesen der aktuellen Ausgabe der LIBREAS vor der Veröffentlichung noch einmal klar. Das Thema Ethik und Zensur scheint einerseits nahe am beruflichen Alltag von Bibliotheken und Informationseinrichtungen zu sein, aber gerade deshalb nicht leicht zu bearbeiten. Zudem kann gerade die Umsetzung ethischen Handelns in Bibliotheken selber nicht durch Konzeptpapiere erfasst werden. [...] Zudem ist auffällig, dass einerseits Veranstaltungen zu bibliothekarischer Ethik, wie zuletzt auf dem Bibliothekartag in Berlin, großen Zulauf haben, gleichzeitig aber die eigentliche Diskussion zum Thema noch nicht wirklich zustande gekommen zu sein scheint. Insoweit kann die 19. Ausgabe der LIBREAS auch als weitere Aufforderung verstanden werden, über die ethische Fragestellungen in Bibliotheken und Informationseinrichtungen nachzudenken. Wie gesagt: Einfache Antworten gibt es nicht, aber die Hoffnung, dass wir Antworten finden können, besteht weiterhin.”

Autoren in der aktuellen Ausgabe, die sich diesmal in einen theoretischen (“Ethik und Zensur”), einen freien Teil und einen Rezensionsteil untergliedert, sind Julia Spenke (“Ethik für den Bibliotheksberuf: Zu Entwicklung und Inhalt eines bibliothekarischen Ethikkodexes in Deutschland“), Jens Boyer und Iris Reiß-Golumbeck (“Bibliothekarische Berufsethik in der Praxis“), Herrmann Rösch (“Zensur und Bibliotheken – historische Reminiszenz oder Dauerthema?”) und Ludger Macher (“Die Korrelation von Arbeitslosenzahlen in Ratingen und Ausleihzahlen in der Stadtbibliothek Ratingen“).

Außerhalb des Schwerpunkts “Ethik und Zensur” gibt es zwei Beiträge: Wolfgang Kaiser und Karsten Schuldt: Hat die Öffentliche Bibliothek einen sozialen Auftrag und wenn ja, welchen? Ein Dialog. und ein Interview von Linda Treude mit Søren Brier zum Thema “Semiotics in Information Science”.

Der Rezensionsteil beinhaltet eine Besprechung zu Julia Bergmann und Patrick Danowski (Hg.) 2010: Handbuch Bibliothek 2.0 von Annekathrin Genest und zu Bäumler, Thomas; Bühler, Benjamin; Rieger Stefan (Hrsg.) Nicht Fisch – nicht Fleisch. Ordnungssysteme und ihre Störfälle. von Ben Kaden.

2510 via bibliothekarisch.de

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Fallstudiensammlung EFubiP (Ethische Fundierung bibliothekarischer Praxis) Fallstudie 4 zum Thema RFID in Bibliotheken: http://www.fbi.fh-koeln.de/efubip/efubip-gesamtuebersicht.php


LIBREAS18: Wissenschaftskommunikation und -organisation

http://www.libreas.eu/

CfP LIBREAS #18 – Scholarly/Scientific communication and Knowledge organisation / http://bit.ly/LIBREAS-CfP-18

RT @LIBREAS: #libreas #18 zum Schwerpunkt #Wissenschaftskommunikation und #Wissensorganisation ist erschienen. http://www.libreas.eu/


LIBREAS17

http://www.libreas.eu/


  • LIBREAS-Redaktion: Editorial # 17


  • Thomas Hapke: Zum verborgenen Ursprung des Informationswesens in der Chemie===


Mein Kommentar https://t.co/K8sVmgADYu zur Petition zum Erhaltung der Informationswissenschaft in Düsseldorf: https://t.co/2ZPLF5xDrX ... 240116 via t. bzw fb ... s.a. #saveiws via change.org ...



  • Najko Jahn: Bibliotheks- und Informationswissenschaftliche Zeitschriftenaufsätze 2009 im Spiegel des Web of Science
  • Tania Alekson, Dean Gustini: Collaborative academic librarians and conducting research on social media in Canada. Introducing the Social Media Research Team (SmeRT)
  • Oliver Bendel: Die Renaissance des Papiers. Codes als Elemente hybrider Publikationsformen


  • Rainer Kuhlen: Verteidigen Deutscher Hochschulverband und Börsenverein wirklich Wissenschaftsfreiheit oder geht es nur um obsolete Privilegien? ===


  • Rezension : Valie Djordjevic: Forschung als Machtposition. Zwischen soziologischer Theoriebildung und juristischer Machbarkeitsprüfung. Rezension zu: Christoph Bieber, Martin Eifert, Thomas Groß, Jörn Lamla (Hg.) (2009): Soziale Netze in der digitalen Welt. Das Internet zwischen egalitärer Teilhabe und ökonomischer Macht
  • Rezension : Ben Kaden: Benennen und Verstehen. Überlegungen zur Wissenschaftskommunikation im Anschluss an Winfried Thielmann. Rezension zu: Thielmann, Winfried (2009): Deutsche und englische Wissenschaftssprache im Vergleich. Hinführen – Verknüpfen – Benennen.
  • Podcast #15 zur IFLA New Professionals Special Interest Group (Dierk Eichel, Sebastian Wilke)

http://libreas.eu/ausgabe17/texte/inhalt.htm


LIBREAS16

http://www.libreas.eu/


LIBREAS15

http://www.libreas.eu/


Editorial

LIBREAS # 15

Katrin Weller: Ontologien: Stand und Entwicklung der Semantik für das World Wide Web

Jakob Voß: Zur Neubestimmung des Dokumentenbegriffs im rein Digitalen

Cornelius Puschmann: Vom Object Web zum Discourse Web. Metaphern der digitalen Kommunikation im Wandel und ihre Auswirkungen auf die Wissenschaft

Dirk Wissen: Wikigraphie und Mediographie. Zukunft der Bibliographie

Kristen Radsliff Clark: Supporting Youth Boundary Crossing: Intertextuality as a Component of Design for Information and Visual Literacy

Uwe Jochum: Der Souverän

Joachim Eberhardt: Wiederholung erzeugt keine Wahrheit. Jochum schreibt immer noch gegen Open Access

Joachim Losehand: Moskenstraumen

Günter Schlamp: Basedow1764, Demolux und eine Klage

Rezension: Brier, Søren (2008): Cybersemiotics. Why information is not enough! (Ben Kaden)

Rezension: Carole A. George: User-Centred Library Websites: Usability Evaluation Methods. (Matti Pekuri)

Rezension: Durrani, Shiraz (2008). Information & Liberation: Writings on the Politics of Information and Librarianship. (Anne Mostad-Jensen)

Rezension: Hillgärtner, Harald: Das Medium als Werkzeug. Plädoyer für die Rehabilitierung eines abgewerteten Begriffes in der Medientheorie des Computers. / Schindl, Thomas: Räume des Medialen. Zum spatial turn in Kulturwissenschaften und Medientheorie. (Karsten Schuldt)

Rezension: Stegbauer, Christian (2009): Wikipedia. Das Rätsel der Kooperation. (Linda Groß)


LIBREAS14 - Open Access und Geisteswissenschaften

http://www.libreas.eu/

Postmoderne Wissensorganisation oder: Wie subversiv ist Wikipedia? – Dina Brandt | Anschlussdiskussion zwischen Ben Kaden und Dina Brandt

If Malinowski had been a Blogger – Leah Rosenblum [Anthropologie]

Open Access und Geschichtswissenschaften – Notwendigkeit, Chancen, Probleme – Lilian Landes [eigentlich nur Werbung für perspectivia.net]

Not Your Parents' History Professors: An Introduction to Three Digital Humanists – Elisabeth Mead Cavert Scheibel [Dan Cohen (http://www.dancohen.org/), Tom Scheinfeldt (http://www.foundhistory.org/), and Mills Kelly (http://edwired.org/) all work in the Center for History and New Media (http://chnm.gmu.edu/) at George Mason University, in Fairfax, Virginia, USA.]

Bedeutung und Praxis von Open Access an der HU-Berlin – Nicole Henschel [befragte Anfang 2007 266 Profs etc. zu OA]

1403 via a.

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13 == http://www.libreas.eu/


12 == http://www.libreas.eu/


@libreka Ein Gedanke: Logo ist twitter ein tool das für marketing genutzt werden kann. Würden ab und an auch andere infos ankommen? ich fänds cool. k.

0912 no tweet

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http://twitter.com/JackiesBuzz/status/9070542151

fine tweet

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Jakob am Mai 16th, 2010 ==

Um auf Grundlage von objektiven Fakten diskutieren zu können, habe ich jetzt eine Bestandsaufnahme von deutschsprachigen Bibliothekszeitschriften und deren Online-Verfügbarkeit angefangen. http://spreadsheets.google.com/ccc?key=0Aro_DAmC_PbndFItMmpFUjVYUnljTk5FZHYzQW5yOWc&hl=en

via infobib

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http://libreas.wordpress.com/2009/07/07/libreas-preprint-no-1-uwe-jochum-der-souveran/

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Lesenswerter Artikel von Ben == http://www.ib.hu-berlin.de/~libreas/libreas_neu/ausgabe7/010kad.htm

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RT @LIBREAS: LIBREAS-Preprint 02/2010: Ben Kaden über #Wissenschaftskommunikation: http://bit.ly/9wos5T


BFB - Bibliotheksforum Bayern http://www.bibliotheksforum-bayern.de Das neue BFB wird die Bühne sein, auf der sich das bayerische Bibliothekswesen präsentiert

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